Achim Wittlinger und Stefan Albrecht schnappten sich nach Spielschluss von den Fans die Trommelschlegel und hauten aufs Blech, dass es nur so eine Art hatte. Die Anspannung musste raus nach dem unerwarteten 31:27 (14:16)-Heimsieg der Ottobeurer Bayernliga-Handballer gegen den Tabellenzweiten. Die Erleichterung brach sich auch auf den Zuschauerrängen Bahn: Stehend feierte das Publikum das Team um den überragenden Mikko Koskue.
Nach der ersten Hälfte hatte es noch nicht so ausgesehen, als sollten die Ottobeurer gegen das junge Team des Handball-Leistungszentrums (HBLZ) Großwallstadt die Oberhand behalten. Zu klar dominierten die Gäste in der Anfangsphase die Partie, lagen auch meist mit ein oder zwei Toren vorn. Wie ein Weckruf an die eigene Mannschaft mutete es an, als Mikko Koskue (der auch später durch Sonderbewachung nie ganz auszuschalten war) kurz vor dem Pausenpfiff einen Siebenmeter zum 14:16 verwandelte.
Deutliche Steigerung im zweiten Durchgang
Im zweiten Durchgang steigerten sich die Mannen von Trainer Thomas Lang deutlich, während bei den jungen Gästen die Konzentration nachließ. Immer wieder setzte sich jetzt auf Ottobeurer Seite auch Benedikt Bartenschlager kraftvoll durch. Selbst sein verletzungsbedingter Ausfall - er war nach einem Foul sehr unsanft mit dem Kopf auf den Hallenboden geknallt und musste behandelt werden - konnte den TSVO in der Schlussviertelstunde nicht mehr von der Siegerstraße abbringen. Ab dem 22:22-Ausgleich bekamen die Ottobeurer das Spiel besser in den Griff. Und es steigerte sich vor allem auch Schlussmann Stefan Albrecht enorm.
Der 34-Jährige, der im ersten Durchgang noch kaum eine Hand an den Ball gebracht hatte, parierte jetzt immer wieder prächtig und sicherte letztlich zusammen mit einem am Ende ebenso deutlich konsequenteren Abwehrverbund den Erfolg der abstiegsgefährdeten Gastgeber.
"Am Ende wars ein Sieg des Willens", analysierte Coach Lang zutreffend, "die Mannschaft wollte sich bei den Fans für die zuletzt schlechte Leistung rehabilitieren". Ausdrücklich lobte Lang auch Mihaly More: "Hut ab vor Mischas Sportsgeist!" Der 40-Jährige, der aktuell das Damenteam betreut und sich in der zweiten Mannschaft fit hält, war kurzfristig auf der Rechtsaußenposition eingesprungen, wo der zuletzt sehr stark spielende Stefan Bartenschlager verletzungsbedingt ausgefallen war. Mit dem angeschlagenen Roman Polyfka war ein weiterer Linkshänder nur noch eingeschränkt einsetzbar.
"Jetzt ein bisschen durchatmen vor dem nächsten Abstiegsspiel"
Nach dem Erfolg gegen Großwallstadt, das vom Weltmeister-Torhüter von 1978, Manfred Hofmann, betreut wurde, könne man jetzt "ein bisschen durchatmen", sagte ein erleichterter Thomas Lang, der freilich auch schon auf "das nächste Abstiegsendspiel in Rothenburg" hinwies.