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Alter Schlepper birgt Überraschungen

Entwicklung

Alter Schlepper birgt Überraschungen

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    Alter Schlepper birgt Überraschungen
    Alter Schlepper birgt Überraschungen Foto: harald langer - www.xl-foto.

    Früher tuckerte er über Felder. Dann rostete er lange vor sich hin. Heute steht er verkabelt und mit moderner Technik ausgestattet im Entwicklungslabor derKaufbeurer UnternehmensgruppeSensortechnik Wiedemann: Der alte Porsche-Schlepper samt angehängtem Mulchgeräts wurde mit energiesparenden Komponenten eines Hybridantriebs ausgestattet und soll den Nutzfahrzeug- und Arbeitsmaschinenherstellern nun den Weg in die Zukunft weisen. "Ein funktionierendes System in dieser Art gibt es auf dem Markt bisher noch nicht", so Projektmanager Harald Dietel.

    Sensortechnik Wiedemann hat seine Entwicklungsstätte für kompakte, universell einsetzbare Hybridantriebe, die in Maschinen und Fahrzeugen aus dem Bau-, Agrar- und Kommunalbereich zum Einsatz kommen sollen, deutlich ausgebaut. Das Produkt kommt in einer Kombination verschiedener, also hybrider (lat. für gebündelt, gemischt) Motoren für eine Antriebsaufgabe zum Einsatz. Die kompakte Entwicklung aus dem Allgäuer Unternehmen läuft unter der Markenbezeichnung powerMELA (Mobil-Elektrische Leistungs- und Antriebstechnik) und ist speziell auf extreme Bedingungen ausgelegt, denen Nutzfahrzeuge ausgesetzt sind. In Zusammenarbeit mit der Firma Kässbohrer und verschiedenen Hochschulen wird bereits ein dieselelektrischer Antrieb für einen Pistenbully in der Praxis getestet.

    Für den alten, aufgemöbelten Traktor hat sich das Unternehmen entschieden, weil viele andere Nutzfahrzeughersteller ihr Interesse an dem Allgäuer Hybridantrieb aus Wettbewerbsgründen noch geheim halten. Der Oldtimer ist ein neutrales Versuchsfahrzeug und obendrein ein netter PR-Gag. Mit den Hybridkomponenten ausgestattet, wird er demnächst auf der Fachmesse Agritechnica in Hannover (10. bis 14. November) ausgestellt, wo alle Teile serienreif demonstriert werden sollen.

    Das Prinzip lässt sich an dem Traktor gut studieren. Dieselelektrische Antriebe sind streng genommen elektrische Antriebe, die ihr eigenes Kraftwerk mit sich führen: einen Generator, der von einem Dieselmotor angetrieben wird. Mit der erzeugten elektrischen Energie werden neben dem Fahrmotor auch Elektromotoren für den unmittelbaren Antrieb des Mulchers versorgt.

    Die erzeugte Energie ist aber auch für weitere Verbraucher über eine Steckdose nutzbar. So lassen sich an dem Schlepper externe Geräte anschließen, zum Beispiel ein Schweißgerät für Reparaturarbeiten. Laut Dietel können bei dem Traktor im Vergleich mit einem reinen Dieselantrieb bis zu 30 Prozent Energie gespart werden.

    Hinter dem Hybridantrieb verbirgt sich aber noch ein anderer Grundgedanke: So kann der Elektromotor Energie aus dem Antriebsstrang des Fahrzeuges aufnehmen und diese in die Batterie einspeisen, etwa beim Bremsen oder bei einer Bergabfahrt.

    "Die Bremsenergie zu nutzen, ist bei Arbeitsmaschinen sinnvoll, etwa bei Baggern", so Dietel, der mit seinem Kollegen Dietmar Schrägle ein Entwicklungsteam leitet, das in einem jüngst fertiggestellten Neubau arbeitet. Gerade vor dem Hintergrund der steigenden Ölpreise habe der Hybridantrieb ein enormes Potenzial. Zudem würden die Maschinen in kompakter Bauweise hergestellt und ließen sich vielseitig einsetzen. Dietel: "Die Wirtschaftskrise hat unser Engagement nur noch verstärkt."

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