Am Ende siegte wohl die Vernunft beim 1. Squash-Club Kempten. Nach dem sportlichen Abstieg aus der 2. Bundesliga hätte der Verein das Recht gehabt, gemäß den Statuten des Deutschen Squash- und Racket-Verbandes (DSRV) die Mannschaft für die 1. Bundesliga zu melden. In einer kurzfristig einberufenen Versammlung am späten Montagabend, an der zehn Mitglieder aus Mannschaft, Vorstand und Förderkreis teilnahmen, wurde der Entschluss gefasst, aus sportlichen Gründen den Abstieg in die Bayernliga zu akzeptieren.
"Wir wissen, dass dieser Abstieg in jedem Fall ein verlorenes Jahr für unsere Mannschaft bedeutet", sagte der Vorsitzende Dietmar Jürschik (52) im Anschluss an die äußerst konträr geführte Diskussion. "Wir sehen aber unsere jungen Spieler kommende Saison in der Bayernliga wesentlich besser aufgehoben, als in der 1. Bundesliga. Wir könnten uns zwar Erstligist nennen. Aber das Risiko, dass unsere Talente wegen der sportlichen Chancenlosigkeit in der kommenden Runde demotiviert werden, ist uns zu groß. Es erscheint uns vernünftiger, kleinere Brötchen zu backen."
Spieler treffen Entscheidung
Den Ausschlag für die Entscheidung - gegen 1. Bundesliga und für die Bayernliga - gaben letztlich die Spieler und der Trainer selbst. Von der derzeitigen Mannschaft waren Coach Norbert Mayr, Johannes Herz und Timo Wernhard vertreten. Ken Gibson war verhindert. Von Georg Pickl ist bekannt, dass er den 1. SC Kempten nach der Saison Richtung Deisenhofen verlassen will. Mit den Profis Stephen Coppinger (Südafrika) und Jaymie Haycocks (England) wurde vereinbart, dass sie sowohl in der 1. Bundesliga als auch in der Bayernliga für die Allgäuer aufschlagen werden.
Mayr: "Sind noch nicht so weit"
Wernhard (26) hätte sich zwar bereit erklärt, 1. Bundesliga zu spielen. "Aber scharf darauf bin ich nicht. Es bringt mir nichts, wenn ich nach 20 Minuten aus dem Court gehe und rausgeschossen worden bin, weil ich null Chance hatte. In der ersten Liga habe ich nun mal keinen Auftrag, mitzuhalten." Nachwuchs-Nationalspieler Herz: "Ich spiele lieber in der Bayernliga an Position 1 als in der 1. Bundesliga an Position 2 oder 3. Dafür reicht es für mich noch nicht," beschreibt der 16-Jährige.
Mayr (41): "Aufzusteigen macht keinen Sinn. Es wäre ein Jahr zu früh für Herz und Wernhard. Einen Lerneffekt würde es in der ersten Liga nicht geben. Jetzt gehen wir eben durch das Tal."
Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es für Kempten noch, in der 2. Bundesliga zu bleiben, was das erklärte Ziel vor der Saison war. Am heutigen Mittwoch endet die Meldefrist für die Vereine, die in der 2. Bundesliga spielen wollen. Sollten die Mannschaften aus Schwandorf und SI Stuttgart II dieses Recht nicht wahrnehmen, würde Kempten zweitklassig bleiben, da in diesem Fall nur ein Team (Ulm) aus der zweiten Liga absteigen würde. Jürschik: "Darauf verlassen wir uns nicht und darauf spekulieren wir auch nicht. Wir planen ab sofort für die Bayernliga."
Mit dem nahezu sicheren Abstieg des 1. SC Kempten würde ein fast schon unheimliches Gesetz der Serie in Kemptens Sportgeschichte fortgeschrieben. Alle Teams, die seit 2006 bei der Sportgala zur "Mannschaft des Jahres" in Kempten gewählt wurden, stiegen in der darauf folgenden Saison ab