Die ProSieben-Casting-Show „Germany's Next Topmodel“ ist um einen (kleinen) Skandal und große Schlagzeilen reicher. Dieses Mal sorgte ein Fotograf für Aufregung bei GNTM - zu sehen im TV auf ProSieben und im Stream auf Joyn.
Das von Model Heidi Klum präsentierte Format Germany's Next Topmodel steht schon so lange in der Kritik wie man denken kann. Ging es früher um die Präsentation von Schönheitsidealen und deren fragwürdige Wirkung auf die recht junge, weibliche Zielgruppe von „GNTM“, hat sich die Produktion in diesem Punkt zwar gewandelt. Sie baut aber trotzdem Jahr für Jahr Elemente ein, die dafür sorgen, dass der Gesprächsstoff über die Produktion nicht ausgeht.
„GNTM“: Mit Schlagzeilen zu anhaltendem Erfolg
Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Formats zeigt ProSieben von seinem Quotenhit inzwischen zweimal pro Woche. Auch die aktuellste Folge war mit rund 17 Prozent wieder das gefragteste deutsche TV-Format bei den jüngeren Menschen am Donnerstagabend. Mittwochs geht es um den Männerwettbewerb, donnerstags um die Frauen.
Und jene Frauen wurden in dieser Woche von Yu Tsai fotografiert. Der Künstler sei für seine mitunter harsche Art bekannt, wurde mitgeteilt. Ein „strenger Lehrer“ sei er, sagte der Fotograf. Und das bekamen nicht nur die angehenden Models, sondern auch das Publikum zu sehen. Es war dann doch ein sehr fragwürdiger Umgang des Fotografen mit den jungen Frauen - um nicht zu sagen: ein geschmackloser.
Und genau damit startete ProSieben auch. Gleich das erste Shooting hatte es in sich. Der Part der Donnerstagsausgabe begann mit der (etwas verschlafenen Lulu), die vor dem Fotografen posierte. Für Tsai jedoch sah es danach aus, als würde sie auf dem Klo sitzen. Mehrfach sagte er „She looks like she‘s taking a shit“. Untermalt wurde die Kritik mit dramatischer Musik - und mit Bildern von Heidi Klum, die sich die Hände vor die Augen hielt. Offenbar empfand sie die Aussagen aber als witzig. Denn Klum kommentierte: „Diese Witze sind zu früh für mich am Morgen.“ Und Tsai war auch danach „witzig“, denn er sagte zu dem Model: „Du kannst dein Geschäft gleich hier verrichten“. Lulu bezeichnete die Aussagen in in die Szene geschnittenen Interview-Passagen als „respektlos“.
„GNTM“-Fotograf zeigt nach Kritik keine Einsicht
Einsicht des Fotografen? Nicht vorhanden. Das wird deutlich, als Lulus Mutter, ebenfalls Kandidatin der Staffel, mit dem Shooten an der Reihe ist. Sie steht recht unverblümt für ihre Tochter ein. Traurig sei sie, weil ihre Tochter „ein bisschen beleidigt“ worden sei. Einzig: Tsai war anderer Meinung. Er habe das Mädchen weder angeschrieben noch ausgelacht, sondern nur kritisiert. „In dem Business ist das am Set üblich.“ Eine solche Erklärung war in der Historie von „GNTM“ schon öfter zu hören. Grenzüberschreitungen werden in dem Format damit gerechtfertigt, dass all das doch jeden Tag im Modelbusiness passiere und dass es „GNTM“ auch zur Aufgabe habe, die angehenden Models auf genau solche Situationen vorzubereiten.
Ad absurdum geführt wird durch die Szenen eine Aussage des Künstlers, die „GNTM“ vorher ausgestrahlt hatte. Tsai sagte da noch, sein Ziel sei es, dass die Models aus den Shootings mit ihm etwas für das Leben mitnehmen sollten. Was genau das im Fall von Lulu sein soll, wird wohl für immer ein Geheimnis von Yu Tsai sein. Medienethisch betrachtet, war in den besagten Szenen einmal mehr innerhalb von „GNTM“ knallhartes Entertainment und würdevoller Umgang mit Menschen nicht unter einen Hut zu bekommen.
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