Am See die Hüllen fallen lassen und Sonne und Wind auf der nackten Haut genießen - wird das bald zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit? Wenn es nach der Organisation "GetNakedGermany" geht, dann lautet die Antwort ganz klar "Ja". Sie möchte die Freikörperkultur (FKK) bei der UNESCO entsprechend eintragen lassen. Der Verein kündigte zum Jahresbeginn an, bis zum Herbst einen Antrag bei der deutschen UNESCO-Kommission einreichen zu wollen.
Als Brauchtum und Kulturform anerkennen
Eine Arbeitsgruppe soll jetzt bis zum Ende der Bewerbungsrunde begründen, warum die Freikörperkultur in das bundesweite Verzeichnis aufgenommen werden soll. "Die Freikörperkultur hat ihre historischen Wurzeln in Deutschland und kann auf eine lange und vielseitige Tradition zurückblicken", zählt der Leiter der Arbeitsgruppe, Ralf Sprenger, Gründe für das Vorhaben auf. "Sie ist jedem ein Begriff und wird von geschätzt 10 Millionen Menschen praktiziert. Nur formal anerkannt als Brauchtum und Kulturform ist die Freikörperkultur noch nicht – das wollen wir nun ändern." Sprenger ist zuversichtlich, was die Erfolgschancen angeht: "Breite Bevölkerungsschichten praktizieren die Freikörperkultur mit dem Gefühl der verbindenden Identität und Kontinuität. Die Werte der Freiheit und Toleranz zeichnen das Brauchtum des gemeinschaftlichen Nacktseins aus."
Achtsam und frei mit der Natur leben
Naturismus und Freikörperkultur hätten sich seit ihren Anfängen zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Deutschland zu einem beliebten Lebensstil etabliert, betont "GetNakedGermany". Dabei stehe die Idee im Mittelpunkt, achtsam und frei mit und in der Natur zu leben. „Neben Schwimmen und Sonnenbaden zählt dazu auch der Sport, der meist unbekleidet ausgeübt wird.“ Ein weiteres Prinzip der Freikörperkultur: Das physische und psychische Wohlbefinden zu fördern.
Öffentliche Aufmerksamkeit erhöhen
Von der Aufnahme in das Bundesregister des immateriellen Kulturerbes und in die internationale Liste der UNESCO erhofft sich der Verein eine größere Aufmerksamkeit für die FKK-Praxis. „Die öffentliche Aufmerksamkeit ermöglicht es, die Vitalität und Zukunftsfähigkeit der FKK zu erhalten und bietet gleichzeitig eine Plattform, um das Brauchtum kreativ weiterzuentwickeln.“
Beitrag zur weltweiten friedlichen Verständigung
Die Freikörperkultur hat ihren Angaben nach Anhänger in weiten Teilen der Welt. Die Antragsteller glauben deshalb, dass die formale Anerkennung der FKK als Kulturerbe wesentlich zur europäischen und weltweiten friedlichen Verständigung beitragen kann. Unterstützung erhalten sie vom Deutschen Verband für Freikörperkultur e.V. (DFK). „Wir unterstützen das Vorhaben ideell und sehen darin eine große Chance, dass der Naturismus und die Freikörperkultur in der Öffentlichkeit positiver wahrgenommen werden“, sagt Wilfried Blaschke, DFK-Präsident.
