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Meditation der anderen Art: Der Deutsche Meister Simon Wölfl (28) schaltet beim Schießen in Kempten ab

Luftgewehrschießen

Meditation der anderen Art: Der Deutsche Meister Simon Wölfl (28) schaltet beim Schießen in Kempten ab

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    Meditation der anderen Art: Der Deutsche Meister Simon Wölfl (28) schaltet beim Schießen in Kempten ab
    Meditation der anderen Art: Der Deutsche Meister Simon Wölfl (28) schaltet beim Schießen in Kempten ab Foto: Lukas Plapst

    Simon steht am Schießstand. Er ist ruhig und in sich gekehrt. Dann nimmt er sein Luftgewehr nach oben und setzt es sich an die Brust. Er nimmt einen festen Stand ein. Was um ihn geschieht, beachtet er nicht, denn seine Konzentration gilt der Zielscheibe. Simon atmet noch einmal tief aus, dann drückt er den Abzug.

    Schießen ist Konzentrationssache. "Beim Schießen kommt es darauf an, den Körper mit seinem Inneren in Einklang zu bringen. Dass man einfach ruhig wird und diese ganzen Umwelteinflüsse ausblendet", erklärt uns der diesjährige Deutsche Meister Simon Wölfl. Wir haben uns mit Simon im Schützenheim der FSG Kempten getroffen und ihn bei seinem Training begleitet.

    Simon kommt aus Pfuhl, einem Ortsteil von Neu-Ulm. Dort hat er vor 20 Jahren angefangen zu schießen. Der damalige Abteilungsleiter des Schützenvereins in Pfuhl ist ein Handball-Mannschaftskollege von Simons Vater. Als Simon acht Jahre alt war, hatte er ihm angeboten, das Schießen auszuprobieren. Inzwischen ist Simon Sportleiter in seinem Heimatverein in Pfuhl, schießt aber auch im Schützenheim in Kempten und hat sich dieses Jahr den Deutschen Meistertitel im Luftgewehrschießen geholt.

    Die glücklichsten Momente im Sport

    Das Finale der Deutschen Meisterschaft war dieses Jahr sehr knapp, erzählt er. Sein Gegner hat zuerst den Schuss gesetzt. Dann ging ein Raunen durch das Publikum. "Das heißt für uns Schützen immer: Da war irgendwas nicht so toll", erklärt Simon. Danach hat er seinen Schuss absolviert, mit dem er nicht ganz zufrieden war. Als er dann jedoch auf den Bildschirm, der vor den Schützen steht, geschaut hat, war sein Name mit Gold hinterlegt. "Das war noch mal ein Adreanlinschub zusätzlich und war einfach schön", erzählt Simon von seinem bisher glücklichsten Moment im Sport.

    Sein zweitglücklichster Moment im Sport war der Aufstieg in die 2. Bundesliga zusammen mit seiner Mannschaft von der FSG Kempten. Jetzt will er mit den Mannschaftskollegen in die 1. Bundesliga aufsteigen. Olympia zählt dagegen nicht zu seinen Zielen. Denn für Olympia müsste Simon innerhalb der Kaderstrukturen aufsteigen und dort an den entsprechenden Wettkämpfen teilnehmen. Das ist jedoch sehr zeitaufwändig und mit seiner Arbeit als Applikationstechniker im Außendienst zeitlich nicht vereinbar.

    Ist Schießen überhaupt ein Sport?

    Obwohl der Körper beim Schießen komplett ruhig ist und ein Außenstehender nicht erkennt, ob die Muskeln arbeiten, strengt das Schießen die Sportler an. Die Schützen benötigen viel Muskelkraft, denn die Luftgewehre, mit denen geschossen wird, wiegen teilweise bis zu 5,5kg. "Das muss auch jedes Mal wieder hoch genommen werden, gehalten werden, gestützt werden und von daher ist es ein Sport wie jeder andere für mich", erklärt Simon.

    Nicht nur der Umgang mit den Gewehren strengt die Schützen an. Denn sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren, ist gar nicht so einfach. Die Schützen müssen in Extremsituationen dem Druck von außen und ihrer eigenen Aufregung standhalten. Auf Wettkämpfen wie der Deutschen Meisterschaft sind tausende Zuschauer. Dadurch haben die Sportler neben der Hitze in der Schießhalle auch noch mit Sauerstoffmangel zu kämpfen.

    Umso fitter ein Schütze ist, umso besser kann sein Körper mit den äußeren Umständen umgehen und seine Konzentration im Wettkampf länger aufrecht erhalten. Deswegen ist die Ausdauer eines Schützen sehr wichtig. Für die nötige Ausdauer fährt Simon in seiner Freizeit Fahrrad. So hält er sich nicht nur fürs Schießen fit, sondern hat auch noch einen körperlichen Ausgleich.

    Vorurteile, denen sich die Schützen stellen müssen

    Als Schütze wird Simon nicht nur mit dem Vorurteil konfrontiert, dass Schießen kein Sport sei. Außenstehende halten die Sportler oft für Waffennarren. "Dass es eine Waffe ist, sollte man immer im Hinterkopf haben", sagt Simon. Aber für sie sind die Gewehre und Pistolen, mit denen sie schießen, trotzdem ganz normale Sportgeräte mit denen sie eben trainieren. Der Verein schult die Sportler und klärt über den richtigen Umgang mit den Waffen auf.

    Zum Verein kommen kann jeder, der will. Man bekommt dort die Ausrüstung umsonst vom Verein gestellt, bis man sich eine eigene zulegt. Danach schaut sich der Verein seine Neu-Mitglieder trotzdem etwas genauer an. Die Verantwortlichen sehen, ob jemand wirklich Interesse am Sport hat oder eventuell nur wegen der Waffen in den Schützenverein kommt. Das kommt aber nur selten vor, die meisten kommen zum Schießen, um den Sport zu betreiben. Und unter ihnen ist vielleicht schon der nächste Deutsche Meister, der aus dem Allgäu kommt.

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