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Am Rottachsee wurde die Königswürde für die schwäbischen Angelfischer vergeben

Wettbewerb

Am Rottachsee wurde die Königswürde für die schwäbischen Angelfischer vergeben

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    Am Rottachsee wurde die Königswürde für die schwäbischen Angelfischer vergeben
    Am Rottachsee wurde die Königswürde für die schwäbischen Angelfischer vergeben Foto: Ralf Lienert

    Wie an einer Angelschnur aufgezogen stehen und sitzen die Fischer am Ufer des Rottachsees bei Bisseroy im Oberallgäu. 82 Angelfischer von 22000 Mitgliedern des Fischereiverbands Schwaben sind am Samstag der Einladung gefolgt, von 6 bis 11 Uhr einen neuen König unter sich auszumachen. Und der schien recht schnell festzustehen: "Dieser Karpfen wird nicht mehr geschlagen", tippte Ordner Helmut Wolf vom Fischereiverein Kempten, der das Königsfischen heuer als Auftakt für den Schwäbischen Fischereitag (21. Mai in Kempten) veranstaltete.

    Am Ufer des Rottachsees liegt der kapitale, gut acht Kilogramm schwere Karpfen im Gras, gefangen hat ihn schon um 7 Uhr Hartmut Faul vom Burgauer Fischereiverein. Auch der 60-Jährige selbst rechnet sich Chancen auf den Thron aus, denn er hat den bislang Schwersten an Land gezogen. Zumindest munkelt man das rund um den Vorsee des künstlich angelegten Rottachsees. "Nur die Ruhe", lehnt sich Fischer Faul zurück. Er hat vorgelegt, jetzt müssen andere nachziehen, wenn sie ihm die Königskette streitig machen wollen.

    Petrus schaut auch aufs Wetter

    Einige Meter neben Fauls Platz hat Hermann Bader den Erfolg seines Nebenmannes verschlafen. Nicht nur, dass es regnete und stürmte am Kiesstrand. Der 23-jährige Fischer aus Dirlewang bei Mindelheim hatte die ganze Woche Nachtschicht und somit einiges an Schlaf nachzuholen. Auf seinem Fischerstuhl unter dem verblichenen, lila-rot-gelben Langnese-Sonnenschirm wacht er aber rechtzeitig auf, um einen angelockten Hecht mit 54 Zentimetern Länge an Land zu ziehen. "Petri Heil", ruft ihm da Hans Daumiller, Vorsitzender des Kemptener Fischereivereins, zu. "Petri Dank", entgegnet Bader.

    Und weil Fischerpatron Petrus nicht nur auf die Angler, sondern auch auf das Wetter schaut, reißt um 8 Uhr die Wolkendecke über dem Rottachsee auf, der Wind hört auf zu wehen und was bis jetzt als Regenschirm diente, schützt nun vor der Sonne.

    Von den umliegenden Alpen läuten die Kühe mit ihren Glocken herunter, als Gastgeber Daumiller am Ufer die Fänge der Fischer begutachtet. Er, der noch nie um den Titel des schwäbischen Fischerkönigs mitgeangelt hat. "Ich bin beim Fischen am liebsten allein und genieße die Ruhe", ist seine Devise. Angel an Angel, Fischer an Fischer, ihm ist das zuviel und doch respektiert der 62-Jährige den sportlichen Ehrgeiz seiner Kollegen. Zum Wettbewerb fällt ihm ein Vergleich ein: "Der eine will eben in die Disko, der andere nicht.

    " Die heute an den Rottachsee gekommenen Fischer suchen den Nervenkitzel.

    Es ist Glückssache

    Da beißt bei Erich Möckl (39) vom Dillinger Fischereiverein ebenso ein Karpfen an. Auf sechs bis sieben Kilo schätzt er ihn. Faul kann also ruhig bleiben. Bis um 10.30 Uhr Werner Plodeck eingreift. Den 49-jährigen Friedberger hatte schon keiner mehr auf der Rechnung. Dabei hat er in den vergangenen 15 Jahren bereits zwei Mal die Königswürde errungen. Und dieses Jahr wieder: Jakob Baumann vom schwäbischen Fischereiverband legt ihm am Ende des Wettbewerbs für einen zehn Kilogramm schweren Karpfen die Königskette um den Hals. Sein Erfolgsrezept verrät Plodeck allerdings nicht: "Königsfischen ist immer Glückssache", behauptet er lachend.

    Auch der Burgauer Faul wird sein Glück nächstes Jahr in Marktoberdorf wieder versuchen - wie seit 1982 fast jedes Jahr.

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