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Bestattungsinstitut Herbein in Marktoberdorf über moderne Bestattungsarten

Bestattung

Bestattungsinstitut Herbein in Marktoberdorf über moderne Bestattungsarten

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    Bestattungsinstitut Herbein in Marktoberdorf über moderne Bestattungsarten
    Bestattungsinstitut Herbein in Marktoberdorf über moderne Bestattungsarten Foto: Florian Zick

    Noch vor wenigen Jahren war es für viele eine schwierige Entscheidung: Lasse ich mich nach meinem Tod verbrennen oder liege ich im Sarg? Spätestens an Tagen wie Allerheiligen oder am Totensonntag, wenn Hinterbliebene ihre verstorbenen Angehörigen auf dem Friedhof besuchen, drängt diese Frage bei manchem wieder ins Gedächtnis. Die Antwort fällt den meisten immer leichter: Sie wollen sich einäschern lassen, um den Nachfahren möglichst wenig Arbeit zu bereiten, zumal sie teilweise auch weit weg wohnen.

    Das ist der Hauptgrund, der etwa in Gesprächen mit dem Marktoberdorfer Bestattungsinstitut Herbein genannt wird. Die Zahlen sind entsprechend: Von 154 Vorverträgen betreffen nur 25 die traditionellen Erdbestattungen im Sarg. Noch vor zehn Jahren war das Verhältnis ganz anders. Da gab es auf dem Friedhof an St. Martin in Marktoberdorf rund 100 Bestattungen im Sarg und nur 40 in der Urne. Seit 2008 halten beide Formen die Waage.

    Das wirkt sich auf die Friedhofslandschaft aus. Immer mehr konventionelle Gräber werden nach Ablauf der Ruhezeit aufgelassen, während Urnenfelder wachsen. Auch in der Urnenwand ist nur noch eine Handvoll der 272 Nischen frei.

    'Vielfach noch ein Tabu'

    Die Zahlen klingen alle sehr nüchtern. Dabei bedeutet jedes Grab ein Menschenleben, das zu Ende gegangen ist. Nach christlicher Überzeugung gehört auch der Tod zum Leben. Doch darüber sprechen wollen nur die wenigsten: 'Das ist vielfach noch ein Tabu', weiß Friedrich Martin, Pfarrer der evangelischen Gemeinde Obergünzburg und derzeit kommissarisch auch Pfarrer in Marktoberdorf. Menschen, die ihre Bestattung in allen Einzelheiten vorbereiten, sind nach seiner Erfahrung die großen Ausnahmen. Nur die Entscheidung, ob Erd- oder Feuerbestattung, die träfen viele noch zu Lebzeiten.

    Dabei spiele manchmal die Herkunft eine Rolle. So habe die Feuerbestattung in einigen Regionen Deutschlands eine viel längere Tradition als im Allgäu, sagt Martin. Bei anderen griffen auch ganz profane Überlegungen, berichtet Annelies Herbein. Als Asche in der Urne beigesetzt zu werden, sei für manche eher akzeptabel als der Verfall in der Erde.

    Auch zwei Almbestattungen

    Zu dem gesellschaftlichen Wandel kommt der im Glauben des Menschen. Heute ist im Glaubensbekenntnis von der 'Auferstehung der Toten' die Rede, früher von der 'Auferstehung des Fleisches'. Weil viele das wörtlich auslegten, scheuten sie sich vor einer Verbrennung, um nicht den Einzug ins Reich Gottes zu gefährden. Dabei war eigentlich auch ihnen klar: 'Es stirbt der ganze Mensch und verwest auch', sagt Pfarrer Martin.

    Aber: 'Meine Identität hängt nicht von den Gebeinen ab. Als Getaufter glaube ich, dass ich im Buch des Lebens stehe und – von Gott geliebt – zu neuem Leben erweckt werde.'

    Vielleicht ist das der Grund, weshalb viele die Art ihrer Bestattung inzwischen lockerer ansehen. So weiß Annelies Herbein von drei Personen, die eine Beisetzung in der Ostsee wünschen und zwei bevorzugen eine Bestattung auf einer Alm. 'In der Schweiz geht das.' Dort ist es auch möglich, die Asche zu einem kleinen Gedenkdiamanten pressen zu lassen. 'Das kam bei uns aber erst einmal vor.'

    Die Kosten für das Begräbnis nähmen bei der Entscheidung zwar auch eine wichtige, aber nicht die übergeordnete Rolle ein, sagt Annelies Herbein. Denn unter dem Strich sei ein Urnengrab günstiger. Bei einem Sarg seien vier Träger nötig, bei der Urne nur einer; beim Sarg müsse bis 2,20 Meter tief gegraben werden, bei der Urne 80 Zentimeter; die Ruhezeit beim Sarg betrage 25 Jahre, bei der Urne zwölf; der Grabstein sei bei der Urne kleiner und deshalb günstiger.

    Vorher zur Polizei

    Doch vor jeder Fahrt mit dem Verstorbenen ins Krematorium steht der Gang zur Polizei. Anhand der Todesurkunde werde geprüft, ob nicht vielleicht noch ein Ermittlungsverfahren läuft, erklärt der Leiter der Inspektion Marktoberdorf, Alfred Immerz. 'Wir haben es aber noch nie gehabt, dass eine Genehmigung versagt worden ist.

    ' Auch er und seine Kollegen spüren den Trend zur Urnenbeisetzung. Es gebe mehr Arbeit, 'aber das hält sich alles noch im Rahmen'. Anders als bei vielen Hinterbliebene, die die Zeit zur Pflege großer Gräber nicht mehr aufbringen können.

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