Bei den Oscars hat die Tragikomödie "Anora" über eine Sexarbeiterin in den USA gleich fünf Auszeichnungen gewonnen, darunter für den besten Film. Das Werk von Regisseur Sean Baker war sechsmal nominiert gewesen. Von den deutschen Filmschaffenden ist der Spezialeffekte-Künstler Gerd Nefzer erfolgreich - er gewann für "Dune: Part Two" seinen dritten Oscar.
Überraschung bei den Schauspielpreisen
Baker stellte einen Rekord auf: Er ist der erste Preisträger, der persönlich mit vier Oscars für den gleichen Film ausgezeichnet wird. Sein Film "Anora" erzählt von einer Stripperin, die sich in den Sohn eines russischen Oligarchen verliebt. Der Film ist eine Mischung aus Romanze, Gangster-Komödie und Sozialdrama und hatte auch in Cannes gesiegt. Mikey Madison gewann den Oscar als beste Hauptdarstellerin und setzte sich damit überraschend gegen Favoritin Demi Moore ("The Substance") durch.
Drei Oscars gingen an das Drama "Der Brutalist" über einen jüdischen Architekten, der sich nach dem Holocaust ein neues Leben in den USA aufbauen will. Hauptdarsteller Adrien Brody gewann für die Rolle seinen zweiten Oscar - damit ging Timothée Chalamet, der Musiker Bob Dylan in "Like A Complete Unknown" spielte, leer aus.
Brody wird in Dankesrede auch politisch
Den ersten Oscar hatte Brody 2003 für seine Rolle im Holocaust-Drama "Der Pianist" erhalten. Am Ende seiner langen Dankesrede wurde er dieses Mal politisch und sagte: "Noch einmal bin ich hier, um die anhaltenden Traumata und Auswirkungen von Krieg und systematischer Unterdrückung offenzulegen, von Antisemitismus, Rassismus und Fremdbestimmung."
Er bete "für eine gesündere, glücklichere und inklusivere Welt. Und ich glaube, wenn uns die Vergangenheit etwas lehren kann, dann ist es die Mahnung, den Hass nicht unkontrolliert zu lassen."

Conan O'Brien spricht über "mächtigen Russen"
Ansonsten hielten sich die Sprecher auf der Bühne weitgehend zurück, was politische Kommentare anging. Moderator Conan O'Brien, der erstmals moderierte, erlaubte sich aber einen markigen Satz über den Widerstand gegen einen "mächtigen Russen". Er sprach nach den ersten Auszeichnungen für "Anora" darüber, dass der Film einen Lauf hatte. Die Protagonistin, die sich in den Oligarchensohn verliebt, bietet darin auch dessen Familie Paroli. "Ich denke, Amerikaner sind begeistert, dass jemand endlich einem mächtigen Russen die Stirn bietet", sagte O'Brien.
Die 97. Oscars wurden in Hollywood verliehen. Eröffnet wurde die Show mit einer Hommage an die Stadt Los Angeles, in der Anfang des Jahres Brände verheerende Schäden angerichtet hatten.
Der Oscar für den besten Nebendarsteller ging an Kieran Culkin ("A Real Pain"). Beste Nebendarstellerin wurde Zoe Saldaña ("Emilia Pérez"), die auf der Bühne unter Tränen daran erinnerte, dass sie selbst Kind von Einwanderern sei.
In seiner Eröffnungsrede teilte O'Brien unter anderem gegen Schauspielerin Karla Sofía Gascón aus. Die Hauptdarstellerin des Films "Emilia Pérez" hatte sich in alten, inzwischen gelöschten Posts auf dem Portal X islamfeindlich und rassistisch geäußert.
Wie andere Deutsche abschneiden
Neben Nefzer waren weitere Filmschaffende aus Deutschland nominiert, die allerdings leer ausgingen. Kostümbildnerin Lisy Christl und Komponist Volker Bertelmann, die für den Vatikanthriller "Konklave" nominiert waren, setzten sich nicht durch. Der Film von Regisseur Edward Berger gewann allerdings eine Auszeichnung für das beste adaptierte Drehbuch.
Für Deutschland war das Drama "Die Saat des heiligen Feigenbaums" des in Hamburg lebenden, iranischen Regisseurs Mohammad Rasoulof nominiert - der Preis in der Sparte International Feature Film ging allerdings an das Drama "Für immer hier" ("I'm Still Here") über die Militärdiktatur in Brasilien.
Die deutsche Produktion "September 5" über das Olympia-Attentat 1972 in München, die für das beste Originaldrehbuch nominiert war, verpasste die Auszeichnung ebenfalls.
Das sind die Oscars 2025
- Bester Film: "Anora"
- Bester internationaler Spielfilm: "Für immer hier", Brasilien (Originaltitel: "Ainda estou aqui"; internationaler Titel: "I’m Still Here")
- Beste Regie: Sean Baker ("Anora")
- Beste Hauptdarstellerin: Mikey Madison ("Anora")
- Bester Hauptdarsteller: Adrien Brody ("Der Brutalist")
- Beste Nebendarstellerin: Zoe Saldaña ("Emilia Pérez")
- Bester Nebendarsteller: Kieran Culkin ("A Real Pain")
- Bestes Originaldrehbuch: Sean Baker ("Anora")
- Bestes adaptiertes Drehbuch: Peter Straughan ("Konklave")
- Beste Kamera: Lol Crawley ("Der Brutalist")
- Bestes Szenenbild (Production Design): "Wicked" (Nathan Crowley, Lee Sandales)
- Bestes Kostümdesign: Paul Tazewell ("Wicked")
- Bestes Make-up und beste Frisuren: "The Substance" (Pierre-Olivier Persin, Stéphanie Guillon, Marilyne Scarselli)
- Beste Filmmusik: Daniel Blumberg ("Der Brutalist")
- Bester Filmsong: "El Mal" aus "Emilia Pérez" (Musik und Text: Clément Ducol, Camille und Jacques Audiard)
- Bester Schnitt: Sean Baker ("Anora")
- Bester Ton: "Dune: Part Two" (Gareth John, Richard King, Ron Bartlett, Doug Hemphill)
- Beste visuelle Effekte: "Dune: Part Two" (Paul Lambert, Stephen James, Rhys Salcombe, Gerd Nefzer)
- Bester Animationsfilm: "Flow" des lettischen Regisseurs Gints Zilbalodis (Produzenten: Matīss Kaža, Ron Dyens, Gregory Zalcman)
- Bester animierter Kurzfilm: "In the Shadow of the Cypress", Iran – Shirin Sohani, Hossein Molayemi
- Bester Kurzfilm: "Ich bin kein Roboter", Niederlande (I’m Not a Robot/Ik ben geen robot) – Victoria Warmerdam, Trent
- Bester Dokumentarfilm: die palästinensisch-norwegische Doku "No Other Land" (Basel Adra, Rachel Szor, Hamdan Ballal, Yuval Abraham)
- Bester Dokumentar-Kurzfilm: "Die einzige Frau im Orchester" (The Only Girl in the Orchestra) – Molly O’Brien, Lisa Remington