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Masern breiten sich in Österreich aus - mangelnde Impfzahlen bei Kindern

"Wir sind in einem Spitzen-Masernjahr"

Masernwelle rollt über Österreich: 50 neue Fälle innerhalb einer Woche!

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    Masern breiten sich gerade verstärkt in Österreich aus. Dieser Trend ist jedoch auch in anderen Ländern Europas zu beobachen. (Symbolfoto)(
    Masern breiten sich gerade verstärkt in Österreich aus. Dieser Trend ist jedoch auch in anderen Ländern Europas zu beobachen. (Symbolfoto)( Foto: IMAGO / Zoonar

    Von 219 Masernfällen (Stichtag 5. März 2024) hatte der Wiener Virologe Lukas Weseslindtner (MedUni Wien/Nationales Referenzzentrum für Masern) noch bei der Apotheker-Fortbildungstagung in Schladming berichtet. Bis Dienstag, 12. März 2024, waren es bereits 267 Fälle, die im Labor bestätigt wurden. Innerhalb von einer Woche kamen 48 neue Masern-Erkrankte hinzu, berichten mehrere Österreichische Medien mit Verweis auf die Austria Presse Agentur (APA). Eine besorgniserregende Entwicklung! "Der Zeitpunkt für die Impfung wäre jetzt. Bevor uns das um die Ohren fliegt", warnte der Wiener Virologe. "Wir sind in einem Spitzen-Masernjahr!"

    Zahl der Masernfälle steigt in Österreich seit 2023 rasant an

    Wie dramatisch diese Entwicklung ist, zeigt sich im längerfristigen Vergleich. In den Jahren 2021 und 2022 registrierten die Behörden in Österreich nur jeweils 0,1 Masernfälle pro einer Million Einwohner. Die Krankheit war so gut wie bekämpft. Doch im Jahr 2023 kam die Wende. Die Zahlen schnellten in die Höhe. Die Behörden verzeichneten auf einmal 20,4 Fälle pro Million Einwohner (186 Fälle innerhalb eines Jahres). Mit den Zahlen, die den Behörden jetzt vorliegen, liegt die Alpenrepublik schon bei einer Häufigkeit von 23,8 Erkrankungen pro Million Menschen.

    18 Prozent der unter einjährigen Kinder sind in Österreich ungeimpft

    Weil die hochansteckende Viruserkrankung alles andere als harmlos ist, empfehlen Experten dringend eine Impfung für alle Babys ab neun Monaten. Doch die Impfzahlen bei den österreichischen Kindern sind bedenklich. "Unter den Einjährigen sind 18 Prozent, also 15.500 Kinder, völlig ungeimpft. Idealerweise sollte bereits in dieser Altersgruppe eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent bei der zweiten Teilimpfung erreicht sein", heißt es dazu im Kurzbericht Masern für das Jahr 2022 des österreichischen Gesundheitsministeriums (aktuellste vorhandene Zahlen).

    32.000 Kinder im ersten Lebensjahr hätten statt den zwei empfohlenen Masernimpfungen nur eine gehabt, sagte die Leiterin der Abteilung für das Impfwesen im Gesundheitsministerium, Maria Paulke-Korinek, bei einer Online-Ärzte-Fortbildungsveranstaltung der Österreichischen Impfakademie. Dabei gibt es nur mit einer zweiten Impfung einen Schutz von mehr als 95 Prozent (98 bis 99 Prozent) vor der Viruserkrankung.

    Sechs Menschen in der EU sterben 2024 bereits an Masern

    Österreich ist allerdings nicht das einige Land in der EU, in der die Masern-Fälle rasant ansteigen. Bereits im Februar warnten Experten vor einer Zunahme der Viruserkrankung in der EU. Die Gründe dafür: Im Frühjahr breitet sich das Virus saisonbedingt verstärkt aus, es wird aus Drittländern eingeschleppt und die mangelnden Impfquoten in einigen Ländern, heißt es im Bericht der EU-Gesundheitsbehörde ECDC.

    Im Januar und Februar 2024 wurden der EU bereits sieben Todesfälle durch das Masernvirus gemeldet. Sechs Menschen starben in Rumänien und einer in Irland an der hochansteckenden Viruserkrankung. Damit sich die Masern nicht weiter ausbreiten, empfiehlt die Gesundheitsbehörde den europäischen Ländern, hohe Impfquoten zu erreichen oder beizubehalten und die Impf-Akzeptanz in der Bevölkerung zu fördern.

    Masern sind vor allem für Kleinkinder und Menschen mit geschwächtem Immunsystem gefährlich

    Das Masernvirus kann vor allem für Kleinkinder gefährlich werden, die noch zu jung für eine Impfung sind, heißt es in dem Bericht. Auch für ungeimpfte Kinder unter fünf Jahren sowie für Menschen mit geschwächtem Immunsystem gehe demnach eine erhöhte Gefahr von Masern aus.

    Stella Kyriakides, EU-Kommissarin für Gesundheit, nannte den Anstieg von Masernfällen "besorgniserregend" und fügte hinzu: "Die gute Nachricht ist, dass es sich um eine Krankheit handelt, die durch Impfungen verhindert werden kann und dass in der EU viele sichere und effektive Impfstoffe erhältlich sind."

    Masern: Übertragung, Symptome und Risiken

    Masern wird durch das Masernvirus ausgelöst, das nur im Menschen vorkommt. Es wird durch direkten Kontakt und Tröpfcheninfektion übertragen. Neben den typischen roten Hautflecken (Masern-Exanthem) sorgt es für Fieber und einen erheblich geschwächten Allgemeinzustand. Dadurch können andere Erkrankungen wie Durchfall, Mittelohrentzündung, Lungenentzündung und Gehirnentzündungen ausbrechen. Als Spätfolge kann außerdem die sogenannte subakut sklerosierende Panenzephalitis (SSPE) auftreten. Das ist eine schwere Erkrankung des Gehirns, die immer zum Tod führt. 

    Impfung ist effektivste Methode gegen Masern

    Das Masernvirus kommt weltweit vor. Vor allem in Entwicklungsländern brechen immer wieder lokale Masern-Epidemien mit hohen Krankheits- und Sterblichkeitszahlen aus. Die Masern gehören dort zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Laut Schätzung der WHO haben sie im Jahr 2000 fast die Hälfte der 1,7 Millionen Todesfälle bei Kindern verursacht, die durch eine Impfung vermeidbar gewesen wäre. Damals kam es laut Schätzungen zu 30 bis 40 Millionen Krankheitsfällen.

    Heutzutage gilt die Masern-Impfung als die effektivste Methode, um das Auftreten der Krankheit zu bekämpfen. Vor ihrer Entwicklung erkrankten etwa 95 bis 98 Prozent aller Kinder unter 18 Jahren an Masern. Durch Impfungen wurden die Masern-Todesfälle von 2000 bis 2015 schätzungsweise um 79 Prozent gesenkt.

    Masern-Ausbruch führt im 19. Jahrhundert zu verheerenden Epidemien

    Untersuchungen ergaben, dass das Virus bereits  im 6. Jahrhundert v. Chr. auf den Menschen übergegangen sein könnte. Im Mittelalter forderten ausgedehnte Masern-Epidemien viele Todesopfer. Besonders verheerend verliefen diese, wenn die Bevölkerung keinerlei Immunitäten dagegen hatte. Das war nach der Entdeckung neuer Welten wie des amerikanischen Kontinents, Hawaii und den Fidschi-Inseln der Fall.

    In Amerika starb ein großer Teil der amerikanischen Bevölkerung an importierten Krankheiten wie Masern, Pocken, Keuchhusten und Typhus. In Santo Domingo (1519), Guatemala (1523) und Mexiko (1531) kam es zu verheerenden Masern-Epidemien. Im Jahre 1529 breitete sich eine Masern-Epidemie über Honduras und Mittelamerika aus, die zwei Drittel der Menschen das Leben kostete, die zuvor die Pocken-Epidemie überlebt hatten. Solche furchtbaren Epidemien brachen auch mehrmals im 19. Jahrhundert aus. 1848 starben 40.000 der 148.000 Einwohner von Hawaii an den Masern und im Jahr 1874 etwa ein Viertel der Bevölkerung der Fidschi-Inseln. 

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