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Snowboarder Elias Elhardt verabschiedet sich vom Wettkampfsport

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Snowboarder Elias Elhardt verabschiedet sich vom Wettkampfsport

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    Snowboarder Elias Elhardt verabschiedet sich vom Wettkampfsport
    Snowboarder Elias Elhardt verabschiedet sich vom Wettkampfsport Foto: dpa

    Es sind weitreichende Entscheidungen, die Elias Elhardt in diesem Sommer für sich getroffen hat. Zum Beispiel, dass er bei den olympischen Winterspielen 2014 nicht dabei sein will. Der Snowboardprofi aus Oberstaufen hätte in dieser Saison schon bei diversen Fis-Wettbewerben Punkte sammeln müssen, um sich für den erstmals ins olympische Programm aufgenommenen Slopestyle-Wettbewerb überhaupt qualifizieren zu können. Nun zählt Elhardt sicherlich zu den Weltbesten beim Ritt über den Hindernisparcours mit Kickern (Schanzen) und Rails (Geländern). Aber einerseits beobachtet der 23-Jährige – wie viele andere Stars der unabhängigen, freiheitsliebenden Snowboarder-Szene – mit großer Skepsis die Bestrebungen des Weltskiverbands Fis, der plötzlich die junge, hohe Einschaltquoten und neue Werbemärkte versprechende Disziplin für sich entdeckt hat. In Elhardts Augen vertritt die Fis den Snowboard-Sport nicht nur wenig authentisch, sondern zeigt auch kaum Interesse daran, ihn weiterzuentwickeln.

    Nicht nur ihm kommt es so vor, als wolle sich der mächtige Verband die 'Wintersport-Subkultur' im Stile einer feindlichen Übernahme einverleiben, ohne Rücksicht auf bestehende Strukturen und jugendliche Lebensgefühle. So beansprucht die Fis die alleinige Hoheit über die Olympia-Qualifikationswettbewerbe und lehnt den Kompromissvorschlag der alternativen Snowboard-Plattform Ticket-To-Ride-Tour (TTR), der auch Elhardt nahe steht, eines gemeinsamen Qualifikationssystems ab.

    Dazu kommt, dass Elias Elhardt, der in der vergangenen Saison beim Air & Style in Peking, einem der wichtigsten Wettbewerbe der Freestyle-Snowboarder überhaupt, Dritter geworden war, ohnehin genug hat von der stressigen und nicht ungefährlichen Contest-Tretmühle. Am 16.

    /17. Dezember wird sich Elhardt beim Big Air in Stuttgart aber nochmals ein Starterleibchen überstreifen. 'Weil es so nah ist', erklärt der Allgäuer. Danach will er nur noch das tun, was er am liebsten macht: Snowboarden im freien Gelände, ohne Juroren und Wettkampfstress, nur mit Foto- und Filmkamera-Teams als Begleiter.

    Namen in der Welt gemacht

    Elhardt wagt einen Schnitt, den er sich nur leisten kann, weil er sich in den vergangenen Jahren mit schwierigsten Tricks bei hochklassigen Contests auf den Riesenschanzen dieser Welt einen Namen gemacht hat. Er selbst spricht von einem Karriereweg, wie er typisch ist in der Szene.

    Dass 'People Films', die wohl weltweit größte Snowboard-Videoproduktionsfirma, ihn jetzt unter Vertrag genommen hat, bezeichnet der sonst eher zurückhaltende Blondschopf als 'Hammer'. Andererseits weiß Elhardt auch, dass die Erwartungen an ihn hoch sind. Und er muss seinen Lebensmittelpunkt für die nächsten Monate nach Kanada, genauer nach Whistler verlegen.

    Weihnachten wird Elias Elhardt noch bei seinen Eltern in Oberstaufen verbringen, dann geht es über den großen Teich. Das Appartement ist schon angemietet. Was noch fehlt, ist das Schneemobil, auf dem man sich in British Columbia als Snowboard-Hauptdarsteller am Filmset fortbewegt.

    Elhardt freut sich auf sein neues Leben. Weil es seinen Idealvorstellungen vom Snowboardfahren am nächsten kommt, nämlich Spuren in den jungfräulichen Tiefschnee zu zeichnen, mit dem Gelände zu spielen und nicht ausschließlich bei Wettkämpfen auf perfekt präparierten Anlagen durch die Luft zu wirbeln. Im vergangenen Jahr noch hatte Elhardt versucht, Filmen, Contest-Starts und Sponsorenverpflichtungen unter einen Hut zu bringen. 'Da habe ich mich verzettelt', meint er rückblickend.

    Jetzt also nur noch der Big Air-Contest in Stuttgart. Die Einladungen zum Air & Style in Innsbruck und Peking, eigentlich die Höhepunkte im Snowboard-Terminkalender, hat Elhardt dankend abgelehnt.

    Im vergangenen Winter hatte er sich beim Training auf der Riesenrampe im Innsbrucker Bergisel-Skisprungstadion am Knöchel verletzt – auf einer Anlage, die kleinste Fehler nicht verzeiht, und auf der sich gleichwohl die Snowboard-Elite mit immer waghalsigeren Flugmanövern gegenseitig aufstachelt.

    Letzter Auftritt in Stuttgart

    Elias Elhardt braucht das alles nicht mehr. In Stuttgart will er 'einfach nur mitmachen.' So wie er das beim freestyle.ch in Zürich vor 30 000 Zuschauern im September auch schon getan hat.

    Dort war sich Elias Elhardt vor dem ersten Sprung noch nicht ganz sicher, ob es möglich ist, 'sich keinen Stress zu machen' und ganz ohne Siegambitionen bei solch einem Event mitzumachen. 'Es geht', hat er zufrieden festgestellt – und sich gefreut über die neugewonnene Freiheit.

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