Viele Jahre schon ist der Kaufbeurer als Arzt im Kaufbeurer Klinikum beschäftigt – und er macht seinem Ärger lautstark Luft: 'Die Stimmung unter den Beschäftigten ist sehr schlecht', so der Mediziner zu den Plänen der Politik, die Gehälter des Personals abzusenken.
Bis zu sechs Prozent sind im Gespräch. "Das ist einfach nicht mehr nachzuvollziehen", schimpft er gegenüber der AZ. Seinen Namen möchte er freilich nicht in der Zeitung lesen. "So viele Vorstände kamen und gingen in den vergangenen Jahren." Viele hätten ordentliche sechsstellige Jahresgehälter eingefahren und gar nichts bewirkt. "Und die einfachen Beschäftigten sollen jetzt zum Dank auch noch weniger Geld bekommen, quasi diese Zeche zahlen." Vier Oberärzte hätten bereits angekündigt, geschlossen zu kündigen, wenn es wirklich dazu kommt. "Die können bei dem Personalmangel jederzeit woanders anfangen. Genauso sieht es inzwischen beim Pflegepersonal aus." Garantie bis 2017
Ende September hatte der Verwaltungsrat der Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren (mit den Häusern in Kaufbeuren, Füssen, Obergünzburg, Buchloe und Marktoberdorf) beschlossen, dass das Kommunalunternehmen, das schon Verluste bis zu neun Millionen Euro im Jahr verzeichnen musste, mit einem einschneidenden Konzept saniert werden soll. Dazu gehört die Schließung des Krankenhauses Marktoberdorf, in dem künftig eine Geriatrie und ein ambulantes OP-Zentrum betrieben werden sollen. Letzteres darf maximal 500 000 Euro Minus im Jahr erwirtschaften.
Der Verwaltungsrat, er besteht aus Kommunalpolitikern aus Kaufbeuren und dem Ostallgäu, verknüpfte des Weiteren eine Bestandssicherung der Kliniken in Obergünzburg und Buchloe bis 2017 mit der Forderung, dass das Personal Gehaltsabsenkungen für den Zeitraum von zwei bis drei Jahren zustimmt. Pro Prozent Kürzung fallen im KU rund 700 000 Euro weniger Personalkosten an. Insgesamt soll das umstrukturierte Unternehmen in einigen Jahren so maximal zwei Millionen Euro Minus erwirtschaften – was in Kaufbeuren und im Ostallgäu mehrheitlich als erträglich angesehen wird.
In der Personalvertretung des Klinikenverbundes wird das Thema Gehaltskürzungen sehr kritisch gesehen: 'Es existiert bei den Beschäftigten keinerlei Bereitschaft, dem zuzustimmen', so Personalratsvorsitzender Wolfgang Kurschus. Der Beschluss des Verwaltungsrates beinhalte alles andere als eine 'schwarze Null'. Die sei aber erforderlich, um einen Vertrag zur Zukunftssicherung abzuschließen.
Und Stefan Eldracher, Kreisvorsitzender des Marburger Bundes (immerhin rund 75 Prozent der Ärzte der Kliniken sind dort gewerkschaftlich organisiert), betont, dass eine Verknüpfung der Bestandsgarantie für Obergünzburg und Buchloe mit Gehaltskürzungen als 'unanständig' gesehen wird. Vor allem vor dem Hintergrund teuer bezahlter früherer Vorstände, die nichts bewirkten.
'Wir kämpfen seit Jahren mit Personalknappheit, klopfen ständig Überstunden – und nun das', so Eldracher.
Die Verhandlungen für Verdi wird voraussichtlich der Funktionär Dominik Schirmer aus München führen. Er will sich eng mit dem Marburger Bund zusammenschließen. 'Auf keinen Fall wollen wir uns auseinanderdividieren lassen.' Heißt: Entweder erleiden alle Berufsgruppen Gehaltskürzungen oder keiner.
Einigkeit besteht wohl auch darin, einen möglichen Vertrag über Lohneinbußen von allen Mitarbeitern gutheißen zu lassen.
Denn im Gegensatz zu den recht geschlossen organisierten Ärzten sind laut Schirmer nicht einmal zehn Prozent der restlichen Belegschaft Mitglied einer Gewerkschaft, in diesem Fall bei Verdi. 'Wir brauchen aber ein repräsentatives Ergebnis.' Er habe seine Zweifel, ob sich letztlich eine nötige Dreiviertel-Mehrheit dafür findet, das Gehalt befristet zu kürzen. Klinikenvorstandsvorsitzender Ludwig Lederle muss die Idee des Verwaltungsrates, die Gehälter zu kürzen, umsetzen. Am Montag hat er dem Kommunalen Arbeitgeberverband den dafür formal nötigen Auftrag erteilt. Heute Abend findet im Marktoberdorfer Modeon unter Ausschluss der Öffentlichkeit die Personalversammlung des Klinikenverbundes statt. Dort soll im Detail über das heikle Thema gesprochen werden.