Immer wieder hatten Bürger und Kommunalpolitiker in den vergangenen Wochen die Zahlen eingefordert. Jetzt hat der Verwaltungsratsvorsitzende der Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren, Stefan Bosse, gegenüber der AZ die Jahresfehlbeträge von 2010 auf den Tisch gelegt: Das Gesamt-Minus der fünf Häuser lag laut Bosse bei rund 4,1 Millionen Euro. Den geringsten Fehlbetrag weist dabei Marktoberdorf mit 207000 Euro aus, den mit Abstand höchsten Füssen mit 1,5 Millionen Euro. Allerdings sind die Zahlen vom Wirtschaftsprüfer noch nicht "testiert" und können noch etwas variieren.
Während das Kliniken-Quintett im Jahr 2009 noch ein Defizit von 4,99 Millionen Euro ausweisen musste, sank dieses im Vorjahr um rund 900000 Euro auf etwa 4,1 Millionen. Dabei trugen die Häuser Kaufbeuren und Marktoberdorf erheblich zum Abbau bei, wie aus den von Bosse veröffentlichten Zahlen geschlossen werden kann. Zusätzliches Defizit lieferten dagegen - in relativ geringem Umfang - Buchloe und Füssen, in erheblichem Maße Obergünzburg. Dieses verzeichnete aufgrund des unfallbedingten Ausfalls eines beliebten Chefarztes einen starken Belegungsrückgang.
Starke Defizitunterschiede
Laut Bosse wurde die Bilanz 2010 fristgerecht erstellt. Nun muss der Wirtschaftsprüfer sie noch absegnen. Hier die voraussichtlichen Defizite der einzelnen Häuser:
Kaufbeuren: 984000 Euro (Jahr 2009: 2,25 Millionen),
Marktoberdorf: 207000 Euro (350000),
Füssen: 1,5 Mio. Euro (1,45 Millionen),
Obergünzburg: 870000 Euro (370000),
Buchloe: 581000 Euro (570000).
Laut einer Aufstellung der Kliniken-Geschäftsführung addierte sich das Defizit der fünf Kliniken in den Jahren 2001 bis 2010 auf 53,3 Millionen Euro. Davon entfielen auf:
Kaufbeuren: 31, 7 Millionen Euro,
Marktoberdorf: 4,78 Millionen,
Füssen: 11,61 Millionen,
Obergünzburg: 2,73 Millionen,
Buchloe: 2,49 Millionen.
(Alle Zahlen gerundet.)
Lediglich Obergünzburg und Buchloe konnten in den zehn Jahren schwarze Zahlen feiern - jeweils dreimal. Ein Trend zum Verlustabbau ist momentan lediglich bei den Kliniken Marktoberdorf und Kaufbeuren ersichtlich. Füssen lag 2010 im siebten Jahr in Folge weit über eine Million Euro im Minus.
Prognose für 2011: 7,5 Millionen
Dieses Jahr dürfte das Gesamtdefizit wieder steigen. Nach Angaben des Verwaltungsratsvorsitzenden ging man bereits beim Aufstellen des Wirtschaftsplans von einem Zuwachs auf etwa 6,2 Millionen Euro aus. Verschiedene, nicht zu planende > könnten laut Bosse den Fehlbetrag sogar auf 9,5 Millionen klettern lassen. Man habe jedoch - wie von der Unternehmensberatung Kienbaum vorgeschlagen - Schritte eingeleitet, die zu niedrigeren roten Zahlen führen sollen.
Bosse: >
Warum aber gerade das Haus Marktoberdorf schließen, wo dieses im Quintett doch noch am besten da steht? Bosse begründete dies - hier vereinfacht dargestellt - mit dem Budget, das der Klinikverbund von den Kassen erhalte. Schließe man Häuser am Landkreisrande, falle deren Budgetanteil ganz oder größtenteils weg. Bei Schließung der Klinik Marktoberdorf falle die Budgetkürzung weniger stark aus, weil man mit weniger abwandernden Patienten rechnen könne.