Urlauber treffen auf Teneriffa auf provokante Graffitis
Erst Mallorca, jetzt Teneriffa: Viele Einwohner der Kanareninsel haben genug vom Billigtourismus, der im Sommer die Kanareninsel überschwemmt und regelmäßig über die Stränge schlägt. Die Lage spitzte sich soweit zu, dass Urlauber in den Osterferien mit antitouristischen Graffitis empfangen wurden, berichtet die englische Boulevardzeitung Daily Mail. "Touristen geht nach Hause" oder "Zu viele Guiris (umgangssprachliches Wort für Ausländer - Anmerk. der Red.)" war an Wänden in der Nähe von Hotelresorts zu lesen. Auf einem Plakat stand: "Einheimische werden gezwungen, wegzuziehen, und sie sind dafür verantwortlich … digitale Nomaden, sie sind hier nicht willkommen."
Für die Einheimischen scheint jetzt eine Grenze erreicht zu sein. Der größte Kritikpunkt: Wohnungsmieten und Preise für Häuser klettern immer weiter in die Höhe, weil Vermieter Immobilien für Airbnbs und Touristenunterkünfte aufkaufen. Das reduziert das Angebot auf dem Wohnungsmarkt und treibt die Preise in die Höhe.
Umweltorganisation demonstriert auf Teneriffa gegen Ausbeutung der Insel
Ein weiteres Ärgernis für die Einheimischen sind verstopfte Straßen, Lärm und Verschmutzung durch Müll, das der saisonale Ansturm der Touristen mit sich bringt. Deshalb fordern immer mehr Menschen eine Beschränkung des Tourismus. Die Aktivisten der Umweltplattform "Salvar La Tejita" riefen am Dienstag, 2. April 2024, sogar zu einer Demonstration vor dem Gebäude der Küstenbehörde in Santa Cruz auf. Die Demonstranten fordern, dass ein Hotelprojekt und generell die Ausbeutung der Insel durch immer mehr Hotels gestoppt werde. Andernfalls werde man die Proteste auf ein neues Level heben, kündigten die Aktivisten an.
Umwelt- und Sozialgruppen wollen große Protest-Aktion starten
Eine Reihe von Umwelt- und Sozialgruppen planen laut Daily Mail außerdem für den 20. April eine große Protest-Aktion in der Hauptstadt. Demnach fordern die Demonstranten ein Touristenmoratorium, strengere Vorschriften für den Immobilienkauf für Ausländer und eine besserer Erhalt der Naturräume.
Einer der Aktivisten ist der 36-jährige Ivan Cerdeña Molina. Der Daily Mail sagte er: "Es ist eine Krise, wir müssen die Dinge dringend ändern, die Menschen leben in ihren Autos und sogar in Höhlen, und die Einheimischen können weder essen noch trinken noch gut leben." Die Vorteile der Tourismusbranche würden nicht bei den einfachen Menschen ankommen. Deren Gehälter seien seit Jahren nicht gestiegen. "Die Lebensqualität hier bricht zusammen." Bereits am Osterwochenende sei die Gegend rund um El Medano, einer früher ruhigen Stadt, voller Urlauber gewesen. Diese hätten die Strände überfüllt und mit ihren Wohnwagen und Jeeps auf dem einst geschützten Landstrich dahinter geparkt.
Einheimische wollen Zahl der Urlaubsgäste auf Teneriffa reduzieren
Ähnlich sieht es die 63-jährige Malerin Vicky Colomar. Sie erzählte der Daily Mail von Touristen, die ihren Müll in der Natur hinterlassen, staugeplagten Straßen und einer lauten Rave-Party mitten auf einem Feld. In ihrer eigenen Heimat fühle sie sich mittlerweile wie eine Ausländerin, beklagte sich die 63-Jährige. "Es ist, als wäre alles für britische und deutsche Touristen gemacht, die einfach nur billiges Bier trinken, in der Sonne liegen und essen wollen.“
Was Teneriffa brauche sei ein qualitativ hochwertiger Tourismus, Gäste, die die Kultur der Insel tatsächlich erleben wollen und die Natur respektiere, so die Malerin. Deshalb forderte sie, die Zahl der Flüge nach Teneriffa und die Zahl der Besucher zu reduzieren.
Tierwelt leidet unter Tourismus
Auch die Tierwelt leide unter dem Tourismus auf Teneriffa, unterstrich die Biologin Anne Striewe. Durch Boote und Jetskis gelange Benzin ins Meer und die laute Musik der Bootspartys verängstige Wale und andere Meereslebewesen. "Mittlerweile gibt es mehrere Fälle, in denen Tiere durch Bootspropeller verletzt oder getötet wurden, es gibt oft Schiffe in geschützten Gewässern, aber niemand geht gegen diese Aktivität vor." Die Einheimischen hätten es satt, dass die Regierung den Tourismus bevorzuge, sagt die Biologin.
"Aufgrund der jüngsten Dürre wurde die Wasserversorgung in einigen Gebieten abseits der Resorts unterbrochen, nicht jedoch in Hotels und Golfplätzen", so Striewe. Die Inselbewohner hätten ihre Grenze erreicht. Mit den provokanten Graffitis wollten sie deshalb die Aufmerksamkeit der Regierung und der Medien auf sich ziehen.