Tausende Fans von Lazio Rom sind am Dienstag für das Champions-League-Spiel gegen den FC Bayern nach München gekommen. Vor der Partie kam es jedoch zu einem unschönen Vorfall. Die italienische Zeitung "La Repubblica" veröffentlichte am Dienstag ein Handyvideo aus dem Hofbräuhaus, in dem Fußball-Anhänger von Lazio ein Lied anstimmen, an dessen Ende sie "Duce, Duce, Duce" (auf Deutsch: Führer) rufen. Damit ist Benito Mussolini (1883-1945) gemeint, der ab 1925 als Diktator an der Spitze des faschistischen Regimes in Italien stand.
Lazio Rom-Fans zeigen römischen Gruß im Münchner Hofbräuhaus
In dem Video ist außerdem zu sehen, wie einige Fans in dem bekannten Wirtshaus den bei Faschisten beliebten "römischen Gruß" mit ausgestrecktem Arm zeigen. Dieser ist in Deutschland mit dem Hitlergruß vergleichbar. Die Polizei München bestätigte auf dpa-Anfrage, dass es am Montagabend einen Einsatz im Hofbräuhaus gab und sie ermittelt. Zudem bestätigten die Beamten, "dass ein Gast dort den sogenannten ‘Hitlergruß‘ gezeigt hatte".
"Vor Ort konnte der Tatverdächtige, ein 18-jähriger italienischer Tourist angetroffen und vorläufig festgenommen werden", gab die Polizei am Dienstagabend bekannt. Der Italiener musste eine Sicherheitsleistung im vierstelligen Bereich bezahlen und durfte dann gehen.
Römischer Sportbeauftragte verurteilt Geschehen in München scharf
Der römische Stadtrat für Sport, Alessandro Onorato, verurteilte das Geschehen scharf. "Die Bilder der Fans von Lazio, die in München für die Champions-League-Partie sind, die zu Ehren des Duce singen, den römischen Gruß zeigen, sind eine Schande. Sie ziehen die Mannschaft, alle Fans und die Stadt Rom in den Dreck", sagte er am Dienstag.
Das Hofbräuhaus teilte auf dpa-Anfrage mit, dass eine Gruppe Lazio-Fans den ganzen Abend von der Polizei begleitet worden sei. "Wir hatten weder Kenntnis von faschistischen Liedern, die gesungen wurden, noch sind uns entsprechende Gesten der Gäste aufgefallen. Ansonsten wären wir auf jeden Fall eingeschritten", hieß es in der Stellungnahme.
Lazio Rom-Fans fallen immer wieder durch faschistische Eklats auf
Das Handyvideo zeigt außerdem, dass die Fans unter anderem die "Schwarzhemden", die paramilitärischen Milizen von Mussolinis Faschisten, besingen. Laut "Repubblica" waren fast 100 Lazio-Fans in dem Wirtshaus. Die Anhänger des Fußballvereins fallen immer wieder durch faschistische Eklats auf. Über Jahrzehnte hinweg haben sie sich einen Ruf als rechte Krawallmacher erarbeitet. Vor allem in der Nordkurve des Olympiastadions von Rom stehen Ultras, die aus ihrer Verehrung für den Faschismus keinen Hehl machen.
Diktator Mussolini hatte Vereinsausweis für Lazio Rom
Der Sportverein Lazio Rom wurde 1900 als die Società Sportiva Lazio (abgekürzt S.S. Lazio) gegründet. Anfangs hatte sie eine bürgerlich-konservative, später eine eindeutig faschistische Anhängerschaft. Auch Diktator Benito Mussolini hatte einen Vereinsausweis. Das ist heute zwar längst Geschichte. Bei Spielen des Fußballclubs wird jedoch immer wieder der rechte Arm zum "römischen Gruß" in die Höhe gestreckt. Bis vor einigen Monaten wurde auch der Spieler Floriani Mussolini, ein Urenkel des Diktators, besonders bejubelt. Mittlerweile hat ihn der Fußballclub an den Drittliga-Verein Delfino Pescara ausgeliehen.