In der Oberallgäuer Kunst-Szene haben Ausstellungen im 'Leporello' mittlerweile einen hohen Stellenwert. Wird dort doch neben renommierten Vertretern der Bildenden Kunst auch einer aufstrebenden Avantgarde ein adäquates Forum geboten. Ausstellungen im "Leporello" sind spannungsvoll und lassen sich meist nicht locker im Vorübergehen "konsumieren", sondern fordern den Betrachter zur konzentrierten Auseinandersetzung heraus. So auch die derzeitige Präsentation zweier höchst unterschiedlicher Kunst-Schaffender, der Textil-Künstlerin Ulrike Rüttinger und des Malers und Grafikers Frank K. Richter.
Auf den ersten Blick besticht die Homogenität von Form und Farbe, die erst allmählich die höchst unterschiedlichen Materialien und Techniken offenbaren. Obwohl beide Künstler seit Langem in Dresden leben, kannten sie sich nicht, sind eher zufällig durch die Ausstellungs-Initiatoren 'aneinandergeraten'. Umso erstaunlicher ist die perfekte 'Kommunikation' ihrer in abstrakter Formensprache artikulierten Arbeiten.
Ulrike Rüttingers Wiege stand in Sachsen. Dort stellte sie erste künstlerische Weichen als Textilzeichnerin, denen ein Studium für angewandte Kunst in Schneeberg folgte. Als diplomierte Textildesignerin übersiedelte Ulrike Rüttinger 1988 nach Bad Hindelang. Dort erwarb sie sich durch ihre ungewöhnlichen Arbeiten (Abstraktionen aus selbst gefärbtem Verbandsmull) bei zahlreichen Ausstellungen höchste Anerkennung.
So schuf sie unter anderem für die Hindelanger Pfarrkirche die Paramente zu den Themen Sommer, Herbst und Weihnachten. Verwurzelt in der Oberlausitz zog Ulrike Rüttinger 2002 nach Dresden, wo sie mit eigener Galerie weiter für Furore sorgt.
In Dresden, wo er 1979 geboren wurde, ist auch Frank K. Richter beheimatet. Nach einem Kunstgeschichts-, Musik- und Theaterwissenschafts-Studium in Berlin, stellte er (von 2003 bis 2009) seine Weichen in Richtung Bildender Kunst (an renommierten Hochschulen in Dresden und Bremen) neu. Durch Stipendien und Projekte sowie bei zahlreichen Ausstellungen hat Richter sich inzwischen einen Namen gemacht.
Aus der Ambivalenz von Musik und Malerei entstehen seine emotionalen Bilder. Klangfarben und Signale aus seinem Inneren stünden im Mittelpunkt der Arbeiten, erzählt Richter. In seinem Dresdener Atelier wolle er ganz bewusst 'aus dem Canaletto-Blick heraus- und in den Alltag hineintreten'. Nicht von ungefähr also ergab sich der Ausstellungstitel 'Kräfte des Inneren'.
Abgesehen von 'Ein Sommerregen in Berlin', der in schimmernden Farbschlieren die nächtlichen Leuchtspuren einer Stadt reflektiert, gibt’s keine konkreten Bildaussagen. Dafür jede Menge Metapher im Titel wie 'Innenflug', was sich dann wieder trefflich zu Ulrike Rüttingers 'Grenzverschiebung' fügt.
Öffnungszeiten: Bis zum 13. Oktober donnerstags bis samstags jeweils von 14 bis 18 Uhr ist diese spannungsvolle Ausstellung im Bad Hindelanger Leporello zu sehen.