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Tankstellen-Krise in Großbritannien: Prügeleien um wenige Liter Benzin

Militär in Bereitschaft

Tankstellen-Krise in Großbritannien: Prügeleien um wenige Liter Benzin

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    Seit Tagen fehlt an britischen Tankstellen Sprit.
    Seit Tagen fehlt an britischen Tankstellen Sprit. Foto: picture alliance/dpa/AP | Frank Augstein

    Zahlreiche Tankstellen in Großbritannien haben seit mehreren Tagen kaum noch Sprit. Seit Tagen kommt es zu Panikkäufen und kilometerlangen Schlangen vor den Zapfsäulen.  In manchen Landesteilen ging an 50 bis 90 Prozent der Tankstellen das Benzin aus, wie der Branchenverband PRA mitteilte. In besonders stark betroffenen Gebieten wie der Hauptstadt London blieb jede zweite Tankstelle geschlossen. Vereinzelt kam es zu Prügeleien um wenige Liter Benzin. Der britische Premierminister Boris Johnson will notfalls auf die Armee zurückgreifen.

    Gewaltiger Mangel an Lastwagenfahrern

    Der Grund für den Benzinmangel und die seit Wochen anhaltenden Versorgungsschwierigkeiten sind die fehlenden Lastwagenfahrer. Auf der Insel fehlen dem Branchenverbands RHA zufolge zurzeit nämlich etwa 100.000 Lastwagenfahrer. Für viele qualifizierte EU-Trucker lohnt sich das Großbritannien-Geschäft wegen der zusätzlichen Brexit-Bürokratie einfach nicht mehr. Außerdem fielen wegen der Corona-Pandemie monatelang die Prüfungen für Lastwagen-Führerscheine aus. Dieser Rückstand wurde auch über den Sommer nicht aufgeholt. Um die Probleme zu bekämpfen, will die Regierung unter anderem Arbeitsvisa für bis zu 5000 ausländische Lastwagenfahrer ausstellen.

    Rufe nach Benzin für Ärzte

    Nach fünf Tagen mit Panikkäufen sind an den meisten Tankstellen die Zapfsäulen leer. Ärzte und Krankenhauspersonal sollen nun wohl bevorzugt mit Benzin versorgt werden. Die Ärztevereinigung British Medical Association warnte, dass das Personal des Gesundheitsdienstes NHS mangels Treibstoff im Auto nicht mehr in Krankenhäuser und Praxen fahren könne. Laut einigen Berichten konnten Ärzte in Nordengland teilweise schon nicht mehr zur Arbeit fahren. 

    Boris Johnson steht unter Druck

    Erstmals deuten die Umfragen auf eine anhaltende Unzufriedenheit mit der Brexit-Regierung hin. Auch die Medien üben Kritik. Das Wirtschaftsblatt "Financial Times" zum Beispiel forderte Boris Johnson eisig dazu auf, er solle gefälligst "die Lage in den Griff bekommen". Währenddessen versetzte der britische Premierminister Johnson das Militär in Alarmbereitschaft. 150 Soldaten sollen sich als Tankerfahrer bereithalten. Die Armee besitzt bis zu 80 Tanklastzüge für solche Notfälle.  Laut der britischen Regierung soll es eine reine Vorsichtsmaßnahme sein. Johnsons Minister wirken derweil konfus. Am Montag machte Landwirtschaftsminister George Eustice die Bevölkerung für unnötige Hamsterkäufe verantwortlich. Vom Einsatz der Armee könne nicht die Rede sein, sagte er am selben Tag. 

    Seit Wochen Versorgungsschwierigkeiten

    Unterdessen stauen sich vor den Tankstellen weiterhin verzweifelte Autofahrer. Zusätzlich dazu erlebt die Brexit-Insel seit Wochen Versorgungsschwierigkeiten in Supermärkten. Hygieneartikel fehlen ebenso wie zum Beispiel Käse und frische Gurken. Aber auch an den einfachsten Grundstoffen wie Holz mangelt es. Auf den Feldern verrottet derweil tonnenweise Obst und Gemüse. Das britische Einzelhandelskonsortium geht davon aus, dass es Monate dauern wird, bis es genug britische LKW-Fahrer geben wird.

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