'Wer Menschen für Museen begeistern will, muss den Weg über die Schulen gehen.' Diesen Leitspruch von Dr. Josef Kirmeier, der Leiter des Museumspädagogischen Zentrums (MPZ) in München, hat sich auch das Kaufbeurer Stadtmuseum zu eigen gemacht.
Lange, bevor dass Museum selbst öffnet, hat die Einrichtung im Zuge ihres pädagogischen Konzeptes nun einen sogenannten Museumskoffer vorgestellt. Mit diesem können Lehrer der dritten und vierten Klassen ihre Schüler mit der "Geschichte der Reichsstadt Kaufbeuren" vertraut machen. Bei der Vorstellung des Museumskoffers im Kaufbeurer Rathaus erläuterten Kirmeier und Museumsleiterin Dr. Astrid Pellengahr Entstehung und Aufgabe dieses 'ersten museumspädagogischen Bausteins des Stadtmuseums'. Informationstexte, Arbeitsblätter, aber auch ganz praktische Dinge für die Gestaltung einer Doppelstunde im Heimat- und Sachkunde-Unterricht sind darin enthalten. Gruppenweise können die Grundschüler Aufgaben zu Geschichte, Alltag und Bauwerken des mittelalterlichen Kaufbeuren lösen. Dabei werden die Themengebiete 'Reichsstadt', 'Stadtbefestigung', 'Kirche und Kloster', 'Handwerk und Zünfte', 'Handel und Märkte' sowie das 'Spital' behandelt.
Aber auch Materialien für die ganz konkrete Beschäftigung mit der Geschichte sind im Museumskoffer enthalten. So können die Gruppen Münzen prägen, ein Modell des früheren Kemptner Tors basteln oder eine Hustenarznei nach einem mittelalterlichen Originalrezept aus der Universitätsbibliothek Würzburg zubereiten. Jede Gruppe erstellt zudem ein Plakat zu ihrem Themenbereich. Aneinandergefügt und an die Wand gehängt bilden diese dann ein 'kleines Museum im Klassenzimmer', wie Dr. Stefan Dieter erläuterte.
Der Gymnasiallehrer, der mit der Kaufbeurer Geschichte bestens vertraut ist, hat den Museumskoffer erarbeitet.
Weitere ähnliche Projekte sind ein 'Museumsrucksack', mit dessen Hilfe Schüler, insbesondere die, die in Neugablonz wohnen, erfahren können, wie es im 19. Jahrhundert in Gablonz an der Neiße und in Kaufbeuren aussah. Ein weiteres Vorhaben ist ein Materialienkoffer, der die Außenstelle des KZ Dachau in der Kaufbeurer Spinnerei und Weberei zum Thema hat – gedacht für den Geschichtsunterricht in der gymnasialen Oberstufe. Um diese museumspädagogischen Projekte bearbeiten zu können, wurde Dieter mit Unterstützung des MPZ teilweise von seinem Dienst als Lehrer freigestellt. 'Bis das Museum fertig ist und läuft, ist das MPZ mit dabei', versicherte Kirmeier den Beteiligten.
Obwohl die Personalkosten für die Entwicklung der Museumskoffer von dieser Gemeinschaftseinrichtung von Freistaat Bayern und der Stadt München übernommen werden, habe der Koffer zur Geschichte der Reichsstadt Kaufbeuren rund 5000 Euro gekosten. Die Hälfte davon trug die Stadt Kaufbeuren, die andere Hälfte der hiesige Rotary-Club.
Ende Oktober veranstaltet das Stadtmuseum in Zusammenarbeit mit den staatlichen Schulämtern der Stadt Kaufbeuren und dem Landkreis Ostallgäu in der Oberbeurer Schule eine Lehrerfortbildung. Dabei werden der Museumskoffer und seine Einsatzmöglichkeiten vorgestellt.