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"Wo sind denn jetzt die Gewitter?" - Warum Unwetter nicht exakt vorhergesagt werden können

DWD erklärt die Grenzen der Wettervorhersage

"Wo sind denn jetzt die Gewitter?" - Warum Unwetter nicht exakt vorhergesagt werden können

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    Gewitter können nicht exakt vorhergesagt werden. Der DWD erklärt warum.
    Gewitter können nicht exakt vorhergesagt werden. Der DWD erklärt warum. Foto: Uwe Bachmann, DWD

    Immer wieder erschütterten Gewitter und Starkregen in den letzten Wochen Bayern und das Allgäu. Auch am  Juni in Deutschland der sechstwärmste Monat seit Messbeginn.  Wie passt das zusammen? Tobias Reinartz aus der Vorhersage- und Beratungszentrale des deutschen Wetterdienstes (DWD) erklärt, warum es quasi unmöglich ist, die Unwetter exakt vorherzusagen. 

    So erklärt der DWD die Wettervorhersagen

    "Wo sind denn jetzt eure Gewitter?" - eine Frage, die die Meteorologen im Vorhersagedienst so oder so ähnlich auf den unterschiedlichsten Kanälen immer wieder erreicht. Meistens ist das der Fall, nachdem der DWD eine Vorabinformation vor schweren Gewittern herausgegeben hat. Sie dient als Hinweis darauf, dass in der betroffenen Region erhöhtes Potenzial für die Entwicklung heftiger Gewitter gegeben ist. Wo sie dann aber tatsächlich genau auftreten, weiß man schlicht nicht. "Gebetsmühlenartig wird versucht, den Fragenden die 'Launen der Natur' und die Grenzen der Vorhersagbarkeit zu erklären, in der Hoffnung, dass dieselbe Frage bei der nächsten Gewitterlage zumindest nicht von denselben Personen kommt", so der DWD. Denn dass die Frage wieder auftauchen wird, ist unbestritten.

    Wettermodelle sind wie Fischernetze

    Das Problem an der ganzen Sache ist, dass eine Prognose, wann und wo Gewitter exakt auftreten, im Prinzip nicht möglich ist. Gewitter sind nämlich besonders in ihrer Entstehung sehr kleinräumige Wetterphänomene, die von den Wettermodellen des DWD nur schlecht "aufgelöst" werden können. Das kann man ganz grob mit einem Fischernetz vergleichen: Je kleiner die Maschen des Netzes sind, desto kleinere Fische kann man fangen. Beträgt die Maschenweite zwischen zwei Knoten z.B. 50 cm, wird man Schwierigkeiten haben, einen Goldfisch zu erwischen. Ähnlich verhält es sich mit den Wettermodellen. Das hochauflösende Wettermodell des DWD (ICON-D2) hat aktuell eine Maschenweite von Knoten zu Knoten von 2,2 km. Gewitter sind aber vor allem während ihrer Entstehung deutlich kleiner (wenige hundert Meter Durchmesser). So ist es nicht selten, dass bei Gewittern in einem Stadtteil die Keller ausgepumpt werden müssen, während es im benachbarten Stadtteil trocken bleibt.

    Vorhersage wird durch viele Faktoren beeinträchtigt

    Vielleicht fragen Sie sich jetzt: "Warum erhöht man denn nicht einfach die Auflösung der Modelle auf z.B. 100 m?" Nun ja, einerseits würde dann aufgrund des deutlich höheren Rechenaufwands wohl sogar der Superrechner des DWD die weiße Fahne schwenken. Andererseits gibt es noch weitere Faktoren, die die Wettervorhersage im Allgemeinen und damit auch die Gewitterprognose beeinträchtigen. Dazu zählen Messungenauigkeiten, zu geringe globale und regionale Messdichte, notwendige Vereinfachungen in den numerischen Gleichungen eines Wettermodells, usw. Mit diesen Einschränkungen Gewitter auf den Punkt genau vorhersagen zu können, würde bedeuten, dass man in einem Topf mit aufkochendem Wasser auf den Millimeter und die Sekunde exakt prognostizieren kann, wo und wann sich das erste Luftbläschen am Topfboden bildet und aufsteigt. Ein unmögliches Unterfangen.

    Region und Begleiterscheinungen können aber vorhergesagt werden

    Was man dagegen meist recht gut vorhersagen kann, ist zum einen die Region, in der Schauer und Gewitter auftreten können, und zum anderen das Potenzial der Luftmasse und die damit einhergehenden Begleiterscheinungen wie Starkregen, Böen und Hagel.

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