Eigentlich sollte in Lechbruck am kommenden Dienstag Wolfgang Niggl als neuer Gemeinderat vereidigt werden. Doch der 46-Jährige war sich gestern nicht sicher, ob er das Amt übernehmen will: Als Vorsitzender des ERC Lechbruck sei er momentan ,,sehr eingespannt', sagte er auf Nachfrage.
Der Fall ist besonders brisant, da zuvor schon Gastwirt Branislav Calic das Mandat aus privaten und geschäftlichen Gründen abgelehnt hatte. Die Suche nach einem Nachfolger für Peter Graml gestaltet sich schwierig. Wie berichtet, war der Bauunternehmer als Rat zurückgetreten, da ihm für das notwendige Engagement die Zeit fehlte. Als Nachrücker für die Freien Wähler war Calic gesetzt ? doch auch er lehnte das Ehrenamt aus privaten und beruflichen Gründen ab.
Jetzt soll es Wolfgang Niggl richten, der schon von 2002 bis 2008 für die Freien Wähler im Gemeinderat saß. Doch der ERC-Vorsitzende ist alles andere als begeistert. Nicht nur, dass er als Chef des örtlichen Eishockey-Vereins ausgelastet sei: ,,Ich wurde ja nicht direkt von den Lechbruckern in den Gemeinderat gewählt und war auf der Liste ziemlich weit unten", gibt er zu bedenken. Ob er am Dienstag ja sagt, ließ er gestern offen. Er werde es sich gut überlegen.
Helmut Angl zählt auf Niggl
Bürgermeister Helmut Angl ist hingegen zuversichtlich, dass Niggl am Dienstag vereidigt wird. ,,Ich gehe davon aus, dass er das Amt übernimmt." Über einen ,,Plan B" nachzudenken sei es noch zu früh. Aber auch im Falle einer Ablehnung Niggls stünden weitere Nachrücker auf der Liste der Freien Wähler.
Im Landratsamt Ostallgäu herrscht derweil Kopfschütteln: An einen ähnlichen Fall kann sich Ralf Kinkel nicht erinnern, wenngleich es schon vorgekommen sei, dass der erste Nachrücker das Mandat abgelehnt habe.
Über die Ablehnung müsse letztlich der Gemeinderat entscheiden, da mische sich das Landratsamt als Rechtsaufsichtbehörde grundsätzlich nicht ein. In der Bayerischen Gemeindeordnung sei geregelt, dass ein potenzieller Rat nur nein sagen kann, wenn ein ,,gewichtiger Hindernisgrund" - etwa Alter, Beruf, Gesundheit oder die Familienverhältnisse - vorliegt. Dieser Hindernisgrund könnte laut Kinkel auch der Vorsitz eines Vereins sein, womit das Argument Niggls, mit dem ERC ausgelastet zu sein, durchaus nachvollziehbar sei, zumal Niggl erst später Vorsitzender des ERC Lechbrucks wurde.
Sollte Niggl ablehnen, wird laut Kinkel die Nachrückerliste weiter abgearbeitet. ,,Im Extremfall kann es soweit gehen, dass kein Nachfolger mehr auf der Liste steht", erklärt Jurist Kinkel. ,,Dann wird sich der Gemeinderat um ein Mitglied verringern."
Über dieses und andere Themen berät der Gemeinderat Lechbruck am Dienstag, 20. September, um 20 Uhr im Rathaus. Dann geht es auch um die Wasserversorgung und um den neu zu gestaltenden Rathaus-Vorplatz.