Wie von Sinnen trommelte Michael Schumacher immer wieder auf sein Lenkrad, in der Boxengasse lagen sich die Ferrari-Mitarbeiter in den Armen. „We did it, we dit it“, funkte Schumacher an seine Crew: „Gebt Corinna einen großen Kuss von mir“.
Das übernahm die deutsche Formel-1-Legende, dessen Tochter im September ihren ersten Hochzeitstag gefeiert hatte, dann wenig später selbst, nachdem er aus seinem Auto gestiegen und innigst von seinem Teamchef Jean Todt umarmt worden war. Unübersehbar kämpfte Schumacher mit den Tränen.
Die Erlösung an diesem 8. Oktober 2000 war weithin spürbar. Eine Leidenszeit von 21 langen Jahren endete an diesem denkwürdigen Tag. Über zwei Jahrzehnten nach Jody Scheckter durfte das Traditionsteam Ferrari wieder einen Fahrertitel in der Formel 1 feiern. Eingefahren von Schumacher, der als Heilsbringer und zweimaliger Weltmeister 1996 von Benetton zu Ferrari gewechselt war und nun im fünften Anlauf endlich die fanatischen Tifosi jubeln ließ.
Michael Schumacher: „Ich konnte das nie in Worte fassen“
„Der Moment, als ich die Ziellinie überquerte war verrückt. Danach wurde ich oft gefragt, was ich in diesem Moment empfand. Ich konnte es nie in Worte fassen“, sagte Schumacher später: „Ich wusste nicht, wohin mit dieser Freude. Ich fühlte mich gefangen im Auto, als würde ich gleich platzen. Ich schlug so heftig aufs Lenkrad, dass man dachte, es sei gebrochen, und es wurde sicherheitshalber ausgetauscht.“

Und das Drehbuch für die Krönung im japanischen Suzuka hätte nicht dramatischer geschrieben werden können. Schumacher startete von der Pole Position, Seite an Seite mit seinem ärgsten WM-Konkurrenten Mika Häkkinen. Der Finne gewann den Start und blieb über zwei Drittel des Rennens vorne. Die Entscheidung fiel beim letzten Boxenstopp, Schumacher blieb länger draußen – und übernahm die Führung.
„Ich werde mein Leben lang dieses Funksignal von Ross Brawn nicht vergessen“, erinnerte sich Schumacher später. „Ich fuhr nach meinem zweiten Boxenstopp die Boxengasse entlang, und Ross sagte über Funk: ‚It‘s looking good, it‘s looking good‘.“
„Ich war angespannt und erwartete, dass er gleich sagen würde: ‚It was looking good.‘ Aber dann kam: ‚It‘s looking bloody good!‘ Das hatte ich nicht erwartet. Ich wusste sofort, dass ich in Führung lag. Wenn ich keinen Fehler machte und das Auto hielt, war der Titel in unserer Hand. In Suzuka zu überholen ist fast unmöglich.“
Der Beginn einer Ferrari-Ära in der Formel 1
Und Schumacher sollte recht behalten. Mit 1,8 Sekunden Vorsprung vor Häkkinen fuhr der Deutsche über die Ziellinie. Der Bann war gebrochen – und eine neue Ära begann.
In der Folge dominierten Schumacher und Ferrari die Formel 1 nach Belieben und fuhren gemeinsam vier weitere Titel ein. Fünf Titel in Folge – ein Rekord, der bis heute unerreicht ist.
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