'Überrannt' ist der erste Begriff, der Betriebsleiterin Monika Vahrenhorst zu den Besucherzahlen einfällt. Das ist vielleicht etwas zu heftig, aber es ist schon toll', ergänzt sie. Rund 172 000 Menschen haben 2011 dem Baumwipfelpfades Skywalk Allgäu in Scheidegg in dessen erstem Betriebsjahr einen Besuch abgestattet. Deutlich mehr als erwartet. Gerechnet hatten die Betreiber mit rund 60 000 bis 80 000. Eine Erklärung dafür, warum es nun wesentlich mehr waren, hat Vahrenhorst, die seit Anfang Januar Betriebsleiterin beim Skywalk ist, nicht. 'Wir hatten keine besondere Marketing-Strategie', sagt sie.
Vor allem im Sommer und in der Ferienzeit strömten die Menschen in in Scharen nach Oberschwenden. 'An einem Sonntag Ende August haben wir das erste Mal die 3000-Besucher-Marke geknackt', berichtet die Betriebsleiterin. Ein zweites Mal sei dies am langen Wochenende um den 3. Oktober der Fall gewesen.
Die meisten davon seien Individualtouristen, also etwa Familien, die mit dem Pkw kommen. Größere Gruppen, die mit Bussen anreisten, seien eher die Ausnahme gewesen. 'Wo sonst kommt man schon so hoch hinaus – und das mit Kinderwagen oder Rollstuhl', nennt Vahrenhorst einen möglichen Grund für den Ansturm.
Dass die Besucher nicht nur kamen um die Aussicht vom Skywalk zu genießen, sondern auch gutes Essen im Ort selbst, zeigt eine Nachfrage bei einigen Gastronomen der Marktgemeinde. Als 'unwahrscheinlichen Zuwachs' und deutliche Steigerung' bezeichnet Wirtin Susanne Schlager vom Restaurant Fünfländerblick die Entwicklung. 'Es melden sich immer wieder Gruppen zum Kaffee und oder Essen an, die davor oder danach zum Skywalk gehen', sagt sie. 'Es profitiert die Gastronomie im ganzen Ort', hat auch Brigitte Kirchberger vom Kurhaus in Gesprächen mit Kollegen des Scheidegger Wirtevereins erfahren.
Das Geschehen mitten im Ort verfolgt täglich Christian Reichart. Am Kiosk beim Rathaus versorgt er die Menschen mit Zeitungen und Postkarten. Gerade an den Wochenenden stellte er fest, dass 'mehr los ist auf den Straßen'. Einen wirklichen Vergleich hat er jedoch nicht, da er den Kiosk erst seit einem Jahr betreibt. 'Doch wenn man ein bisschen ins Gespräch kommt, erzählen viele, dass sie gerade auf dem Skywalk waren oder jetzt dorthin gehen.' Auch Oliver Bernhart, Leiter von Scheidegg Tourismus, ist sich sicher: 'Es profitieren auch andere Angebote davon.' So biete sich gerade im Sommer nach dem Skywalk ein Besuch im Alpenfreibad an. 'Es ist eine Belebung für den Ort.'
Dass mehr Gäste nicht nur positive Auswirkungen auf einen Ort haben, weiß auch Bernhart. 'Die Blechlawinen, die sich an manchen Tagen durch den Ort schieben, wollen auch bewältigt werden.' Einige Maßnahmen seien daher geplant, um den Ort verkehrstechnisch zu entlasten. Auch der Skywalk reagiert auf den unerwarteten Besucheranstrom. So sollen in diesem Jahr 265 neue Parkplätze an die bestehenden 75 angebaut werden. Außerdem gibt es derzeit sieben Busparkplätze.
Dass es sich bei den Besuchern des Skywalks vor allem um Tagesgäste handelt, zeigen auch die Übernachtungszahlen. Es gibt kaum Veränderungen: Rund 480 000 zählte die Marktgemeinde 2010, für das Jahr 2011 rechnet Bernhart mit ähnlichen Ergebnissen.