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Bald gibtrsquos kein Dorflädele in Betzigau mehr

Lebensmittelgeschäft

Bald gibtrsquos kein Dorflädele in Betzigau mehr

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    'Betzigauer Dorflädele' prangt in großen Lettern an der weißen Wand des Gebäudes an der Hauptstraße. Immer wieder gehen Berufstätige in das Geschäft, dessen Eingangstür weit geöffnet ist. Sie holen sich Kaffee und Wurstsemmel oder setzen sich an einen der runden Metalltische im Freien, um in Ruhe ein kleines, warmes Gericht zu essen. "Das Dorflädele macht Betzigau liebenswert. Das ist ein richtiger Treffpunkt. Hier kannst du über alles reden," sagt Kathrin Kölling (37). "Es ist jammerschade, dass Ende des Jahres Schluss sein soll." Pächterin Karin Lenzen geht nicht etwa aus Altersgründen.

    Sie gibt 'schweren Herzens auf', weil sie sich die notwendige Modernisierung des kleinen Ladens (Edelstahlküche und neue Kühlgeräte) nicht leisten kann. 'So ein kleiner Laden wirft nicht so viel ab, dass ich investieren könnte,' sagt die 43-Jährige. Sie ist nun auf der Suche nach einem neuen Job.

    'Es ist nicht leicht, einen kleinen Lebensmittelladen in Betzigau zu führen,' ist sich auch Bürgermeister Roland Helfrich sicher. 'Die Mehrzahl der Leute deckt ihren täglichen Bedarf in Kempten ab.' Im Dorf würden die Betzigauer meist nur kleine Einkäufe erledigen. Auch die zwei Bäckereien im Ort und der Drogerie-Discounter bieten eine Reihe von Lebensmitteln an.

    Helfrich sagt deshalb: 'Es wird nicht gleich der Notstand ausbrechen, wenn das Dorflädele schließt.' Der Gemeinderat mache sich aber freilich Gedanken über die Zukunft. Vielleicht könnte sich im Umfeld des neuen Baugebiets 'Steiner Wiese' ein Discounter ansiedeln, spekuliert der Rathauschef. Auch über ein Dorfladenkonzept werde nachgedacht. Demnächst gebe es dazu Gespräche. Helfrich: 'Es ist noch alles offen. Wir werden eine Lösung finden.'

    Dorfladenkonzept angeregt

    Karin Lenzen vom derzeit privat betriebenen Dorflädele ist sich sicher: 'Ein von der Gemeinde getragenes Dorfladenkonzept könnte in Betzigau erfolgreich sein.' Auch, wenn die Verkaufsfläche im derzeitigen Lädele nur 160 Quadratmeter betrage. In anderen Orten, beispielsweise Börwang oder Haldenwang, funktioniere solch ein Konzept auch. 'Wir suchen auf alle Fälle eine attraktive Lösung für den Ort, betont Helfrich.

    Für die treuen Kunden von Karin Lenzen (elf Jahre führt sie das Dorflädele bereits) wäre der Erhalt des Geschäfts die attraktivste Lösung. 'Die Menschlichkeit im Umgang mit den Kunden', hebt beispielsweise Kerstin Huneke (40) hervor.

    'Sogar in aller Herrgottsfrüh wirst du hier schon freundlich begrüßt,' sagt Armin Negele (49) und fügt an: 'Wenn es das Dorflädele nicht mehr gibt, wird mir was fehlen.'

    Traurig sind freilich auch die sieben 400-Euro-Kräfte, die abwechselnd fürs Lädele arbeiten. Von Anfang an ist Regina Dietrich dabei. 'Das kann ich noch gar nicht glauben, dass der Laden bald zugemacht wird. Das ist für mich unwirklich, noch ganz weit weg.'

    Um die Unkosten zu senken, hat Karin Lenzen die Öffnungszeiten seit Januar verkürzt auf 6 bis 14 Uhr (vorher war bis 18 Uhr auf). Neben Lebensmitteln, Obst, Gemüse, Wurst und Mittagsgerichten, ist das Dorflädele auch Lotto-Annahmestelle. Von dort können auch Pakete verschickt werden.

    'Mein Laden ist mein Herzblut,' sagt Karin Lenzen. Finanziell sieht sie für sich aber nicht die Möglichkeit, weiterzumachen.

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