Bei der Deutschen Bahn hat am Donnerstagmorgen die erste Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt zwischen dem Konzern und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) begonnen. Fahrgäste der Bahn müssen sich damit wieder auf ungewisse Zeiten auf der Schiene einstellen. Ein rascher Arbeitskampf in dem Streit gilt als wahrscheinlich. GDL-Chef Claus Weselsky machte mögliche Streiks vor allem von der Haltung der Arbeitgeberseite zur Gewerkschaftsforderung nach einer Arbeitszeitabsenkung für Schichtarbeiter abhängig.
Gewerkschaftschef ist offen für Kompromisse
"Wenn die eine Seite ablehnt, über die Arbeitszeitabsenkung zu reden, wird sichtbar, dass man auf dem Verhandlungsweg nicht zusammen kommt", sagte Weselsky kurz vor dem Verhandlungsbeginn am Donnerstagmorgen in Berlin. "Damit es zum Streik kommt, muss die Arbeitgeberseite entweder gar kein Angebot machen oder ein schlechtes Angebot." Er signalisierte jedoch Kompromissbereitschaft. Kompromisse seien immer möglich, so Weselsky. "Wir werden sehen, was am ersten Verhandlungstag kommt. Streiks gibt es erst, wenn die Verhandlungen abgebrochen sind oder gescheitert."
GDL will Arbeitszeit für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich senken
Allerdings lehne die Arbeitgeberseite die Forderungen der GDL nach einer Absenkung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich ab, kritisierte Weselsky. "Ohne Arbeitszeitabsenkung wird es keine Tarifeinigung geben", betonte er. "Die Zeichen scheinen auf Sturm zu stehen."
Bahn-Personalvorstand Martin Seiler bezeichnete die Ausgangslage vor Verhandlungsbeginn am Donnerstag als "schwierig". Das Forderungspaket der Gewerkschaft sei riesig und "so in der Form nicht umsetzbar". "Wir müssten, allein wenn man das Arbeitszeitthema anguckt, zehn Prozent mehr Leute einstellen und das bei diesem Arbeitsmarkt." Gleichwohl wolle die Bahn am Verhandlungstisch zu Lösungen kommen. Die Bahn habe ein Angebot dabei. Details nannte Seiler zunächst nicht.
Die Gewerkschaft fordert unter anderem 555 Euro mehr pro Monat sowie eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Knackpunkt der Verhandlung dürfte aber die Forderung der Gewerkschaft sein, die Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter bei vollem Lohnausgleich von 38 auf 35 Stunden abzusenken.