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,,Betongold stark gefragt - doch zu wenig davon im Angebot

Immobilien

,,Betongold stark gefragt - doch zu wenig davon im Angebot

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    ,,Betongold stark gefragt - doch zu wenig davon im Angebot
    ,,Betongold stark gefragt - doch zu wenig davon im Angebot Foto: Reinhold Löchle

    Die Angst ums Ersparte, günstiges Zinsniveau, steigende Mieten: Eigentlich müssten sich derzeit die Immobilienexperten im Ostallgäu die Hände reiben. In der Tat ist die Nachfrage sowohl nach Gebrauchtimmobilien als auch nach Neubauten groß. Das Problem nur: Vor allem im Raum Marktoberdorf mangelt es sowohl an Objekten als auch an Bauplätzen in interessanter Lage. ,,Im Raum Landsberg geht die Post ab" und auch in Füssen sei die Lage besser, ärgert sich Karl Schindele, Geschäftsführer von Wohnbau Riedler in Marktoberdorf, über die Baugrundpolitik der Verantwortlichen im Rathaus. ,,Wer geht schon nach Leuterschach?", sieht er das dortige Neubaugebiet kritisch. Wichtig wäre ein Neubaugebiet in der Kernstadt, denn hier gebe es derzeit ,,kein einziges Grundstück zu kaufen". Bernard Auger, Chef des gleichnamigen Immobilienbüros, sieht es nicht anders: ,,Seit dem Gewend entstand kein großes Neubaugebiet mehr in der Stadt." Gibt es kaum Neubauten, werden auch weniger Gebrauchtimmobilien frei. ,,Es fehlen Objekte von 200.000 bis 250.000 Euro", klagt Auger. Sehr günstige Angebote seien oft wenig attraktiv, ist seine Erfahrung.

    Zudem bremst die Euro-Krise den Markt: ,,Jetzt verkauft keiner sein Haus oder Grundstück, jeder hat Angst ums Geld", sagt Schindele. Oder aber er verlange ,,Mondpreise". Das Immobilienangebot sei dürftig und preislich überhöht. Die Folge: steigende Mieten, ,,20 Prozent mehr in einem Jahr". Schindele erinnert warnend an eine Prognose, laut dieser die Kreisstadt bis zum Jahr 2020 ,,zehn Prozent weniger Bevölkerung haben wird". Wenn Steuerzahler hier keine Grundstücke oder Häuser fänden, ,,dann gehen sie eben woanders hin". Mindestens 20 Bauinteressenten kenne er, die ,,Gewehr bei Fuß stehen".

    Nach Worten von Stadtkämmerer Wolfgang Guggenmos ist die im Rathaus geführte Warteliste für städtischen Baugrund seit Jahren in etwa gleich groß, exakte Zahlen lagen ihm nicht vor. In Leuterschach beginne demnächst die Platzvergabe. Erfahrungsgemäß sprängen aber häufig Interessenten ab, wenn es konkret um den Bauplatzkauf gehe.

    Mieter sorgen sich um Erspartes

    Rund 25 Immobilien im Raum Marktoberdorf/Kaufbeuren hat Wilhelm Gödrich, Immobilienberater bei der VR-Bank, momentan im Angebot. Vor der Krise waren es etwa 50 im Schnitt. Während damals noch 80 Prozent der Käufer Eigennutzer und 20 Prozent Anleger waren, sei heute das Verhältnis fifty-fifty, sagt Gödrich und führt dies auf die Euro-Krise zurück. Seine Einschätzung wird von Reinhold Rienecker, Immobilienexperte bei der Sparkasse Marktoberdorf, geteilt.

    Dabei suchten Anleger vor allem ?seriös vermietete Wohnungen?. Die niedrigen Zinsen verstärkten den Trend zu ,,Betongold", sagt Gödrich. Aber auch Mieter wollten ihr Erspartes in Sicherheit wissen und suchten sich etwas Eigenes.

    Michael Göser, Leiter der Immobilienabteilung bei der Sparkasse Allgäu, spricht beim Blick aufs gesamte Allgäu von einer ,,riesigen" Nachfrage nach Immobilien. In der ersten Hälfte von 2011 habe man 19 Prozent mehr Objekte als im Vorjahreszeitraum vermittelt. Die höchste Nachfrage macht er rund um Füssen und Kempten aus, die Region um Marktoberdorf ,,zieht mittlerweile nach". Derzeit habe er 22 Marktoberdorfer Objekte im Vertrieb. Göser ist überzeugt, dass die Preise steigen werden.

    1994 musste man laut Sandra Geßner von der Sparkasse Allgäu noch 38 Prozent des Einkommens für die Finanzierung seines Eigenheimes aufbringen, heute seien es 13 Prozent. Wobei das Allgäu beim Wohneigentum Nachholbedarf hat. Nach Aussagen Geßners liegt die Eigentümerquote im Deutschland-Schnitt bei 52 Prozent, im Allgäu bei 49 Prozent. Möglicherweise holt die Region aber bald auf. Jedenfalls sind beim Landratsamt Ostallgäu im ersten Halbjahr 2011 fast 400 Bauanträge für Eigenheime eingegangen, 14,5 Prozent mehr als in der ersten Hälfte von 2010.

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