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Beim Preisschafkopfen in Sulzschneid fallen außer den Karten auch viele Sprüche

Preisschafkopfen

Beim Preisschafkopfen in Sulzschneid fallen außer den Karten auch viele Sprüche

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    Beim Preisschafkopfen in Sulzschneid fallen außer den Karten auch viele Sprüche
    Beim Preisschafkopfen in Sulzschneid fallen außer den Karten auch viele Sprüche Foto: Tobias Bunk

    Karteln ist auch im Allgäu ein Kulturgut. Als Königsdisziplin unter den Kartenspielen gilt dabei oft Schafkopf – so zumindest sehen es die Schafkopfspieler selbst.

    Die Faszination des Schafkopf liegt aber nicht nur in den 32 Karten, sondern auch und gerade im geselligen Spiel. Und das wiederum lebt von Sprüchen. Tatsächlich gibt es eine eigene Schafkopfsprache, die Außenstehenden leicht spanisch vorkommen kann. 'I spiel mit der Alten', heißt es da. Gemeint ist nicht etwa die eigene Frau, sondern das Eichel-Ass. Es spielen dann Zwei gegen Zwei in einem 'Rufspiel'.

    Schafkopf wird oft 'vererbt': In Sulzschneid haben sich an Walter Sirchs Stubentisch dessen Frau Sonja und deren Vater Walter Settele eingefunden. Einzig Hubert Strobel gehört als Vierter im Bunde nicht zur Familie. Ob sie aber in dieser Besetzung beim AZ-Preisschafkopfen mitkarteln werden, das wissen die Vier noch nicht.

    Walter Sirch (55), Mundartexperte beim Bayerischen Trachtenverband, hat schon an der VHS einen Schafkopf-Kurs gegeben: 'Es wird immer auch ein bisschen provoziert beim Karteln.' Sagt es und übersticht genüsslich seinen Schwiegervater Settele: 'Zu klein sind’s gleich."

    Sirchs Alter hat Setteles Roten kassiert. Alter, Roter? Der Alte steht für den Eichel-Ober, den höchsten Trumpf, der Rote ist der Herz-Ober. Zwischen die Beiden gesellt sich noch der Blaue, der Laub-Ober. Und komplettiert werden die Herren vom Schell-Ober.

    Merksprüche helfen

    Die Ober – eben auch Herren genannt – stechen immer am besten, außer beim Wenz. Da sind die Unter obenauf. Ein Unter kann aber auch sonst helfen: 'Mit einem Unter gehst nicht unter', sagt Sonja Sirch, während sie beim Rufspiel einsticht. Solche Merksprüche helfen gerade am Beginn der Schafkopfkarriere und bleiben dann für immer.

    Walter Sirch hat das Schafkopfspielen von seinem Opa und seinem älteren Bruder Richard gelernt. Sprüche hat er mit der Zeit einige aufgeschnappt: '29 – Schneider geben einen großen Tisch voll', hat ein Bekannter von ihm immer gesagt, wenn er die nötigen 30 Augen zum sogenannten 'Schneiderfrei' verpasst hatte. Augen meinen hier die erreichten Punkte.

    Trachtler Sirch findet, 'dass Schafkopf gescheiter ist als zu politisieren oder vor dem Fernseher zu sitzen'. Schon wegen des Sprachschatzes: 'Es gibt Sprüche ohne Ende und jeder Spieler hat auch seine eigenen', sagt Sirch. Tatsächlich fällt im Spiel Spruch auf Spruch. 'Nicht mehr wird die Sonne scheinen' heißt übersetzt: Ihr stecht nicht mehr.

    'Schneider sind auch Leut’' bekommt der zu hören, der nicht 'schneiderfrei' geworden ist. Und wann muss 'Kindergeld' bezahlt werden? Zum Beispiel bei 'Drei und nicht' – die Spieler hatten zusammen die drei höchsten Ober und die Gegner machten keinen Stich. Das erhöht den Spielpreis.

    Spiel darf nicht verraten werden

    Alles darf jedoch nicht gesagt werden. 'Das Spiel darf man nicht verraten', betont Walter Sirch. Wobei in der Sulzschneider Runde heute nicht jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird. Schließlich spielen die Vier wegen des Spaßes und nicht wegen des Geldes.

    Und woher kommen der Schafkopf und sein Name? Das ist eine andere Geschichte. Für heute sind wir 'dinna' – noch ein Schafkopfausdruck für 'schneiderfrei'.

    Informationen zu Turniermodus und Spielregeln im Internet: www.all-in.de/Preisschafkopfen

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