Neun Mal Deutscher Meister, zwei Champions-League-Trophäen und einer der Triple-Helden von 2013: Jérome Boateng gehört ohne Zweifel zu den sportlich prägendsten Figuren in der jüngeren Vereinsgeschichte des FC Bayern. Dennoch sorgt die sich anbahnende Rückkehr des Weltmeisters von 2014 in Fankreisen für sehr gemischte Reaktionen.
Boateng hatte am Wochenende bestätigt, dass er bei seinen Plänen für die Karriere als Trainer auf die Unterstützung seines Ex-Klubs und dessen Trainer Vincent Kompany zählen kann. „Ich habe schon mit ihm gesprochen. Ich kann bei Bayern hospitieren und darauf freue ich mich sehr. Wir müssen nur noch den richtigen Zeitpunkt finden“, sagte der langjährige FCB-Innenverteidiger der Bild-Zeitung.

Kompany und Boateng verbindet eine gemeinsame Vergangenheit als Spieler. Sowohl beim Hamburger SV als auch bei Manchester City spielten die beiden Innenverteidiger zusammen. Der Bayern-Trainer bezeichnet Boateng als „guten Freund“ und lud ihn Ende September ein, „ein paar Wochen zu uns zu kommen und seine Erfahrung als Top-Verteidiger zu teilen“.
FC Bayern: Boateng-Rückkehr spaltet die Fans
Schon damals fielen die Reaktionen der Bayerischen Anhänger in den sozialen Netzwerken sehr gespalten aus. Während Teile der Fans die mögliche Heimkehr der „Legende“ feierten, verwiesen zahlreiche Anhänger auf Boatengs Vergangenheit und erklärten den 37-Jährigen zur unerwünschten Person im Klub.
Nun, da die Rückkehr tatsächlich Formen annimmt, hat sich der Widerstand gegen den Ex-Profi noch einmal erheblich potenziert. Unter einem Post des bekannten Bayern-Accounts „Bayern & Germany“ auf X (470.000 Follower), der Boatengs Bestätigung der Hospitanz gepostet hatte, häuften sich beispielsweise innerhalb kürzester Zeit wütende Kommentare.
„Dass so ein Mensch mit so einer Vergangenheit überhaupt noch die Chance kriegt, etwas im Verein machen zu dürfen, ist wirklich eine Schande“, oder „das wäre ein Tritt ins Gesicht aller Frauen. Der Verein muss endlich anfangen, zu seinen Werten zu stehen“, war dort zu lesen.
Verfahren gegen Boateng nach schweren Vorwürfen eingestellt
Hintergrund: Gegen Boateng lief über vier Jahre ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung, Nötigung und Verleumdung. Gegenstand der Ermittlungen waren mutmaßliche Vorfälle in München und Berlin, bei denen Boateng seiner ehemaligen Partnerin Kasia Lenhardt (1995-2021) gegenüber gewalttätig geworden sein soll. Lenhardt hatte sich 2021 in Berlin das Leben genommen.
Das Verfahren wurde im März 2025 nach dem Grundsatz „im Zweifel für den Angeklagten“ eingestellt. Unter anderem, weil die Geschädigte selbst als Zeugin nicht mehr zur Verfügung stand.

Im Juli 2024 war Boateng zuvor wegen vorsätzlicher Körperverletzung an einer weiteren Ex-Freundin, der Mutter seiner Zwillinge, schuldig gesprochen worden.
Nehmen die Bayern-Fans wieder Einfluss?
Angesichts dieser Vorgeschichte werden nun in den sozialen Medien auch die Ultras des deutschen Rekordmeisters dazu aufgerufen, sich offen gegen die Hospitanz Boatengs, der am 19. September offiziell sein Karriereende verkündet hatte, zu positionieren.
Wie wirkungsvoll eine solcher Protest sein kann, wurde im Herbst 2023 deutlich. Damals hatte der FC Bayern große Verletzungssorgen in der Abwehr und Boateng, der von 2011 bis 2021 in der bayerischen Landeshauptstadt wäre ablösefrei zu haben gewesen, da er bei keinem Klub unter Vertrag stand.
Doch am Ende entschied man sich, obwohl Boateng sportlich überzeugt hatte, auch aufgrund des öffentlichen Drucks und der eigenen Fans gegen eine Verpflichtung. So hatten die Münchner Ultras in der Südkurve bei einem Spiel gegen den SC Freiburg unter anderem ein Banner mit der Aufschrift „Misogyne Gewalt ist keine Privatsache! Steht zu unseren proklamierten Werten - oder sind Satzung und Awareness doch nur Marketing?!“ entfaltet.
„Es war nicht nur eine sportliche Entscheidung“, gab der damalige Bayern-Trainer Thomas Tuchel im Anschluss zu: „Wir haben die Gesamtsituation nochmal analysiert. Dann war es auch eine Entscheidung vom Verein und die muss man dann auch so akzeptieren.“ Die kommenden Tage werden zeigen, ob das Thema Boateng nun erneut derart hohe Wellen beim FC Bayern schlägt.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden