In vielen Städten trifft man auf Tauben. Kein Platz, Vorsprung oder Denkmal sind vor ihnen sicher, das gilt leider auch für Balkone und Terrassen der Stadtbewohner. Auch die Autorin dieser Zeilen kann ein Lied davon singen, ihr Balkon ist fest in Taubenhand. Um ihn zurückzuerobern, gibt es einige nützliche Tipps.
Die Stadttaube: Herkunft und Verhalten
Die heutige Stadttaube stammt von der Felsentaube ab. Laut dem Tierschutzbund Deutschland sind die heute lebenden Tauben Nachkommen ausgesetzter oder verloren gegangener Haustauben, wie beispielsweise Brieftauben. Durch die Domestizierung der Tauben, die bereits im Alten Ägypten stattfand, passten sich die Vögel den Lebensbedingungen und Bedürfnissen der Menschen an. Seither suchen sie die Nähe des Menschen.
Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wuchs in den europäischen Städten der Wohlstand - und damit die Taubenpopulation. Die Tauben, die sich zuvor von Getreide auf Feldern ernährt hatten, finden jetzt in den Essensresten der Menschen eine Nahrungsquelle. Außerdem bieten die Häuser der Menschen mit ihren Nischen und Simsen ideale Nistplätze.
Tauben: Verhalten und Eigenschaften
Zur Nahrungssuche schließen sich Tauben oft zu Schwärmen zusammen. Dabei ernähren sie sich vorwiegend von Essensresten der Menschen. Da diese Nahrung nicht ideal ist, sind viele der Vögel mangelernährt oder krank.
Taubenpaare bleiben ein Leben lang zusammen. Die Paare halten sich das ganze Jahr über an ihrem ausgewählten Brutplatz auf, das Männchen besetzt ein Nestrevier. Die Brutzeit ist in Europa von März bis August, teilweise auch bis in den Oktober hinein. Tauben brüten im Schnitt 17 bis 18 Tage lang. Da die Stadttaube von der Felsentaube abstammt, nisten sie vorzugsweise in Nischen und unter Dächern. Daher sieht man auch so selten Taubennester in der Stadt oder in Bäumen.
Tauben sind sehr intelligente Vögel mit einem hervorragenden Orientierungssinn. Sie sind nicht sehr scheu und standorttreu. Haben sie einen geeigneten Nistplatz entdeckt, sind sie nur schwer wieder loszuwerden. Mit den folgenden Ratschlägen kann es aber klappen.
Tauben vertreiben: Diese Methoden sind verboten
Zunächst das Wichtigste: Tauben sind geschützte Tiere. Sie zu quälen oder zu töten ist also strengstens untersagt, das gilt auch für bestimmte Abwehrmethoden.
- Spikes: Abwehrsysteme mit spitzen Nadeln oder Kanten, sogenannte Spikes, sind verboten, da sich die Tiere daran verletzen oder gar sterben können. Abgerundete Spikes aus Kunststoff sind hingegen erlaubt. Doch auch von diesen scheinbar schonenden Spikes rät der Tierschutzbund ab. Die Stacheln können kaputtgehen und die Tauben so verletzen. Wer Spikes einsetzt, sollte bedenken, dass sie regelmäßig auf Schäden überprüft werden müssen.
- Vergrämungspasten können das Gefieder der Vögel dauerhaft verkleben und schädigen. Das Gleiche gilt für ätzende Substanzen, die die Schleimhäute und Augen der Tauben verletzen können. Daher sind auch diese Methoden strengstens verboten.
- Elektroschockgeräte, die mit hoher Spannung (über 7000 Volt bei 0,1 Ampere und 10 Kilowatt), oder mit langen Impulsdauern betrieben werden, gelten auch als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, wenn sie gegen die Tiere eingesetzt werden.
- Spannseile und Netze: Feinmaschige Netze können Tauben vom Balkon fernhalten. Doch der Einsatz solcher Maßnahmen wird von Tierschützern abgelehnt. Die Gefahr, dass sich Löcher in den Netzen bilden, in denen sich die Vögel verfangen und schwer verletzen können, ist zu groß. Außerdem kann es sein, dass durch diese Barrieren brütende Tauben von ihrem Nachwuchs getrennt werden.
So kann man Tauben schonend vertreiben
Tauben loszuwerden kann schwer werden, vor allem, wenn sie einen Nistplatz gefunden haben. Wer die Nestsuche erschweren will, ohne die Vögel zu verletzen, kann folgende Maßnahmen ausprobieren.
- Unruhe schaffen: Um Balkone oder Terrassen für Tauben unattraktiv zu machen, sollte man Unruhe in die Umgebung bringen. Das klappt am besten, indem man Gegenstände aufhängt oder aufstellt, die sich bewegen. Dazu gehören reflektierende Oberflächen, wie Bänder, CDs oder Windräder. Laut der Landestierschutzbeauftragten der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung in Berlin sind diese Methoden allerdings problematisch. Die Nutzung künstlicher Beleuchtung und stark reflektierender Oberflächen sind laut dem Bundesartenschutzgesetz verboten. Alternativ kann man bewegliche Vogelattrappen einsetzen, am besten von Raubvögeln wie Krähen, Falken oder Eulen. Auch Ballons in Vogelform können eine abschreckende Wirkung haben.
- Häufige Nutzung des Balkons: Ebenfalls hilfreich ist die häufige Nutzung des Balkons. So schafft man eine unsichere Umgebung, die Tauben abschreckt. Auch Haustiere wie Hunde und Katzen können Tauben abschrecken. Es hilft daher, die Vierbeiner mehrmals am Tag rauszulassen.
- Schrägbleche anbringen: Rostfreie Bleche im Winkel zwischen 45 und 60 Grad können Tauben daran hindern, auf Simsen oder Geländern zu landen. Sie sind eine deutlich ungefährlichere Alternative zu Spikes.
- Laute Geräusche: Windspiele, Glocken oder Greifvogelgeräusche könnten Tauben abschrecken. Man sollte dabei allerdings den Gewöhnungseffekt nicht unterschätzen. Wer beispielsweise über Handy Greifvogelschreie abspielt, sollte darauf achten, die Abspielzeiten zu variieren.
Auch wenn die oben genannten Methoden schonender für die geschützten Tiere sind, gibt der Tierschutzbund zu bedenken, dass diese Maßnahmen keine dauerhafte Lösung sind. Meist führen sie dazu, dass die intelligenten Tiere einfach einen anderen Nistplatz auf dem Balkon oder der Terrasse suchen. Daher sind dem Tierschutzbund zufolge immer noch Taubenhäuser, Eiertausch und kontrollierte Fütterungsstellen die besten Methoden, die Taubenprobleme in Städten und Gemeinden in den Griff zu bekommen.
Was muss ich tun, wenn ich ein Nest finde?
Wenn Tauben einen Nistplatz gefunden haben, ist es oft schwieriger, sie zu vertreiben. Laut dem Tierschutzbund liegt das an der hohen Taubenpopulation in den Städten. Da es zu viele Tauben gibt, sind Nistplätze schwer zu finden, in einigen Städten gibt es deshalb Taubenhäuser und Taubentürme. Dort haben die Vögel eine sichere Umgebung, in der sie brüten können. An Orten, wo es diese Brutmöglichkeiten nicht gibt, suchen sich Tauben Nistplätze an Häusern und Balkonen.
Nester von Tauben bestehen meist aus einer dünnen Schicht aus Zweigen und anderem Nistmaterial. Wer auf dem Balkon oder der Terrasse ein leeres Nest findet, sollte das Nest mit Gummihandschuhen entfernen und die erwachsenen Vögel vertreiben. Bevor man das Nest entfernt, sollte man jedoch erst die Gattung der Taube klären. Nester von Ringeltauben, auch als Wildtauben bekannt, dürfen nicht entfernt werden. Nester und Eier von Stadttauben dürfen dagegen entfernt werden. Im Zweifelsfall kann man sich an einen Experten wenden.
Eier, die nicht länger als fünf Tage bebrütet werden, können aus dem Nest genommen und durch sogenannte „Decoy-Eier“ ersetzt werden. Der Tierschutzbund empfiehlt, die entnommenen Eier 24 Stunden ins Gefrierfach zu legen. Nach Ende der Brutzeit von 17 Tagen sollte man die Balkon- oder Terrassenmöbel umstellen, damit die Tiere nicht noch einmal dort brüten können.
Sind die Küken geschlüpft, sollte man die Jungtiere und ihre Eltern in Ruhe lassen, bis die Küken flugfähig sind. Das kann in der Regel bis zu einem Monat dauern. Danach kann man das Nest entfernen.
Weitere Infos zu Tauben, ihrem Verhalten und Vertreibungsmethoden findet ihr beim Tierschutzbund.
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