Es sieht aus wie in einem gruseligen Horrorfilm, oder als hätte jemand die Halloween-Deko zu früh aufgehängt. In vielen Wäldern und Parks in Deutschland entfaltet sich derzeit ein faszinierendes Schauspiel, das für gespenstische Anblicke sorgt: Ob in den Parks in Hamburg oder Frankfurt, oder in den Wäldern von Mecklenburg-Vorpommern oder Bayern - überall sind Bäume und Sträucher in silbrige weiße Spuk-Schleier gehüllt.

Gespinstmotten-Raupen überziehen Deutschland mit Grusel-Spinnweben
Der Grund für die Grusel-Szenarien sind kleine Tiere: die Gespinstmotten-Raupen. Sie überziehen die Pflanzen mit ihren Spinnweben. Für die Raupen ist das ein Schutz. Im späten Frühling fressen sie zunächst die Blattknospen an und beginnen mit den Gespinsten, die sie vor Fressfeinden und Regen schützen sollen. Unter dem Schleier fressen die Raupen die Blätter der Bäume oder Sträucher bis Mitte Juni. Danach verpuppen sie sich. Anfang Juli schlüpfen die Falter.

Gefährlich ist der Befall der Pflanzen durch die Gespinstmotten-Raupen nach Angaben des bayerischen Naturschutzverbands LBV nicht. Auch die Bäume überstehen ihn meist unbeschadet.
„Massenvermehrung“ - Gespinstmotten-Raupen sind in diesem Jahr besonders verbreitet
In diesem Jahr tritt das Naturschauspiel wegen der günstigen Wetterbedingungen für die Gespinstmotten verstärkt auf, erläutert Insekten-Expertin Tarja Richter gegenüber der dpa: „Ein milder Winter und ein trocken-warmes Frühjahr sind ideale Voraussetzung für eine Massenvermehrung der kleinen, weißen Falter.“

Richter rät davon ab, Insektengift gegen die Gespinstmotten einzusetzen. „Der Eingriff von Insektengift ist in den meisten Fällen nicht erfolgreich und schadet zudem der Umwelt, da von den Giften auch die natürlichen Gegenspieler der Gespinstmotten betroffen sind.“ Neben Vögeln verhinderten bis zu 80 Insektenarten wie Schlupfwespen und Raubwanzen, dass sich die Motten ungehindert vermehren könnten. Die Bäume und Sträucher trieben größtenteils im selben Jahr wieder aus.
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