Geringer Lohn, schlechte Arbeitszeiten, kaum Freizeit: Der Gastronomie rennen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter davon. Mehrere tausend Stellen in der Gastronomie können nicht besetzt werden. Während des Lockdowns mussten einige Gastronomie- und Hotellerie-Betriebe schließen. Allerdings fehlte es auch schon vor der Corona-Krise am Personal. Während der Gastro die Leute weglaufen, geht eine junge Frau genau den entgegengesetzten Weg: Sie hat ihren Job als Finanzvermittlerin gekündigt und startet in der Gastronomie neu durch.
Neuer Weg mit 24 Jahren
Die 24-jährige Eva Fuchs aus dem Raum Passau geht damit genau gegen den Trend. Wir haben mit der 24-jährigen ein Interview geführt, wie es zu dieser Entscheidung kam.Du hast auf dem Oktoberfest gearbeitet. Wo genau und wie kam es dazu? Eva Fuchs:Im Schützenfestzelt in der Galerie. Es war immer mein Traum einmal im Oktoberfest zu arbeiten. Dieser Herausforderung wollte ich mich immer mal stellen und bin dann zusammen mit einer Freundin, die davor schon mehrere Oktoberfeste gearbeitet hat, als Team rein.
Was hast du alles in der Zeit erlebt?
Eva Fuchs:
Sehr viel! Es ist schon oft ein Wahnsinn, was da abgeht. Wir hatten in unserem Service zwei Polizeieinsätze. Aber die schönen Momente überwiegen. Die Stimmung ist einfach besonders. Man lebt als Bedienung in einer Bubble und ist gefühlt für 17 Tage abgegrenzt von der Außenwelt, das schweißt auch sehr zusammen. Der Zusammenhalt zwischen den Bedienungen und die Freundschaften, die dadurch entstehen, sind sehr wertvoll.
Hattest du vorher schon in der Gastronomie gearbeitet?
Eva Fuchs:
Ich habe sehr früh meine ersten Gastro-Erfahrungen als Küchenhilfe gesammelt und seitdem ich 14 bin arbeite ich nebenbei als Kellnerin, dann mit 18 auch als Barkeeperin und seit 2018 in Festen.
Jetzt hast du deinen bisherigen Job gekündigt und gehst in die Gastro, wie kam es dazu?
Eva Fuchs:
Ich habe meinen aktuellen Job kurz nach dem Oktoberfest gekündigt, weil ich dort für mich entschieden hab, dass ich ein anderes Leben leben möchte. Inspiriert dazu haben mich viele Kollegen vom Oktoberfest, die ein "freies" Gastroleben führen und dadurch so viele Erlebnisse sammeln und ungebundener sind. Ich habe diese Lebensweise immer sehr bewundert und mich dann gefragt, warum ich das nicht einfach mache.
Was und Wo wirst du dann ab kommender Wintersaison arbeiten?
EvaFuchs:
Die Wintersaison werde ich in der Schweiz auf einer Skihütte arbeiten, was sich übrigens auch im Oktoberfest ergeben hat. Nach der Saison habe ich schon mehrere Volksfeste geplant und einige Festivals. Viele Angebote konnte ich bisher nie annehmen, da ich durch meinen Fulltime-Job sehr eingespannt war und nicht genug Urlaub hatte. Vielleicht arbeite ich dann noch weiterhin in der Bar, in der ich aktuell auf 450-Euro- Basis arbeite, aber ich will mir alles offen halten und es auf mich zukommen lassen will.
Viele wollen aus der Gastro raus, du steigst aber ein, warum?
Eva Fuchs:
Gastro ist nicht für jeden. Ich war immer schon sehr glücklich damit und habe meine Urlaubstage dafür genutzt, zu arbeiten. Somit war es für mich der Ausgleich zu dem "normalen" Leben. Ich mag den Stress und die Herausforderung.
Was denkst du an was es liegt, dass viele der Gastronomie den Rücken kehren?
Eva Fuchs:
Dafür gibt es viele Gründe. Unsichere Zukunft, Arbeitszeiten, Feiertage verbringt man selten bis nie mit der Familie, Bezahlung... Ich denke, dass man das in jungen Jahren sehr gut für sich nutzen kann, aber man wenn man älter wird oder Familie plant, dann wird es schwieriger. Dann kommt noch dazu, dass es körperlich nicht ohne ist. Vor allem auf den Volksfesten oder auf Saison. Wenig Schlaf und viel Arbeit.
Du bist auf TikTok und Instagram sehr aktiv, wie kam es dazu, dass du deine Follower an deiner Arbeit teilhaben lässt?
Eva Fuchs:
Es hat mir immer schon viel Spaß gemacht, meine Gedanken und Erlebnisse zu teilen, da ich ein sehr aufgeschlossener, fröhlicher Mensch bin. Für mich war Oktoberfest immer so mystisch und mitten drin zu sein als Bedienung auch. Anscheinend konnte ich damit viele begeistern und auch aufklären, wie alles abläuft. Da viel darüber bisher nicht bekannt war .
Jetzt wird man während dem Bedienen sicher auch mal "angebaggert". Wie gehst du damit um?
Eva Fuchs:
Man sollte kein zu dünnes Fell haben als Bedienung auf solchen Festen, aber man muss seine Grenzen aufzeigen. Bis zu einer gewissen Grenze sind Kommentare zum Aussehen usw. natürlich erlaubt und schmeicheln einem auch. Körperliche Handlungen sind natürlich ein absolutes No-Go und werden auch nicht geduldet. Da stehen die Securities uns aber meist sehr hilfsbereit zur Seite.