Die katholische Kirche erlebt aktuell (erneut) einen schweren Missbrauchsskandal. Eine Anwaltskanzlei hat vor kurzem ein Gutachten mit erschreckenden Zahlen aus dem Bistum München und Freising vorgestellt. Im Gutachten ist von mindestens 497 Opfern und 235 mutmaßlichen Tätern die Rede. Die Dunkelziffer soll sogar noch deutlich höher liegen. Auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. (ehem. Kardinal Ratzinger) wird in dem Gutachten schwer belastet.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Auch die Staatsanwaltschaft hat wegen des Gutachtens mittlerweile Ermittlungen eingeleitet. Insgesamt werden derzeit 42 Fälle von Fehlverhalten von kirchlichen Verantwortungsträgern untersucht. Das bestätigte die Sprecherin der Behörde, Anne Leiding, laut Tagesschau der Deutschen Presse-Agentur. Die Anwaltskanzlei hatte der Staatsanwaltschaft die 42 Fälle, stark anonymisiert, zur Verfügung gestellt.
Hat Papst Benedikt gelogen?
In den Missbrauchsskandal sollen auch weitere hochrangige deutsche Kirchenmitglieder verstrickt sein. Der damalige Erzbischof Josef Ratzinger hatte unter anderem immer wieder betont, an einer Sitzung im Jahr 1980 nicht teilgenommen zu haben. Darin wurde beschlossen, dass ein Priester, der im Bistum Essen Jungen missbraucht hatte, nach Bayern versetzt werden soll. Wie mehrere Medien berichten, soll das Gutachten nun aber auch ein Protokoll umfassen, dass eindeutig beweise, dass Ratzinger an dieser Sitzung teilgenommen haben soll. In einem ausführlichen Statement streitet der 94-Jährige die Vorwürfe ab. Es sei jedoch "wenig glaubwürdig", dass der emeritierte Papst die Wahrheit spricht, so Anwalt Ulrich Wastl stellvertretend für das Gutachterteam.