Eine neue Studie könnte unser Bild vom inneren Kern der Erde revolutionieren. Zwei chinesische Wissenschaftler fanden offenbar heraus, dass der Erdkern sich abwechselnd in beide Richtungen dreht und sogar zum Stillstand kommt. Das hat wohl Auswirkungen auf Phänomene, die uns Menschen betreffen, wie das Magnetfeld oder die Länge eines Tages.
Wir Menschen haben noch nicht einmal an der Oberfläche gekratzt
Nicht nur der Weltraum ist es, der für uns Menschen noch zu großen Teilen rätselhaft ist. Auch über unseren eigenen Planeten wissen wir noch längst nicht alles. Vor allem das Innere unserer Erde ist noch hauptsächlich unerforscht. Nicht dass man es nicht versuchen hätte: In Russland beispielsweise gab es ab Ende der 1970er Jahre ein Projekt, dass das Ziel hatte den Erdmantel mittels einer Bohrung zu durchstoßen. 1989 erreichte eines der gebohrten Löcher dann eine Tiefe von 12.289 Metern, also etwas mehr als 12 Kilometer. Da es bis zum oberen Erdmantel jedoch schon 35 Kilometer sind, musste man einsehen, dass eine Erforschung des Erdinneren auf diese Weise keinen Sinn macht. Das Projekt wurde letztendlich aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt.
Mit den gebohrten 12 Kilometern hat der Mensch jedoch, wie man so schön sagt, "noch nicht einmal an der Oberfläche gekratzt". Denn bis zum Erdkern, also dem Mittelpunkt der Erde, sind es fast 6.400 Kilometer. Der Mensch musste also auf andere Methoden zurückgreifen, um das Innere der Erde zu erforschen. Dabei kamen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen auf die Idee die seismischen Aktivitäten die sich durch unseren Planeten ziehen zu untersuchen. Sie messen und analysieren also Sprengungen und Erdbeben, um mehr über das Erdinnere herauszufinden.
Bewegung des Erdkerns ist für Menschen überlebensnotwendig
Und genau bei solchen Forschungsarbeiten haben zwei Wissenschaftler aus China nun offenbar eine Entdeckung gemacht, die den Kern der Erde, also das Innerste unseres Planeten betrifft. Der Erdkern besteht nämlich aus einer Kugel aus Eisen, Nickel und anderen Metallen, die von einer Hülle aus flüssigem Metall umgeben ist. Er wird vermutlich knapp 6.000 Grad heiß sein, genau wie die Oberfläche der Sonne. Dass dieser Kern, der ein Durchmesser von rund 2.500 Kilometern hat, sich bewegt, weiß die Wissenschaft bereits. Denn diese Bewegungen bzw. Rotationen sind für uns Menschen nötig um auf dem Planeten zu überleben. Sie erzeugen durch elektrische Ströme das Magnetfeld der Erde, das uns wiederum vor gefährlicher Strahlung aus dem All schützt.
Erdkern folgt einem Muster
Doch zurück zu den beiden chinesischen Forschern. Yi Yang und Xiaodon Song heißen die zwei Wissenschaftler von der Universität in Peking. Sie haben nach langem Untersuchen seismischer Daten, genauer gesagt aufgrund von ähnlichen Erdbebenwellen aus den 1990er und 2000er und aus den 1960er und 1970er Jahren in einer kürzlich im Magazin "Nature Geoscience" veröffentlichten Studie die These aufgestellt, dass der Erdkern einem bestimmten Muster folgt. Er dreht sich schnell in die eine Richtung, wird dann langsamer und hält sogar an, bevor er sich langsam aber allmählich in die andere Richtung dreht. Er verändert also seine Richtung. Der Arbeit der beiden Wissenschaftler nach, dauert ein solcher Zyklus etwa sieben Jahrzehnte. Der innere Kern ändert also alle gut 30 Jahre seine Richtung. Song zufolge rotierte der Kern der Erde seit den frühen 1970ern in Richtung Osten. Dabei war er schneller als die Erde selbst. Etwa 2009 kam der Kern dann zum Stehen. Nun bewegt er sich demnach immer schneller werdend in die andere Richtung - also nach Westen. Stimmen die Beobachtungen der Forscher, sollte der Kern etwa 2040 wieder stillstehen und sich dann erneut umdrehen.
Auswirkungen der Rotation auf die Länge eines Tages
Diese Rotation kann Auswirkungen auf die Änderungen mehrerer geophysikalischer Beobachtungen haben: "Insbesondere der Tageslänge und des Magnetfelds", heißt es in der Studie. In Bezug auf die Länge eines Tages, die ja bekanntlich auf die Zeit zurückgeht, die die Erde braucht um sich einmal um ihre eigene Achse zu drehen, fanden die Forscher Folgendes heraus: Dreht der Kern sich in westliche Richtung, also gegengleich zur Rotation der Erde, die sich in östlicher Richtung dreht, werden die Tage auf der Welt 0,01 Millisekunde kürzer. Bewegt sich der Erdkern dagegen nach Osten, zusammen mit der Erde, dauert ein Tag um 0,12 Millisekunden länger. Dennoch ist es noch nicht sicher, dass diese Vorgänge richtig interpretiert werden. Das Ganze ist bisher ja auch nur eine These. Klar ist jedoch, es gibt im Inneren unsere Erde viele Vorgänge, die Auswirkungen auf den Planeten und unser Leben darauf haben.