Im Prozess um die zwei bei Kusel (Rheinland-Pfalz) getöteten Polizisten hat die Staatsanwaltschaft eine lebenslange Freiheitsstrafe für den Hauptangeklagten gefordert. Der Mann habe sich des zweifachen Mordes schuldig gemacht, sagte Oberstaatsanwalt Stefan Orthen am Dienstag in seinem Plädoyer vor dem Landgericht Kaiserslautern. Bei der Tat seien mehrere Mordmerkmale erfüllt und die Tat habe "Hinrichtungscharakter" gehabt - daher liege eine besondere Schwere der Schuld vor, sagte Orthen. Rund fünf Monate nach Prozessbeginn haben sich für den Oberstaatsanwalt die Vorwürfe der Anklage bestätigt: Der 39-Jährige habe Ende Januar eine junge Polizistin (24) und ihren Kollegen (29) bei einer nächtlichen Verkehrskontrolle an einer Kreisstraße in der Westpfalz mit Schüssen in den Kopf getötet.
Mordmerkmal der Habgier sei erfüllt
"Die Tötung der Polizisten diente der Verdeckung der gewerbsmäßigen Jagdwilderei", sagte Orthen. Zudem sei das Mordmerkmal der Habgier erfüllt: "Ohne die Tat hätte er das erlegte Wild nicht mehr gewinnbringend verkaufen können", sagte der Oberstaatsanwalt. Die Gewalttat sorgte bundesweit für Entsetzen. Der Nebenangeklagte habe sich wie auch der Hauptangeklagte der gewerbsmäßigen Jagdwilderei schuldig gemacht. Von einer Strafe sei aber abzusehen, weil der 33-Jährige wesentlich zur Aufklärung beigetragen habe, sagte Orthen. Die Männer waren kurz nach der Tat im angrenzenden Saarland festgenommen worden. Nach psychiatrischen Gutachten sind beide voll schuldfähig.
Verteidigung verzichtet auf eine konkrete Forderung
Die Verteidigung des Hauptangeklagten plädierte auf "ein gerechtes Urteil". Auf eine konkrete Forderung verzichte man, sagte Verteidiger Lars Nozar in seinem Plädoyer vor dem Landgericht Kaiserslautern. Sein Kollege Leonhard Kaiser fügte hinzu: "Wir wissen einfach nach wie vor viele Sachen nicht." Der Hauptangeklagte hatte im Prozess eingeräumt, auf den Polizisten in Notwehr geschossen zu haben. Für den Tod der Polizistin hatte er den Nebenangeklagten verantwortlich gemacht, was dieser stets bestritten hatte. "Wir haben hier zwei verschiedene Versionen, die nicht widerlegt werden konnten", sagte Kaiser. Aus Sicht der Verteidigung sei es "kein Mord, maximal Körperverletzung mit Todesfolge".
22 geschossene Rehe und Hirsche dabei
Am 31. Januar waren ein 29 Jahre alter Polizeikommissar und eine 24 Jahre alte Polizeianwärterin bei einer nächtlichen Verkehrskontrolle an einer Kreisstraße nahe Kusel (Rheinland-Pfalz) erschossen worden. Im Kastenwagen, mit dem sie am Tatort unterwegs waren, sollen 22 geschossene Rehe und Hirsche gelegen haben. Als mutmaßlicher Schütze steht seit Mitte Juni der 39-Jährige wegen zweifachen Mordes vor Gericht. Er soll die beiden Polizisten getötet haben, um Jagdwilderei zu verdecken. Der Nebenangeklagte war als Helfer bei der Wilderei dabei.
Urteil soll am 30. November fallen
Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor wegen zweifachen Mordes eine lebenslange Freiheitsstrafe für den Hauptangeklagten gefordert. Zudem sprach sie sich für die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld aus. Die Nebenkläger schlossen sich im Wesentlichen den Forderungen an. Das Urteil soll am 30. November fallen.