Einer unveröffentlichten Studie der Essener Universitätsklinik zu Folge haben während des zweiten Corona-Lockdowns etwa 450 bis 500 Kinder und Jugendliche in Deutschland versucht sich das Leben zu nehmen. Das entspricht einem besorgniserregenden Anstieg von 400 Prozent.
93 Suizidversuche während des zweiten Lockdowns
Insgesamt 27 Kinderintensivstationen hatten im Zeitraum von März bis Mai 2021 in einem speziellen Register etwa 93 Suizidversuche bei Kindern und Jugendlichen gemeldet. Christian Dohna-Schwake, Oberarzt und Intensivmediziner der Universitätsklinik Essen hat an der Studie mitgearbeitet. Gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gab er verschiedene Gründe für den rasanten Anstieg an.
Mögliche Gründe für die gestiegene Selbstmordversuchsrate:
- Fehlende Sozialkontakte während des Lockdowns können ein Grund sein. Nicht nur Schulschließungen, sondern auch der zeitweise Verbot von Vereinssport hatten die Kontakte von Kindern untereinander stark eingeschränkt.
- Da der zweite Lockdown sich im Vergleich zum ersten Lockdown sehr lange hingezogen hatte, fehlte vielen Jugendlichen eine Perspektive.
- Ein Grund kann auch die Sorge um Familienmitglieder gewesen sein.
- Die verstärkte Nutzung von sozialen Medien ist auch ein möglicher Grund für den Anstieg der Selbstmordversuche.
Hilferuf
Insgesamt hätten psychische Probleme bei Jugendlichen zugenommen, so Dohna-Schwake weiter. Neben depressiven Störungen würden auch Essstörungen und Angststörungen häufiger auftreten. Das führe wiederum dazu, dass die betroffenen Kinder in ihrer Verzweiflung einen Hilferuf aussenden würden. Die allermeisten Suizidversuche seien glücklicherweise nicht erfolgreich gewesen, allerdings gab es viele Vergiftungen im Zusammenhang mit Tabletten.