Kanye West hat lange genug am Rad gedreht. Jetzt hat er das Rad abmontiert und schleudert es durch die Welt. West, einer der erfolgreichsten Musiker überhaupt, hat vor wenigen Tagen eine Nazi-Hymne veröffentlicht. Und ein bizarres Lied über sich selbst und Adolf Hitler. Die Songs sorgen für internationalen Wirbel – einer davon belegt aktuell Platz eins der viralen Spotify-Charts in Deutschland. Auch in Israel und in den weltweiten Viral-Charts steht West ganz oben. Die Frage ist: Wer kann ihn stoppen?
Kanye West schockiert mit Lieder über Hitler
Die Nazi-Hymne „HH“ wurde auf den meisten Plattformen gesperrt, auf Spotify bleibt jedoch die Soundtrack-Version mit dem Namen „The Hail Symphony“ weiter abrufbar. Sie ist nur 1 Minute und 16 Sekunden lang und zeigt ein künstlerisch verstelltes Hakenkreuz. Offenbar entspricht das gerade noch den Richtlinien von Spotify, der wichtigsten Musikplattform in Deutschland. In der Originalversion beklagt West, er könne trotz seines Geldes und Ruhmes seine Kinder nicht sehen. Und: „Sie sehen meine Twitter-Posts, aber sie sehen nicht, wie ich fühle. So wurde ich zum Nazi. Ich wurde zum Bösewicht.“ Dann folgt das N-Wort, und die Nazi-Grußformel wird mehrfach wiederholt.
Kanye West Lied: Auf den meisten Seiten ist es verboten
Im Netz verbreiten sich einzelne Videoschnipsel. Nutzer diskutieren, auf welchen Webseiten und in welchen Ländern die komplette Version noch zu sehen ist. Der Ton ist meist zustimmend: „Unser Freund hat eine Instagram-Hymne erschaffen“, schreibt ein Nutzer – rund 100.000 Usern gefällt das. Ein anderer meint: „Hitler wäre verwirrt.“ Doch auch Warnungen gibt es: „Mit Nazis zu sympathisieren ist nicht cool.“

11 Millionen Streams in wenigen Tagen, Spotify hat es nicht gelöscht
Das zweite Lied „WW3“ ist bislang nicht gesperrt. Binnen weniger Tage wurde es mehr als elf Millionen Mal gestreamt. Darin wehrt sich West gegen den Vorwurf, Antisemit zu sein. Die Jüdische Allgemeine übersetzt einen Auszug aus „WW3“ wie folgt: „Sie sagen, ich sei ein Rüpel und vollkommen antisemitisch. Sie sagen, ich benehme mich wie Hitler. Aber wie kann ich mich wie Hitler benehmen, wenn ich ein verdammter N***** bin?“
So was kann sich offenbar nur „Ye“ erlauben. Der 47-Jährige hat viele Talente, doch seine stärkste Waffe ist sein Charisma, das Millionen junger Menschen anzieht. West gilt als einer der einflussreichsten Rapper des 21. Jahrhunderts. Laut Deutschlandfunk sorgte er mit „My Beautiful Dark Twisted Fantasy“ (2010) für einen neuen Hip-Hop-Hype. Er prägte den Autotune-Stil und kombinierte elektronische, akustische und orchestrale Elemente. Auch in seinen neuen Songs bleibt er diesem Sound treu.
Selbst die hartgesottesten Fans, so glaubte man, würden sich abwenden
West hat 21 Grammys gewonnen und in den USA über 30 Millionen Alben verkauft. Doch der Afroamerikaner aus Chicago kam aus der Spur. Zunächst, nach einem Zusammenbruch 2016, wandte er sich dem Gospel zu und warnte Jugendliche vor einem sündhaften Leben. Dann kam es anders: West stellte sich gegen „Black Lives Matter“, warnte vor Mikrochips in Coronaimpfungen und verbreitete Verschwörungstheorien über Juden.
Es folgte die Trennung von seiner Ehefrau Kim Kardashian, dem Reality-Superstar. Viele spekulierten über seinen psychischen Zustand. Doch West blieb präsent, inszenierte sich und kandidierte 2020 sogar für das Präsidentenamt. Anfang dieses Jahres nahm er seine neue Freundin splitterfasernackt mit zur Grammy-Verleihung und verkaufte online Pullover mit Hakenkreuzen. Selbst die hartgesottensten Fans, so glaubte man, würden sich nun abwenden. Doch West ist wieder da und zieht Millionen in seinen Bann. Was kommt als Nächstes?
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