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Adolf Schill feiert Goldene Primiz in Pfronten

Jubiläum

Adolf Schill feiert Goldene Primiz in Pfronten

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    Adolf Schill feiert Goldene Primiz in Pfronten
    Adolf Schill feiert Goldene Primiz in Pfronten Foto: Erwin Kargus

    Der 85-jährige Geistliche Rat Adolf Schill feiert am Sonntag, 29. Juli, in der Pfrontener Pfarrkirche St. Nikolaus seine Goldene Primiz. Schill blickt auf ein ungewöhnliches Leben zurück: Als Dolmetscher erlebte er den Krieg. Dann erlernte er den Schauspielberuf.

    Schließlich fand er seine Berufung im Priesteramt. In ihm wirkte er 37 Jahre lang in Aislingen bei Dillingen so überzeugend, dass ihn die Gemeinde zum Ehrenbürger ernannte. Als Deutschstämmiger war Adolf Schill am 24. Juli 1926 in Killmannstal in der Ost-Ukraine zur Welt gekommen. 'Die Jugend war tragisch', erinnert sich Schill, 'mein Vater wurde, da er Deutscher war, ab 1931 dreimal verhaftet und galt dann als verschollen.' Im Alter von 15 Jahren nahmen ihn dann die Deutschen mit als Dolmetscher. 'Ich sprach Deutsch, Russisch und Ukrainisch', erzählt Schill. Dann bricht es aus ihm heraus: 'Die Zeit als Dolmetscher war grausig. Ich lernte, dass der Mensch eine Bestie sein kann, wenn er nicht dagegen angeht.' Im Mai 1944 erwischte ihn der Flecktyphus. Er überlebte, aber die linke Körperhälfte blieb zeitlebens beeinträchtigt. Die Militärs schickten ihn anschließend zu seiner Einheit nach Ungarn und später zur Ardennenoffensive nach Belgien.

    Beim Rückzug über den Rhein bei Andernach 'waren wir nur noch sieben Kameraden'. Dann erwischte ihr Fahrzeug ein Volltreffer. Schill überlebte als einziger. Auf 45 Kilogramm abgemagert sollte er in der Rüstungsindustrie arbeiten, doch er war dafür zu schwach. Zwei christlich gesinnte Frauen von Wasach-Breitbrunn am Ammersee nahmen sich seiner an. Er hütete Kühe und wurde 'aufgepäppelt'.

    Für eine handwerkliche Arbeit fehlten ihm die Kräfte. So besuchte er von 1946 bis 1948 die Schauspielschule München. Von 1948 bis 1950 spielte er bei einer Wanderbühne mit. 'Die Selbstvermarktung im Schauspielerberuf war auf Dauer nicht meine Sache und gefiel mir nicht', begründet Schill seinen damaligen Wechsel in den Altarraum.

    Nach der Priesterweihe 1962 und der Kaplanszeit nahm sein Leben eine weitere Wende. In priesterlichem 'Gehorsam' übernahm er 1966 die Pfarrstelle in Aislingen bei Dillingen, die damals als Problempfarrei galt. Aus den geplanten sieben bis acht Jahren dort wurden 37 'in Eintracht und Frieden'. 2003 wechselte Schill in den Ruhestand von der Donau ins Allgäu und lebt seitdem im Benefiziatenhaus in Pfronten-Steinach. Er hält Gottesdienste in Heitlern, der Steinacher Pfarrkirche, im Pflegezentrum Alpenpark St. Vinzenz und in Kappel.

    Mit Schmunzeln denkt Schill an seine Zeit als Mime zurück: 'Die Zeit als Schauspieler war nicht umsonst. Ich lernte perfekt Deutsch. Die erlernten Techniken der Körpersprache und der Gestik konnte ich auch bei der späteren Jugendarbeit und den Predigten als Pfarrer anwenden.' Nur den Allgäuer Dialekt lerne er nicht mehr.

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