Nicole Probst nickt, noch bevor der Satz zu Ende ist. "Ja, die Eltern machen sich Sorgen", erzählt die Leiterin im Haus für Kinder St. Lorenz, eine der größten Kindertagesstätten der Stadt. 170 Kinder kommen jeden Tag hierher, viele von ihnen essen in der Herrenstraße auch zu Mittag - Salat, Hauptspeise, Nachtisch.
Seit allerdings immer mehr Berichte über den gefährlichen Darmkeim EHEC auftauchten, ist es mit dem Salat beim Kindergartenessen so gut wie vorbei. Aus Vorsicht wurden Gurken und frisches Grünzeug tagelang vom Speiseplan gestrichen - obwohl die beiden Küchen, die den Kindergarten beliefern, nach eigener Aussage nur Gemüse vom Bodensee verwenden. Notwendige Vorsicht oder übertriebene Angst? Die Kindergartenleiterin zuckt mit den Schultern. >, sagt sie.
Eine Einschätzung, die viele teilen. Weil die Angst mitisst, bleiben Gurken in Kemptener Discountern kistenweise liegen. Und werden in den Restaurants, so schätzt Rüdiger Preschel vom Hotel- und Gaststättenverband, etwa >.
Zwar werden spanische Gurken seit Dienstag als Auslöser der Epidemie ausgeschlossen - Fakt ist jedoch: In Kempten und dem Oberallgäu führt das Gesundheitsamt derzeit drei Fälle von EHEC. Ein schwerer Verlauf, so Brigitte Klöpf vom Landratsamt, sei glücklicherweise nicht darunter.
Deshalb musste bislang auch kein Patient ins Krankenhaus. Wo sich die drei hiesigen Patienten - darunter ein Urlaubsgast und ein Mädchen - angesteckt haben, ist nicht einfach zu sagen. Mitarbeiter des Gesundheitsamts haben die Patienten nach Nahrungsmitteln und anderen Dingen befragt - und sie vor allem auch auf die richtigen Hygienemaßnahmen hingewiesen.
In puncto Hygiene kennt sich Christian Neudeck aus. Er ist der Fachmann dafür am Kemptener Klinikum. Jeden Morgen laufen bei ihm alle mikrobiologischen Befunde des Krankenhauses ein. Für EHEC, sagt Neudeck, würden in Kliniken im Prinzip dieselben Hygieneregeln gelten wie bei Salmonellen oder Noroviren. Denn EHEC kann durch Schmierinfektion von Mensch zu Mensch übertragen werden. Gründlich Hände waschen gehört daher zu den wichtigsten Vorsorgetipps.
Die Verunsicherung bleibt - auch bei Susanne Milner, die gerade in einem Lebensmittelgeschäft in der Innenstadt eingekauft hat. >, sagt die 56-jährige Oberallgäuerin und öffnet die Plastiktüte. Kartoffeln, Karotten und Zucchini liegen darin - >.
Zu spüren bekommen das Obst- und Gemüsehändler wie Adem Aksanoglu aus der Rathausstraße. >, sagt Aksanoglu.
Auch bei Früchte Pan in der Fischerstraße liegen seit Monaten Gurken aus der Reichenau in der Auslage. Die Bauern dort - so steht es auf einem Merkblatt, das griffbereit auf dem Tresen liegt - haben ihre Produkte auf EHEC testen lassen. >, sagt Florian Eberle. Er beliefert mehrere Schulen in der Stadt - die hätten das Gemüse aber bis auf Weiteres abbestellt. Sogar zu Obst und Früchten werde weniger gegriffen, meint Eberle und fährt sich ratlos durchs Haar. Weil man eben zu wenig wisse, hätten es Argumente schwer, sagt er - und stellt zum Abschied die entscheidende Frage: >