Fahrlässige Tötung von 20 Monate altem Mädchen?: Umstürzender Ahorn erschlägt Kleinkind - Baumkontrolleur vor Gericht

25. September 2023 07:01 Uhr von dpa
Ein umstürzender Ahornbaum hat 2021 ein kleines Mädchen getötet. Nun steht deshalb ein Augsburger Baumkontrolleur vor Gericht. (Symbolbild)
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Mehr als zwei Jahre nach einem tragischen Unglück auf einem Augsburger Spielplatz kommt der Fall von Gericht. Ein umstürzender Ahorn tötet damals ein Mädchen. Ist ein Baumkontrolleur schuld daran?

Nach dem Tod eines Kleinkindes durch einen umstürzenden Baum muss sich am Montag (9.00 Uhr) ein Baumkontrolleur vor dem Augsburger Amtsgericht verantworten.

23 Meter hoher Ahorn stürzte in Augsburg auf Kind und Mutter

Im Juli 2021 war ein 23 Meter hoher Ahornbaum auf einem Augsburger Spielplatz umgestürzt und hatte eine Wippe getroffen, auf der gerade eine Mutter mit ihrer 20 Monate alten Tochter spielte. Beide wurden schwer verletzt, das Mädchen starb später in der Augsburger Uniklinik. Eine ältere Tochter der Frau spielte etwas entfernt und blieb körperlich unversehrt.

Staatsanwaltschaft: Kontrolleur hätte Pilzbefall bei Baum erkennen müssen

Der angeklagte Mann arbeitet seit dem Jahr 2006 für die Stadt Augsburg als Baumkontrolleur. Er hatte den betreffenden Baum 14 Monate vor dem Unglück untersucht und nichts festgestellt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, dass er bei dem schräg wachsenden Baum trotz Hinweisen auf einen Pilzbefall keine weitere Untersuchung veranlasst habe. Sonst hätte er erkennen können, dass die Standsicherheit des Ahorns nicht mehr gegeben sei.

Baumkontrolleur legte Einspruch ein

Das Gericht hatte einen Strafbefehl wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung gegen den Mann erlassen. Die festgelegte Geldstrafe hätte der Kontrolleur nicht zahlen müssen, da diese zur Bewährung ausgesetzt werden sollte. Der beschuldigte Stadtmitarbeiter will dies nicht akzeptieren und hat Einspruch gegen den Strafbefehl eingelegt, so dass nun verhandelt wird. Der Verteidiger des Kontrolleurs erklärte, dass es ein Gutachten gebe, wonach der Mitarbeiter ausreichende Maßnahmen ergriffen habe. Er habe den drohenden Baumsturz nicht erkennen können, erläuterte der Anwalt.

Ähnlicher Fall in Würzburg

Erst vor einer Woche war es auch in Würzburg zu einem tödlichen Baumsturz gekommen. Eine 59 Jahre alte Radfahrerin war von einer Buche getroffen worden und starb ebenfalls im Krankenhaus. Auch dort wird nun ermittelt. Dass Bäume unvorhergesehen umfallen, kommt in den Städten immer wieder vor. In den meisten Fällen führen allerdings Unwetter zu Baumstürzen.