Startseite
Icon Pfeil nach unten
Welt
Icon Pfeil nach unten

Deutsche tranken 2022 wieder mehr Bier - Bierpreis wird steigen

Kostenexplosion bei Rohstoffen

Deutsche tranken 2022 wieder mehr Bier - Bierpreis wird steigen

    • |
    • |
    2021 war das historisch schwächste Bierjahr für deutsche Brauereien. Obwohl der Absatz 2022 etwas angestiegen ist, blicken sie skeptisch in die Zukunft. (Symbolfoto)
    2021 war das historisch schwächste Bierjahr für deutsche Brauereien. Obwohl der Absatz 2022 etwas angestiegen ist, blicken sie skeptisch in die Zukunft. (Symbolfoto) Foto: picture alliance/dpa | Fabian Sommer

    Zwar haben die deutschen Brauereien im vergangenen Jahr etwas mehr Bier verkauft als im Vorjahr, trotzdem blicken sie skeptisch auf das neue Jahr. Der Grund: Die Kosten für Rohstoffe und Energie sind massiv angestiegen. Und das hat auch Folgen für ihre Kunden. Sie müssen sich auf höhere Preise einstellen.

    "Die Inflation setzt die Betriebe massiv unter Druck", klagt der Deutsche Brauer-Bund über stark gestiegene Kosten bei Rohstoffen und Energie. "Zahlreiche Brauereien in Deutschland haben für dieses Jahr bereits Preiserhöhungen angekündigt.", sagt Hauptgeschäftsführer Holger Eichele

    Nur leichter Anstieg beim Bierkonsum

    Selbst ein heißer und trockener Jahrhundertsommer wie im Jahr 2022 hat den inländischen Absatz alkoholhaltiger Biere nur auf 7,2 Milliarden Liter gesteigert, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Das waren 4 Prozent mehr als im historisch schwächsten Bierjahr 2021, als Gaststätten und Hotels monatelang geschlossen waren. Und eben auch 5 Prozent weniger als im noch coronafreien Jahr 2019.

    2,7 Prozent mehr Umsatz als im schwachen Corona-Jahr 2021

    Zusammen mit den steuerfreien Exporten und dem Haustrunk ergab sich ein Absatz von 8,8 Milliarden Litern, rund 2,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Die zwischenzeitlichen Verluste habe man nicht mehr aufholen können, konstatiert Eichele. Daran hat zum Jahresende auch die erstmals im Winter ausgetragene Fußball-Weltmeisterschaft nichts mehr geändert. "Absolut ernüchternd" findet Christoph Koehler von der Darmstädter Privatbrauerei daher auch die bundesweite Entwicklung. Das eigene Haus habe im vergangenen Jahr 24 Prozent Plus gemacht, hatte allerdings vorher auch stärker gelitten, wegen des hohen Fassbieranteils.

    Viele Brauereien schwächeln

    Jetzt bietet das Geschäft in Kneipen und Biergärten sowie bei Veranstaltungen gute Chancen, zumal in der kaufkraftstarken Rhein-Main-Region wichtige Wettbewerber wie Pfungstädter oder Binding schwächeln. Während die Binding-Mutter Radeberger die Braustätte in Frankfurt schließen will, gewinnen die Darmstädter mit der Marke "Bräustüb'l" gerade Restaurants, Gaststätten oder Veranstaltungsorte wie die Frankfurter Jahrhunderthalle zu ihrem Portfolio hinzu. Auf dem Gelände der Pfungstädter Brauerei plant der Investor ein Wohngebiet.

    Notwendige Investitionskosten waren zu hoch

    Ein paar Kilometer weiter hat es im nordpfälzischen Winnweiler die schon vor Corona angeschlagene Privatbrauerei Bischoff erwischt, die nach langem Insolvenzkampf im Sommer 2022 den Braubetrieb eingestellt hat. "Die notwendigen Investitionen, um den Brauereibetrieb wieder wirtschaftlich aufnehmen zu können, waren am Ende allen potenziellen Investoren zu hoch", berichtet Insolvenzverwalter Jürgen Erbe.

    Mittlere Betriebe geraten unter Druck

    Der Anwalt aus der Kanzlei Schultze & Braun erwartet zwar keine riesige Pleitewelle unter den Brauereien, sieht aber insbesondere mittlere Betriebe im besonderen Stress. Sie können mit den großen TV-Marken den Preiskampf um die Kästen im Supermarkt nicht mitgehen, keine überdurchschnittlichen Preise verlangen und müssen schließlich Energie und Rohstoffe teurer einkaufen als die Großen. Ausgerechnet jetzt stehe zudem für viele Betriebe die Rückzahlung der Corona-Überbrückungshilfen an. "Über so manchem Unternehmen hängt damit ein mitunter Millionen Euro schweres Corona-Hilfen-Damoklesschwert", sagt Erbe und plädiert für pragmatische Lösungen wie etwa die Stundung der Rückzahlung. "Mit Schwarzmalerei ist noch nie ein Fass vom Hof gerollt", sagt aber auch Michael Huber, Generalbevollmächtigter des Branchenriesen Veltins. Die Sauerländer gehören mit einem Plus von 8,4 Prozent beim Jahresausstoß zu den Gewinnern des Vorjahres. Dass bereits 80 Prozent des Fassbiergeschäfts wiederhergestellt werden konnte, sei das wichtigste Signal für das Ende der Pandemie. Die Verbraucherstimmung bleibe allerdings ein unkalkulierbarer Faktor.

    Deutsches Bier ist im internationalen Vergleich preiswert

    Auch die Berliner Craft-Brauerei Lemke erwartet für das laufende Jahr ein stärkeres Geschäft in den eigenen Gasthäusern wie auch bei den belieferten Wirten. "Der Mensch ist ein geselliges Tier", meint Brauerei-Sprecherin Anika Stockmann. Der Preis für den halben Liter kann dabei wegen der stark gestiegenen Kosten demnächst der Boulevard-Preisgrenze von 7,50 Euro für Spezialitätenbiere schon recht nahekommen. Das müsse man aber im Vergleich sehen, sagt Stockmann und verweist auf weit höhere Preise, wie sie in England, den USA oder auch dem klassischen Bierland Belgien aufgerufen würden. "Im internationalen Vergleich ist das Bier in der deutschen Gastronomie noch sehr preiswert."

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden