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Amoklauf bei Zeugen Jehovas in Hamburg: 8 Tote und Verletzte durch Schüsse

Abstruse Thesen: Täter hatte Buch veröffentlicht

8 Tote bei Amoklauf in Hamburg: Täter war ein Allgäuer!

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    Bei einer Schießerei am Donnerstagabend in Hamburg sind mehrere Menschen getötet worden.
    Bei einer Schießerei am Donnerstagabend in Hamburg sind mehrere Menschen getötet worden. Foto: Jonas Walzberg, dpa

    Tote bei Schüssen in Hamburg: Im Hamburger Stadtteil Großborstel sind durch Schüsse am Donnerstagabend acht Menschen ums Leben gekommen. Unter den Toten war auch der mutmaßliche Täter Philipp F.. Der 35-Jährige stammte nach übereinstimmenden Medienberichten aus dem Allgäu, soll in Memmingen geboren sein. Er absolvierte demnach eine Lehre zum Bankkaufmann in Kempten und studierte dann auch an der Hochschule in Kempten. Laut dpa lebt er seit 2015 in Hamburg. 

    Was bisher über den mutmaßlichen Täter Philipp F. bekannt ist

    Was bisher sonst noch alles über den 35-jährigen mutmaßlichen Täter Philipp F. bekannt ist, lesen Sie hier auf allgäuer-zeitung.de. Hier äußern sich unter anderem ein ehemaliger Klassenkamerad des 35-Jährigen, der sagt dass dieser eigentlich "ein richtig guter Typ gewesen" sei, sowie der Vereinsvorsitzende des SV Cambodunum, der erklärt, dass Philipp F. eher unauffällig gewesen sei, sich aber gut ins Team integriert habe. Der mutmaßliche Täter hatte zudem ein Buch veröffentlicht. Wie allgäuer-zeitung.de berichtet, gibt das Buch einen Einblick in eine abstruse Gedankenwelt von Philipp F.

    Augenzeuge filmte Tat

    Die Tat, die Philipp F. am Donnerstagabend durchgeführt haben soll, gilt als Amoklauf. Ein Augenzeuge filmte die Tat mit seinem Handy.

    Neue Erkenntnisse der Polizei, die in der Pressekonferenz am Freitagmittag bekanntgegeben wurden:

    Hamburgs Innensenater Andy Grote : Es gab 8 Verletzte, vier davon schwer verletzt. "Es ist eine sehr grausame Tat. Ein Tötungsdelikt dieser Dimension kannten wir bisher nicht. Das ist das schlimmste Verbrechen in der jüngeren Geschichte unserer Stadt." Grote lobte das schnelle Eingreifen der Polizeikräfte. Um 21:04 Uhr gingen demnach die ersten Notrufe ein, bereits 4 Minuten später waren die ersten Einsatzkräfte vor Ort. Kurze Zeit später gelang es bereits, Täter und Opfer räumlich zu trennen. Der Täter ist in den ersten Stock geflüchtet und "hat sich dann selbst gerichtet", so Grote. Unfassbar: "Unter den Toten befindet sich ein ungeborenes Kind von 7 Monaten, das im Mutterleib tödlich getroffen wurde."

     Schutzpolizei-Leiter Matthias Tresp: "Um 21:04 Uhr wussten wir noch nicht, um was es sich handelt." Durch einen glücklichen Zufall waren speziell ausgebildete Einsatzkräfte einer Unterstützungseinheit in der Nähe und haben sofort versucht, sich Zugang zum Gebäude zu verschaffen. Mithilfe einer Schusswaffe konnten sie eine Tür öffnen. Vor den Augen der Polizeibeamten ist der Täter in den ersten Stock geflüchtet. Die Polizisten haben sofort nachgesetzt. Die Polizisten haben Druck auf den Täter ausgeübt, ihn eingeengt und isoliert, was laut Tresp dazu beigetragen hat, dass weitere Todesopfer vermieden wurden. 20 Personen konnten unverletzt das Gebäude verlassen. "Das sofortige Handeln hat vielen Menschen das Leben gerettet." Zeugen hatten zunächst Hinweise gegeben, dass es eventuell einen zweiten Täter geben könnte. Die Ermittlungen und weitere Zeugenaussagen ergaben dann aber, dass es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Einzeltäter handelte.

    Ralf Anders, Leiter der Staatsanwaltschaft Hamburg: Es war zu Beginn nicht ausgeschlossen, dass es sich um einen terroristischen Anschlag handelte. Schon in der Nacht wurde die Wohnung des Täters durchsucht. Die Beamten fanden unter anderem 15 geladene Magazine und weitere 200 Patronen. Es gibt mitttlerweile keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund. Der Täter war zuvor völlig unauffällig. Es gab lediglich Strafanzeigen, die er selbst gegen andere eingereicht hatte. Er selbst war offenbar strafrechtlich und polizeilich ein unbeschriebenes Blatt.

    Thomas Radszuweit vom Staatsschutz zu den Todesopfern: 4 Männer, 3 Frauen, ein Fötus, alle Deutsche. Philipp F. heißt der Täter. Er brachte sich selbst um. Philipp F. war zuvor Mitglied der Zeugen Jehovas, hat diese aber vor einiger Zeit verlassen, "offenbar nicht im Guten", so Radszuweit. Der Täter war schwer bewaffnet mit mehreren Schusswaffen. Alles deutet darauf hin, dass Philipp F. allein gehandelt hat. Das Motiv ist momentan unklar. Ein politisches Motiv ist nicht erkennbar. Insgesamt hat der Täter 9 Magazine verschossen mit jeweils 15 Schuss Munition. Er war als Sportschütze in den legalen Besitz einer Waffe gelangt.

    Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin: Bei der Waffenbehörde ist im Januar 2023 ein anonymer Hinweis eingegangen mit dem Ziel, das Verhalten und die waffenrechtlichen Vorschriften im Bezug auf Philipp F. zu überprüfen. Der Verdacht des anonymen Melders: Philipp F. könnte psychisch krank sein. Philipp F. hege eine heftige Wut, unter anderem auf die Zeugen Jehovas und seinen Arbeitgeber. Seit 12. Dezember war er legal im Besitz einer halbautomatischen Pistole, der späteren Tatwaffe. Beamte der Wafffenbehörde haben Philipp F. unangekündigt kontrolliert, ohne Vorwarnung. Dabei wurde Philipp F. angetroffen, er zeigte sich kooperativ, man hat die Verwarung der Waffen von Philipp F.  usw. geprüft und insgesamt als "eingehalten" festgestellt: "Keinerlei Beanstandung", keine  Hinweise über eine psychische Erkrankung. Es gab lediglich eine mündliche Verwarnung wegen eines kleinen Verstoßes. Damit lagen den Beamten für weitere Maßnahmen "keine rechtlichen Möglichkeiten mehr zugrunde", so Meyer. Es habe nur ein anonymes Schreiben zugrunde gelegen. "Die rechtlichen Möglichkeiten waren damit ausgeschöpft. 

    Bestürzung bei Politikern

    Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zeigte sich "erschüttert" über die Tat im Hamburger Stadtteil Alsterdorf. "Meine Gedanken sind in dieser schweren Stunde bei den Opfern und ihren Angehörigen, bei den Gemeindemitgliedern und auch bei den Einsatzkräften", sagte Faeser der dpa. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zeigte sich ebenfalls bestürzt. "Die Meldungen aus Alsterdorf / Groß Borstel sind erschütternd", schrieb Tschentscher bei Twitter. "Den Angehörigen der Opfer gilt mein tiefes Mitgefühl." Ähnliches ließ Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verlauten. 

    Zeugen Jehovas mit Statement auf der Webseite

    Die Zeugen Jehovas zeigten sich "tief betroffen". "Unser tiefes Mitgefühl gilt den Familien der Opfer sowie den traumatisierten Augenzeugen. Die Seelsorger der örtlichen Gemeinde tun ihr Bestes, ihnen in dieser schweren Stunde Beistand zu leisten", hieß es in einem Statement auf der Website der Gemeinschaft.

    Tote durch Schüsse in Hamburg

    Vier Stunden nach den tödlichen Schüssen betrat schließlich die Spurensicherung in der Nacht den Tatort. Auch um 4.15 Uhr morgens waren sie am Freitag noch in dem dreistöckigen Gewerbegebäude unterwegs. Streifenwagen hatten den Tatort zuvor weiträumig abgesperrt. Beamte mit Maschinenpistolen sicherten den Bereich zusätzlich ab.

    Welche Art von Veranstaltung in der Kirchengemeinde der Zeugen Jehovas abgehalten wurde, war zunächst unklar. Auf der Internetseite der Zeugen Jehovas war für den Donnerstagabend eine von zwei wöchentlichen Zusammenkünften angekündigt. 

    Das sind die Zeugen Jehovas:

    Die Zeugen Jehovas sind eine christliche Gemeinschaft mit eigener Bibel-Auslegung. Die Anhänger glauben an Jehova als "allmächtigen Gott und Schöpfer" und sollen sich strengen Vorschriften unterwerfen. Sie sind davon überzeugt, dass eine neue Welt bevorsteht und sie als auserwählte Gemeinde gerettet werden. Weltweit haben die Zeugen Jehovas etwa acht Millionen Mitglieder. Die "Weltzentrale" ist in New York. Die deutsche Gemeinschaft mit weniger als 200.000 Mitgliedern gehört zu den größten in Europa.

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