Toter Junge von St. Johann in Tirol: Im Internet nach "ohnmächtig" gegoogelt: Belastet diese Suche den Vater?

5. Juli 2023 11:38 Uhr von Allgäuer Zeitung
St. Johann in Tirol stand im August 2022 unter Schock: Ein sechsjähriger Junge ertrank in der Kitzbüheler Ache. Sein deutscher Vater sitzt in U-Haft. Eine Google-Suche belastet ihn laut Justiz jetzt schwer.
Georg Köchler/Zoom Tirol, dpa

Leon (6) ertrinkt im Fluss in St. Johann in Tirol. Sein Vater muss in Untersuchungshaft. Eine Google-Suche belastet ihn laut Justiz jetzt.

Der Vater bleibt in U-Haft und die Ermittlungen gehen weiter. Vor der Tat am 28. August 2022 soll der aus Hessen stammende Verdächtige auf Google nach "ohnmächtig" gesucht haben. Das zeigt ein Beschluss des Obersten Gerichtshofes (OGH).

 

In St. Johann in Tirol war vor einem Jahr der durch einen Gendefekt beeinträchtigte sechsjährige Leon in der Kitzbüheler Ache ertrunken. Ende Februar 2023 wurde auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Innsbruck der 38-jährige Vater festgenommen. Der Vater soll die Flasche, mit der er zuvor angeblich niedergeschlagen und so ohnmächtig wurde, selbst im Kinderwagen mitgeführt haben. Auch seien die Verletzungen nicht mit der Tat in Einklang zu bringen gewesen.

Mord akribisch vorbereitet und kaltblütig durchgeführt?

Die Richter wei­sen laut Bild-Zeitung eine Grundrechtsbe­schwerde gegen eine U-Haft des Vaters zurück, weil aufgrund seiner Persönlichkeit weiter die Ge­fahr gegeben sei, dass er "mit massiver Gewalt gegen Mit­menschen" reagiert. Im OGH-Beschluss ist von einem "akribisch vorbereiteten und kaltblütigen Mord" an dem kleinen Leon die Rede. Der Verdacht gegen den Vater habe sich erhärtet.

Hubert Stanglechner, der Anwalt des Vaters, kritisiert wohl, dass die Recherche zum Thema "ohnmächtig" als belastendes Indiz gewertet werde. Obwohl die diesbezüglichen Ermittlungen noch nicht abgeschlossen seien. Es gelte die Unschuldsvermutung. Das berichten österreichische Medien wie puls24 oder die Tiroler Tageszeitung.

Einige Indizien soll der Verteidiger bereits entkräftet haben. Auf Bild online wird Stanglechner so zitiert: "Die Auslobung einer Belohnung von 30.000 Euro für Hinweise zur Tat war nicht die Idee meines Mandanten, sondern geschah aufgrund der Anre­gung eines Staatsanwaltes in Abstimmung mit dem Landes­kriminalamt."

Die ursprüngliche Meldung vom 28.8.2022 zum Tod des Jungen von St. Johann

Am frühen vergangenen Sonntagmorgen gegen vier Uhr war ein 37-Jähriger von Unbekannten ohnmächtig geschlagen und ausgeraubt worden, als er mit seinem sechsjährigen Sohn einen Spaziergang im Bereich der Redford-Promenade in St. Johann (Tirol) unternahm. Das Opfer wurde gegen 5.20 Uhr von einem Passanten gefunden, der die Rettung verständigte. Als er wieder zu sich kam, fragte der 37-Jährige nach seinem geistig beeinträchtigten Kind. Weil dieses nicht da war, wurde sofort eine Suchaktion unter Beteiligung der Feuerwehr St. Johann, einer Polizei-Diensthundestreife und zahlreichen Polizeistreifen eingeleitet.

Kind tot aus Kitzbüheler Ache geborgen

Der geistig beeinträchtigte Junge hatte sich laut Polizei wohl aus dem Kinderbuggy befreit, sich in Richtung der Kitzbüheler Ache aufgemacht und war darin ertrunken. Gegen 6.20 Uhr wurde das Kind tot in der Kitzbüheler Ache gefunden.

Georg Köchler/Zoom Tirol, dpa

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