Bei Dauerregen und Dunkelheit am Untersberg: Bergwacht sucht vermissten Bergsteiger ganze Nacht lang - "Hatte mehrere Schutzengel"

30. August 2023 10:30 Uhr von Josef Brutscher
Die Bergwacht hat am Untersberg einen 30-jährigen Bergsteiger gerettet. Die Rettung dauerte wegen dem schlechten Wetter die ganze Nacht lang. (Symbolbild)
picture alliance dpa dpa-Zentralbild Matthias Bein

Einen aufwendigen Einsatz bei Dauerregen, Nebel und Dunkelheit hatte die Bergwacht am Sonntag am Untersberg in den Berchtesgadener Alpen. Dabei suchten die Einsatzkräfte einen vermissten Bergsteiger über zwölf Stunden lang und retteten ihm schließlich das Leben.

 Die Bergwachtler rückten am Sonntagabend wegen einem jungen Bergsteiger zum Untersberg, einem Massiv in den Berchtesgadener Alpen an der deutsch-österreichischen Grenze, aus. Der 30-jährige Mann wollte laut der Bergwacht Bayern ursprünglich vom Stöhrhaus aus zum Rauhen Kopf, wurde dann aber bei der Polizei als vermisst gemeldet, weil er nicht wie ausgemacht gegen 16 Uhr zur Hütte zurückgekommen war.

 Schwieriger Rettungseinsatz bei Regen, Nebel und Dunkelheit

Gegen 19:50 Uhr wurde deshalb die zuständige Bergwacht Marktschellenberg alarmiert. Zusammen mit der Berchtesgadener Polizei und der Bergwacht Berchtesgaden machten sich die Bergwachtler aus Marktschellenberg daran, den Bergsteiger zu suchen. Das stellte sich jedoch an diesem Abend als recht schwierig heraus. Denn der Rettungshubschrauber "Christoph 14" hatte wegen dem anhaltend dichten Nebel und dem regnerischen Wetter keine Chance das Gebiet abzusuchen. Auch die Suche mit der Wärmebild-Drohne scheiterte. 

 Sennerin gibt entscheidenden Hinweis

Den Bergrettern blieb nichts anderes übrig, als sich zu Fuß auf die Suche zu machen. Mehrere Suchtrupps stiegen zu Fuß auf und konzentrierten sich zunächst auf den Rauhen Kopf bis hinüber zum Reisenkaser und Zehnkaser. Jedoch ohne Erfolg. Um kurz nach 22 Uhr erhielten die Bergretter dann einen entscheidenden Hinweis. Die junge  Zehnkaser-Sennerin erklärte den Einsatzkräften, dass der Vermisste ungefähr zwischen 13:30 und 14 Uhr noch bei ihr gewesen war und gesagt hatte, dass er übers Gatterl, den Scheibenkaser und den Mittagslochsteig wieder hinauf zum Stöhrhaus gehen wolle.

Bergretter finden vermissten Mann am Untersberg

Die Einsatzkräfte verlagerten daraufhin das Suchgebiet. Eine Gruppe der Bergwacht Berchtesgaden stieg von Dores Alm am Zehnkaser zum Stöhrhaus und Mittagsloch auf. Gegen 23 Uhr schafften die Gruppe es dann tatsächlich von oben aus Rufkontakt zu dem vermissten 30-Jährigen herzustellen. Die Retter stiegen zu dem Bergsteiger ab. Der Mann hatte Verletzungen an Fuß, Schulter und Kopf und war offenbar nicht mehr in der Lage weiterzugehen. Die Bergwachtler versorgten den 30-Jährigen so gut sie konnten, bis weitere Bergretter aus Berchtesgaden und Marktschellenberg mit zusätzlicher Ausrüstung ankamen.

 Bis zum Morgen - Abstieg mit verletztem Bergsteiger dauert etwa sieben Stunden lang

Die Retter lagerten den 30-Jährigen in einer Gebirgstrage und begannen mit dem Transport ins Tal. Der war aber wegen dem Wetter und dem Rückweg über einen alpinen Steig aufwendig und zeitintensiv. Durchgehend seilversichert brachten die Einsatzkräfte den Verletzten über den Scheibenkaser zum Roßboden am Ettenberg talwärts. Erst kurz nach 7 Uhr in der Früh kamen die Bergretter an der Bergrettungswache im Tal an. dort übergaben sie den 30-jährigen Bergsteiger einer Besatzung eines Rettungswagens, die ihn in die Kreisklinik Bad Reichenhall brachte.

Bergsteiger hatte "offensichtlich gleich mehrere Schutzengel"

Insgesamt waren 21 Einsatzkräfte der Bergwachten Marktschellenberg und Berchtesgaden sowie der Alpinen Einsatzgruppe der Polizei teilweise über zwölf Stunden lang und damit die ganze Nacht unterwegs, um den 30-Jährigen zu retten. Der 30-jährige Bergsteiger hatte laut der Bergwacht Bayern "offensichtlich gleich mehrere Schutzengel, die es gut mit ihm meinten." Denn obwohl sein Handy beim Absturz kaputtgegangen war und er selbst keinen Notruf mehr absetzen konnte, lief die Rettungskette an, da er sich nicht wie ausgemacht am Stöhrhaus zurückgemeldet hatte und sich andere Menschen um ihn Sorgen machten. Seine Plan-Änderung, doch nicht zum Rauhen Kopf und stattdessen über Scheibenkaser und Mittagsloch zurück zum Stöhrhaus zu gehen, hatte er zum Glück noch der Sennerin mitgeteilt. Dieser Mitteilung hat der Mann es wohl zu verdanken, dass die Retter ihn fanden.

Die kleinsten Mitteilungen können am Berg Leben retten

Weil solche kleinen Dinge im Ernstfall Leben retten können, teilt die Bergwacht Bayern mit:

"Alleingeher am Berg, die keine anderen Bergsteiger treffen, können Plan-Änderungen oder Verzögerungen auch über Handy an Angehörige melden, die dann Bescheid wissen und sich nicht unnötig Sorgen machen und dann den Notruf wählen. Hilfreich bei Suchen sind auch immer Einträge mit Namen, Datum und Uhrzeit in Steig- und Gipfelbücher, da die Suchmannschaften dann einfacher herausfinden können, wo ein Vermisster noch war und die oft riesigen Suchgebiete auf einen überschaubareren Bereich reduzieren können – dadurch steigt die Chance, einen Verletzten auch bei nasskalter Witterung noch rechtzeitig und damit lebend zu finden."

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