Umweltzerstörung für Ski-Weltcup?: Greenpeace ist empört über Baggerarbeiten am Rettenbachgletscher

19. September 2023 09:40 Uhr von Corinna Sedlmeier
Greenpeace Österreich erhebt aktuell schwere Vorwürfe gegenüber den Veranstaltern des Ski-Weltcups. Für das Auftaktrennen soll der Umweltorganisation zufolge ein Teil des Rettenbachgletschers abgetragen worden sein. (Archivbild)
Greenpeace Österreich erhebt aktuell schwere Vorwürfe gegenüber den Veranstaltern des Ski-Weltcups. Für das Auftaktrennen soll der Umweltorganisation zufolge ein Teil des Rettenbachgletschers abgetragen worden sein. (Archivbild)
picture alliance/dpa | Barbara Gindl

Umweltzerstörung für den sportlichen Wettbewerb? Diese schweren Vorwürfe erhebt jetzt Greenpeace Österreich. Den Umweltschützern zufolge soll für den Ski-Weltcup in Sölden ein Teil des Rettenbachgletschers durch Baggerarbeiten zerstört worden sein.

Es sind erschreckende Bilder, die Greenpeace auf der Plattform X (ehemals Twitter) zeigt. Offenbar wird im Rahmen der Vorbereitung auf den Ski-Weltcup in Sölden ein Teil Rettenbachgletschers abgetragen. So lauten zumindest die Vorwürfe der Umweltorganisation. 

Recherchen belegen Zerstörung durch Baggerarbeiten

Wegen eines Tipps hatte Greenpeace Nachforschungen am Rettenbachgletscher angestellt. Laut einer Pressemitteilung der Umweltschutzorganisation würden Recherchen belegen, dass Teile vom Tiroler Rettenbachgletscher für das im Oktober anstehende Ski-Weltcup-Opening in Sölden zerstört würden. Greenpeace zufolge könne über frei zugängliche Webcam-Aufnahmen die Gletscherabtragung zurückverfolgt werden. "Die aktuelle Naturzerstörung am Rettenbachgletscher ist eine Katastrophe. Hier werden Skisport und Naturschutz gegeneinander ausgespielt. Unsere Gletscher dürfen nicht Prestigeprojekten zum Opfer fallen", so Greenpeace-Sprecherin Ursula Bittner in der Presseerklärung der Umweltschützer.

Forderungen an die Politik

Als Grund für diese Maßnahmen vermutet Greenpeace, dass der Gletscher, der während des Ski-Weltcups auch als Piste genutzt wird, teilweise geschmolzen ist. Um die Fahrbahn zu begradigen haben wohl die Verantwortlichen entschieden, den geschmolzenen Teil des Gletschers abzutragen um ihn mit Schutt und Kunstschnee zu füllen. Greenpeace forderte in ihrer Pressemitteilung österreichische Politiker dazu auf, die letzten verbliebenen Gletscher in Österreich besser zu schützen. 

Bergbahnen-Betreiber weist Vorwürfe zurück

Jakob Falkner, der Betreiber der Bergbahnen Sölden reagierte gegenüber den Medien empört auf die Vorwürfe. Er beschuldigt Greenpeace, "böswillig" zu agieren und Fakten falsch darzustellen. Falkner erklärte laut focus online, dass die Arbeiten nur einen bestehenden Bereich der Piste betreffen würden, der auch von normalen Wintersportlern genutzt wird. Die Arbeiten werden Falkner zufolge bis September dauern. 

Der Ski-Weltcup

Der Ski-Weltcup ist ein seit 1966 ausgetragener Wettbewerb in der Disziplin Ski Alpin. Dabei messen sich die Wintersportler in Abfahrtsrennen auf verschiedenen Pisten in Europa. In jeder Saison macht der Ski-Weltcup auch Station im nicht-europäischen Ausland, wie etwa Kanada oder USA. Eröffnet wird der Weltcup seit den 1990er Jahren mit einem Gletscher-Rennen Ende Oktober. Traditionell findet dieses Rennen am Rettenbachgletscher in Sölden statt. Dieses Jahr findet das Eröffnungsrennen am 27. Oktober statt. 

Der Rettenbachgletscher

Der Rettenbachgletscher, oder auch Rettenbachferner befindet sich im Tiroler Ötztal. Der Gletscher ist etwa zwei Kilometer lang und einen Kilometer breit. Er zieht sich von der Inneren Schwarzen Schneid in 3.367 Metern Höhe über den Pitztalübergang runter bis zu einer Höhe von knapp 2.680 Metern Seehöhe. Wie viele Gletscher in Österreich wird auch der Rettenbachgletscher wegen der Klimakrise immer kleiner. 

VG WORT Zahlpixel