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Allgäuer Supermarktkette Feneberg stellt sich neu auf

Sanierung

Allgäuer Supermarktkette Feneberg stellt sich neu auf

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    Das Zukunftskonzept für die Supermarktkette Feneberg steht jetzt, es besteht aus fünf Säulen. Unser Bild zeigt die Firmenzentrale in Kempten.
    Das Zukunftskonzept für die Supermarktkette Feneberg steht jetzt, es besteht aus fünf Säulen. Unser Bild zeigt die Firmenzentrale in Kempten. Foto: Ralf Lienert

    Wie geht es weiter bei der Supermarktkette Feneberg? Diese Frage hatten sich viele der 3.200 Mitarbeiter gestellt, nachdem bekannt geworden war, dass das Unternehmen durch hohe Pensionsrückstellungen und große Investitionen in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten ist. Nun steht das mit Spannung erwartete Zukunftskonzept. Dieses besteht aus fünf Säulen: Familie „Die ganze Familie Feneberg beteiligt sich mit einem deutlich zweistelligen Millionenbetrag an der Restrukturierung“, sagt Geschäftsführer Hannes Feneberg. Gemeinsam mit seinem Bruder Christof leitet er das Unternehmen. Mitarbeiter Die beiden Geschäftsführer haben, seit einigen Monaten unterstützt vom Beratungsunternehmen BDO, mit dem Betriebsrat einen Gehaltsverzicht ausgehandelt. Die unterste Einkommensstufe und die Auszubildenden betrifft das nicht. Je nach Verdienst müssen die anderen Mitarbeiter auf Beträge zwischen 3,2 und 4,3 Prozent ihres monatlichen Bruttogehalts verzichten. Ab 2020 gibt es kein Urlaubsgeld mehr, auch Prämienzahlungen fallen weg. Das Weihnachtsgeld wird allerdings weiter gezahlt. Mit allen Mitarbeitern müssen für diesen Verzicht Zusätze zu den Arbeitsverträgen vereinbart werden, diese sind zeitlich befristet. Kredite Die Sparkasse Allgäu als Hausbank gibt zusätzliche Kredite, damit neues Geld ins Unternehmen kommt. Lieferanten Mit den Lieferanten werden längere Zahlungsziele vereinbart. Das heißt, das Unternehmen hat mehr Zeit, um Ware zu bezahlen. Die 600 regionalen Produzenten der „Von-hier-Produkte“ sind davon nicht betroffen, ihre Verträge bleiben bestehen. Betriebsrenten Seit 2005 gibt es keine Betriebsrente mehr für neue Feneberg-Mitarbeiter. Die Verpflichtungen aus der Vergangenheit drücken aber: Etwa 70 Millionen Euro an Rückstellungen belasten die Bilanz für das vergangene Geschäftsjahr. Feneberg und BDO verhandeln deshalb mit dem Pensionssicherungsverein. Ihr Ziel: Der Verein, der beispielsweise bei Insolvenzen treuhänderisch für seine Mitgliedsbetriebe einspringt und deren Verpflichtungen gegenüber den Beschäftigten übernimmt, soll für die nächsten vier Jahre die Betriebsrenten der Feneberg-Pensionäre zahlen. Die fünf Säulen sollen jeweils einen ähnlichen Beitrag zum Ergebnis bringen. Das gesamte Sanierungskonzept ist auf vier Jahre angelegt, bei Bedarf gibt es eine Option auf ein weiteres Jahr. Hannes Feneberg verspricht: „Wenn der Umbau schneller geht als geplant, sollen die Gehälter auch schneller wieder angepasst werden, damit wir am Arbeitsmarkt attraktiv bleiben.“ Julian Lappe, Berater bei BDO, berichtet von „intensiven Verhandlungen“ mit der Arbeitnehmerseite: „Der Betriebsrat kämpft für die Interessen der Mitarbeiter. Das Ergebnis ist für die Mitarbeiter sozialverträglich, es ist aus Sicht des Unternehmens das Minimum dessen, was für das Zukunftskonzept erforderlich ist.“ Zur Kostensenkung gehört auch, dass ein Teil der unternehmensinternen Leistungen ausgelagert werden soll. Denkbar ist dies zum Beispiel für die Logistik, aber auch für den Bereich der IT. Diese könnten teilweise zur Edeka nach Landsberg verlagert werden. „Am Hauptsitz in Kempten wird die Zahl der Mitarbeiter sinken, es ist aber kein massiver Stellenabbau geplant. Wir versuchen, so viel wie möglich durch Fluktuation zu erreichen, es wird aber wohl auch betriebsbedingte Kündigungen geben müssen“, sagt Hannes Feneberg. Er stellt noch einmal klar: „Die Kooperation mit der Edeka hilft uns, als Feneberg selbstständig zu bleiben.“ Ein wichtiges Ziel sei ein „moderates Wachstum. 15 neue Märkte sind in Planung, darunter sind auch fünf bestehende, die wir verlagern möchten. Die Umstrukturierung und die Neueröffnungen werden in den nächsten vier bis fünf Jahren etwa 70 bis 80 Millionen Euro kosten.“ Das Sortiment soll im Bereich der Discounterpreise ausgeweitet werden, bei den Marken will man sich dem Preisniveau der Wettbewerber angleichen. Auf den Handel im Onlinebereich, vor einiger Zeit in München gestartet und dann angesichts zu hoher Kosten wieder eingestellt, wird Feneberg verzichten – niemand in der Lebensmittelbranche werde damit in absehbarer Zeit Geld verdienen. Der Umbau der eigenen Metzgerei im laufenden Betrieb hat das Unternehmen mit Kosten von über 30 Millionen Euro ebenfalls stark belastet. Dieser Bereich laufe nun aber wie geplant. Hannes Feneberg blickt nun nach vorn: „Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung durch unsere Mitarbeiter, unsere Lieferanten, die Sparkasse und unsere Berater. So haben wir eine gute gemeinsame Zukunft.“

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