Windsurfen: Lukas Schill (11) lebt in der kalten Jahreszeit in Dietmannsried - Zwischen Pfingsten und Herbst im Süden zu Hause

26. Februar 2011 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Matthias Schrader (dpa)

Im Winter im Allgäu, im Sommer auf Karpathos Noch hat der Winter das Allgäu im Griff. Der elfjährige Lukas Schill nutzt das zum Ski- und Snowboardfahren. Schon längst sehnt er sich aber nach Sonne, Wind und Meer.

Denn nur im Wasser fühlt sich der Bub aus Dietmannsried so richtig zu Hause - er ist begeisterter Windsurfer und verbringt viele Wochen im Jahr im Surf-Mekka Paradise Bay auf der griechischen Insel Karpathos. Vater Christopher Schill (44) eröffnete dort 1992 eine Surfschule und lebte mit Frau Elke (43) zunächst ganzjährig auf der Insel. Lukas Schill wuchs am Strand zwischen Surfbrettern und Segeln auf. Irgendwann fing er von allein mit dem Windsurfen an. "Wann, das habe ich vergessen", sagt er. "Mit sechs Jahren", sagt der Vater. Zunächst waren die Eltern oder einer der Surflehrer immer dabei. "Er musste erst Schwimmen lernen, um alleine raus zu dürfen", so Christopher Schill. Seit er das kann, ist Lukas während des Sommers täglich draußen auf dem Meer, um die Elemente zu beherrschen.

Schulnoten sind in Ordnung

"Er ist ein beliebtes Fotomotiv", sagt der Vater. Elfjährige, die so gut surfen, gebe es wenige. Das Konterfei von Lukas zierte schon Titelseiten von Magazinen. Den ersten Sponsor für sein Material hat er auch schon. "Das motiviert ihn", glaubt sein Vater. Lukas selbst sagt: "Mal sehen, was der Sommer so bringt."

Motivation ist auch das Stichwort beim Thema Schule. Damit Lukas in Deutschland zur Schule gehen kann, lebt Familie Schill außerhalb der Surfsaison im Allgäu. Der Sohn besucht die sechste Klasse der Realschule, aber ab Pfingsten ist er in Griechenland und holt dort täglich mit einer Privatlehrerin den Stoff nach. Es funktioniert gut, die Noten sind in Ordnung.

Für die Eltern ist ein ordentlicher Schulabschluss am wichtigsten, dann kommt Windsurfen. "Für mich ist es eher anders herum", sagt Lukas. Seine Lieblingsliteratur ist nicht das Mathebuch ist, sondern die Surf-Bibel. "Da steht alles drin", sagt er und strahlt. Am Loop, eine Art Salto, feilt er seit einiger Zeit. "So halb kann ich ihn, aber ich liege oft im Wasser", gibt er zu.

Björn Dunkerbeck ist das Idol

Große Augen macht Lukas, wenn der Weltcup-Zirkus mit allen Stars der Szene Station auf Karpathos macht. "Da würde ich gern mitfahren", sagt der Elfjährige. Die Eltern erlauben es noch nicht. Im Training fährt er aber munter zwischen den Profis umher. "Er fällt gar nicht auf", sagt der Vater stolz. Das Idol von Lukas ist der mehrfache Weltmeister Björn Dunkerbeck (41).

Lukas zählt die Tage, bis es wieder nach Karpathos geht. Im April beginnt dort die Surf-Saison. Lukas fährt dann zwar mit, kommt jedoch mit der Mutter zurück. Erst ab Pfingsten bleibt die ganze Familie auf Karpathos. Koffer hat er noch nicht gepackt. "Mach ich immer am letzten Tag. Ich hab meine Sachen eh in Griechenland", sagt er. Mehr als Surf-Shorts und Brett braucht er im Paradies nicht. Die gleiche Entwicklung bahnt sich für Schills übrigens auch bei Tochter Sandra an. Die Neunjährige steht mittlerweile auch auf dem Surfbrett.