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Gesundheitsgefährdend und eklig: Schlachtabfälle als Dünger auf bayerischen Feldern entsorgt

Ermittlungen in Biogasanlage

Gesundheitsgefährdend und eklig: Schlachtabfälle als Dünger auf bayerischen Feldern entsorgt

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    Normalerweise ist die Entsorgung von Schlachtabfällen streng geregelt. In einer Biogasanlage in Paulushofen wurde offenbar nicht streng genug kontrolliert. (Symbolbild)
    Normalerweise ist die Entsorgung von Schlachtabfällen streng geregelt. In einer Biogasanlage in Paulushofen wurde offenbar nicht streng genug kontrolliert. (Symbolbild) Foto: BlackRiv auf Pixabay

    In einer Biogasanlage in Paulushofen (Landkreis Eichstätt) sollen zwischen 2017 und 2020 rund 13.000 Tonnen Schlachtabfälle ohne Genehmigung verarbeitet und entsorgt worden sein. Wie die Tagesschau berichtet, soll ein Großteil der Schlachtabfälle von einem Schlachthof in Weißenfels (Sachsen-Anhalt, Landkreis Burgenland) stammen. Der Schlachthof gehört zum Fleischkonzern Tönnies.

    Illegal auf über 300 Hektar Agrarfläche entsorgt

    Der Biogasanlage in Paulushofen war es erlaubt, beispielsweise Speisereste aus der Gastronomie und Gülle aus dem eigenen landwirtschaftlichen Betrieb in der Anlage zu verarbeiten. Für die Entsorgung von Blut, Magen-Darm-Inhalten, Flotaten (organische Bestandteile im Abwasser)  und andere Schlachtabfälle lag keine Genehmigung vor. Das hat die zuständige Kontrollbehörde des Landratsamtes Eichstätt gegenüber dem Fernsehsender bestätigt. Demnach wurden die Abfälle auf über 300 Hektar Land als Dünger ausgefahren. Die Anlage ist mittlerweile stillgelegt.

    Gefahr durch Erreger und resistente Bakterien

    Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt davor, das tierische Nebenprodukte aus Schlachthöfen Krankheitserreger und antibiotikaresistente Bakterien enthalten können. Möglicherweise kontaminieren sie dann auch Pflanzen und Lebensmittel, was für den Menschen gefährlich werden kann. Biogasanlagen vergären bestimmte Schlachtabfälle, um Gas zu gewinnen. Dazu müssen die Abfälle hocherhitzt werden, um ein Höchstmaß an Keimfreiheit zu gewährleisten.

    Tönnies sieht sich als Opfer

    Tönnies habe laut Medienberichten nicht gewusst, dass die Biogasanlage keine Genehmigung für die Verarbeitung bestimmter Schlachtabfälle hatte. Der Betrug flog erst im Januar 2020 auf. Es sei festgestellt worden, dass die vorgelegten Papiere gefälscht waren. Der Tönnies-Justiziar Martin Bocklage erklärt gegenüber den Medien, dass der Fleischkonzern Opfer einer kriminellen Handlung, eines Betruges, einer Urkundenfälschung oder kumulativ mehrerer Delikte geworden sei. Tönnies sei in diesem Fall nicht der Täter.

    Haben die Kontrollbehörden versagt?

    Gesetzlich zuständig für Kontrollen sind die Veterinärämter der Landkreise, in dem der Schlachthof steht, und dort, wo die Schlachtabfälle angeliefert werden.  In den Ämtern der Landkreise Burgenland und Eichstätt hatte offenbar niemand davon gewusst, dass weder eine entsprechende Genehmigung vorlag, noch, dass überhaupt Schlachtabfälle in Paulushofen entsorgt worden waren.

    2020 erste Ermittlungen

    Ans Licht kamen die Machenschaften im Jahr 2020, als bei der Polizei eine Anzeige erstattet wurde. Seitdem stehen mehrere Beschuldigte, auch der frühere Betreiber der Biogasanlage, im Fokus der Staatsanwaltschaft Ingolstadt. Ob eine Anklage, unter anderem wegen Bodenverunreinigung in besonders schwerem Fall und unerlaubtem Betreiben einer Anlage,  erhoben wird, entscheidet sich in den kommenden Wochen.

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