'Das passt schon', antwortet Skispringerin Veronika Zobel per SMS ('Short Message Service'/'Kurznachrichtendienst') gelassen auf die Bitte, das verabredete Interview um eine knappe Stunde zu verschieben. Ihr Nachmittagsprogramm ist derzeit flexibel. Ihr Fitnesspensum kann sie selbst bestimmen, denn es zwickt im Knie.
Die Diagnose 'retropatellarer Knorpelschaden' lässt im Moment nur reduziertes Training zu. Drum kann sich die 18-Jährige die Zeit nehmen, über ihren Sport, ihren Einzug ins Skiinternat und ihre Ziele für diesen Winter zu erzählen.
Auf der 'Gaisalpe' zu Hause
Seit Beginn des neuen Schuljahrs wohnt die Vroni, die auf dem Berggasthof 'Gaisalpe' oberhalb von Reichenbach daheim ist, im Skiinternat in Oberstdorf. Sie besucht die Fachoberschule in Sonthofen. Mit der Fahrerei zur Schule sei es im Winter von Oberstdorf aus leichter als von oben am Berg.
Und ins Training könne sie nun zu Fuß gehen, erklärt Vroni den Umzug. Am Wochenende sei sie ja schnell bei der Familie, und vom Fenster kann sie zu ihrem Hausberg Rubihorn hinüberblicken.
Die Schule selbst habe ihr nie so richtig Probleme bereitet, weshalb sie Fehlstunden und die Reisen zu Trainingseinheiten und Wettkämpfen relativ locker wegstecke und das Nachhilfeangebot im Internat vermutlich nur wenig nutzen müsse. Skispringen hat sich inzwischen zum Ganzjahressport entwickelt.
Vroni stand im Sommer 2012 schon einige Male ganz weit oben auf dem Podest. Beim Alpencup waren es in sechs Wettbewerben zwei zweite Plätze, zwei dritte und ein fünfter Rang, was ihr in der Gesamtwertung Platz zwei einbrachte.
Ein sechster Rang bei den Deutschen Meisterschaften (DM) und ein dritter Rang bei den Jugend-DM lassen ebenfalls hoffen auf einen erfolgreichen Winter der C-Kader-Athletin, die für den SC Oberstdorf an den Start geht. Seit 2003 steht die Fachoberschülerin auf Skisprungbrettern.
Sie fand mit acht Jahren Gefallen an dem Sport, den ihr älterer Bruder Joachim damals ausübte. 'Der hat es inzwischen aufgegeben, aber mir gefällt es nach wie vor', lässt Vroni wissen.
Zumal das Skispringen etwas ganz Besonderes sei und das Frauenskispringen derzeit besonders international eine enorme Aufwertung erlebe. Es gibt schon länger Weltmeisterschaften, seit dem vergangenen Winter werden Weltcups ausgetragen und in Sotschi springen die Frauen erstmals um olympische Medaillen.
Für den vorolympischen Winter hat die Oberstdorferin sich einiges vorgenommen. 'Im Weltcup will ich wieder gute Leistungen bringen, und zur Jugend-WM am 20. Januar in Liberec würde ich gern mitfahren', wünscht sich die Fachoberschülern.
Probleme mit dem Knie
Dafür hängt sie sich voll rein, motiviert sich immer wieder, den eigenen Trainingsplan zu erfüllen und meint zuversichtlich, das mit dem Knie werde mit etwas Geduld schon wieder.
'Jede Springerin hat doch so ihre Probleme, die eine mit dem Gewicht, die andere mit alten Verletzungen, und bei mir zwickt es im Moment eben im Knie', meint das Skisprungtalent gelassen. Auf diese Gelassenheit setzt die Oberstdorferin, wenn es im Wettkampf wieder um Bestweiten und höchste Haltungsnoten geht.