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Allgäuer Bauern besorgt wegen geplanter EU-Agrarreform

Landwirtschaft

Allgäuer Bauern besorgt wegen geplanter EU-Agrarreform

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    Allgäuer Bauern besorgt wegen geplanter EU-Agrarreform
    Allgäuer Bauern besorgt wegen geplanter EU-Agrarreform Foto: Matthias Becker

    Gegen den Zwang zur Stilllegung wertvoller Ackerflächen und für individuelle Wahlmöglichkeiten eines jeden Landwirtes sprach sich die überwiegende Mehrheit der Besucher der ersten Regionalkonferenz des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) in Markt Rettenbach (Unterallgäu) aus. Diskussionsgrundlage war die geplante EU-Agrarreform, die 2014 in Kraft treten wird. Durch sie sollen vermehrt Grün- und Naturflächen (Greening) geschaffen werden. Die Allgäuer Landwirte befürchten neben dem Wegfall wertvoller Ackerflächen auch finanzielle Einbußen bei immer mehr Bürokratie.

    Die politischen Beratungen zur europaweiten Agrarreform gehen Anfang 2013 in die Entscheidungsphase. Das hatte der BBV-Bezirksverband Schwaben zum Anlass genommen, seine Mitglieder zu informieren und im Anschluss daran zu diskutieren.

    Die Greening-Vorschläge von EU-Kommissar Ciolos sehen unter anderem vor, dass jeder landwirtschaftliche Betrieb sieben Prozent seiner Acker- und Dauerkulturflächen als ökologische Vorrangfläche (Brachflächen, Landschaftselemente, Terrassen, Pufferstreifen) nutzen muss. Das gleiche letztlich einer Stilllegung, da diese Flächen nicht mehr nutzbringend bewirtschaftet werden könnten, so BBV-Bezirkspräsident Alfred Enderle aus Wertach (Oberallgäu) vor seinen Berufskollegen aus den Kreisverbänden Lindau, Oberallgäu, Ostallgäu und Unterallgäu. 'Allein in Schwaben wären davon etwa 17 500 Hektar betroffen', so Enderle.

    Schwabens Bauern-Präsident zeigte sich darüber enttäuscht, dass die EU-Vorschläge den in Bayern erfolgreichen Weg des kooperativen Natur- und Umweltschutzes nicht aufgreifen. Er verstehe auch EU-Kommissar Ciolos nicht, der gesagt habe, 'Bayern ist bereits da, wo wir hin wollen'. 'Warum sollen wir dann in eine weitere Zwangsjacke gesteckt werden?', so der Bezirkspräsident, der es nicht hinnehmen will, dass die Landwirtschaft 'von Schweden bis Zypern über einen Kamm geschoren werden soll'. Statt weiterer Pflichtmaßnahmen setze der BBV auf einen Wahlkatalog, der zahlreiche freiwillige Maßnahmen beinhalte, die dem Greening angerechnet werden sollten.

    In der Kritik stand auch die Absicht der EU-Kommission, 30 Prozent der Direktzahlungen (pro Hektar) an die Landwirte von der Umsetzung des Greenings abhängig zu machen. Das bedeute unter Umständen einen gravierenden Einkommensverlust.

    Die anschließende Diskussion leitete der Direktor für Agrar- und Umweltpolitik, Matthias Borst (BBV, München). Dabei wurden die wachsenden Sorgen der heimischen Landwirte um die Zukunftssicherung deutlich. In der EU-Agrarreform sehen sie einen weiteren bürokratischen Schritt, der ihnen die Entscheidungsfreiheit auf dem eigenen Hof einschränkt.

    'Die Bundeskanzlerin muss unsere Anliegen zur Chefsache machen. Sie wird beim nächsten Bauerntag noch einmal angeschoben', so Borst, als er zur Haltung der Bundesregierung befragt wurde. Und zur Flächenstilllegung: 'Fläche ist nicht vermehrbar. Wenn auf einem Hof ein Quadratmeter verloren geht, dann kann er nicht im Internet zurückgeholt werden.'

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