Es ist eine Sisyphus-Arbeit, mit der sich Bernard Kühling in den letzten 20 Jahren beschäftigt hat. Als Kunst- und Antiquitätenhändler, Auktionator und Gründer des Allgäuer Auktionshauses war er in den letzten 30 Jahren immer mit einem Problem konfrontiert:
Es gibt kein Nachschlagewerk, in dem Allgäuer Künstler und Kunsthandwerker der letzten 600 Jahre aufgeführt sind. Das wurmte Kühling so sehr, dass er akribisch 20 Jahre lang biografische Daten sammelte. Über 6400 Namensnennungen und über 350 Abbildungen von Werken finden sich nun in seinem 'Allgäuer Künstlerlexikon', das im Juni erscheint. 'Es ist das erste seiner Art', versichert der 65-Jährige. 'Ich muss natürlich damit leben, dass es nicht vollkommen und endgültig ist.' Aber ein Anfang sei nun gemacht. 'Mir ging es darum, all die Künstler und Kunsthandwerker zusammenzutragen, die durch ihre Werke das Allgäu geprägt haben', erzählt Kühling. So finden sich neben bekannten Malern und Bildhauern auch längst vergessene künstlerische Berufe wie Kupferstecher, Scherenschneider, Medailleur, Fassmaler, Kistler, Hafner, Fayencemaler, Gürtler, Plattner oder auch Lautenmacher. Kühling hat aber auch die Mitglieder des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK) Schwaben-Süd aufgeführt.
Viele Familien-Einträge
Einen besonders langen Eintrag hat die berühmte Maler- und Bildhauerfamilie Weiß aus Rettenberg, Kempten und Immenstadt erhalten.
Und lang sind auch die Personeneinträge bei der Altarbauerfamilie Babel aus Pfronten, der Glockengießerfamilie Ernst in Lindau und Memmingen oder der Geigen- und Lautenmacherfamilie Greiff aus Füssen. 'Viele einheimische Familien werden staunen, wenn sie ihren Namen im Zusammenhang mit Kunst und Kunsthandwerk in Verbindung sehen', sagt Kühling.
Symbole stehen zur schnelleren Orientierung den alphabetisch geordneten Einträgen voran: Ein Pinsel bezeichnet Personen, die mit Papier zu tun haben (Maler, Zeichner, Grafiker), ein Hammer steht für Bildhauer und Steinmetze, ein Haus für Baumeister, Zimmerer, Maurer, Stuckateure. Mit einem Notenschlüssel sind diejenigen versehen, deren Aufgabenfeld die Musik darstellt (Geigen- und Orgelbauer, aber auch Glockengießer).
Ein Bierkrug symbolisiert Glaser, Fayence- und Porzellanmaler. Eine Brosche steht für Metallverarbeitung (Gold-, Silberschmiede, Uhrenmacher, Spengler). Literaturhinweise beschließen jeden Datensatz.
Kühling fasst den Begriff 'Allgäu' weit. So hat er in seinem über 400 Seiten starken Künstlerlexikon auch das Außerfern, das württembergische Allgäu, das Kleinwalsertal und den nördlichen Bregenzerwald berücksichtigt. 'Ich möchte, dass man über die Kunst und das Kunsthandwerk im Allgäu spricht. Wenn man aber nichts darüber weiß, kann man auch nicht darüber reden', sagt Kühling.
Mit seinem Lexikon, das eine Konsequenz aus seiner 30-jährigen Händler- und Auktionatorentätigkeit sei, will er Fachleuten wie Laien eine Diskussionsgrundlage geben. 'Ich würde mich am meisten freuen, wenn ich möglichst viele Kritiker bekommen würde', sagt der 65-Jährige schmunzelnd.
Das 'Allgäuer Künstlerlexikon' von Bernard Kühling kostet 145 Euro und erscheint im Juni. Bis zum 29. Februar ist es zum Subskriptionspreis von 110 Euro bestellbar im Allgäuer Aktionshaus in Kempten oder im Internet unter
www.allgaeuer-kuenstlerlexikon.de