Wenn Anton Probst in seinen Terminkalender schaut und Monat für Monat durchblättert, stellt er fest: Ein Höhepunkt folgte dem nächsten. Und der nächste lässt nicht mehr lange auf sich warten. Für Ende August hat der 51-jährige Marktoberdorfer Paralympics, gleichsam die Olympischen Spiele der Behinderten, in London fest gebucht. Für ihn die siebten.
Die Fahrkarte hat er bereits seit längerem in der Tasche. Wieder einmal. Probst gehört seit 20 Jahren zur internationalen Spitze der Volleyball-Schiedsrichter: 'Ich denke, darauf kann ich stolz sein.' Dabei ist dieses Amt alles andere als einfach. Denn Sitzvolleyball sei 'immens schnell, dreimal schneller als beim Volleyball in der ersten Liga'. Probst muss es wissen, pfeift er doch auch bei den Nichtbehinderten.
Fast wie ein Chamäleon
Beim Sitzvolleyball versuchen sechs Sportler, auf dem fünf mal sechs Meter großen Feld, den Ball über das Netz zu schlagen.
Dabei darf der Allerwerteste nicht die Bodenhaftung verlieren, was gerade bei doppelt Beinamputierten – sind sie erst einmal in Schwung – gar nicht so einfach einzuhalten ist. Deshalb brauche es viel Fingerspitzengefühl, um entscheiden zu können: War es Absicht oder doch die Geschwindigkeit? Deshalb geht es Probst manchmal wie einem Chamäleon: 'Ein Auge musst Du auf den Ball richten, das andere auf den Spieler.'
Er versteht sein Handwerk
Der Marktoberdorfer versteht sein Handwerk. So leitete er bei der Europameisterschaft im Sitzvolleyball das Finale der Frauen, war beim Europacup in Polen Chefschiedsrichter und jüngst bei den Parapanamericana Games im mexikanischen Guadalajara im Einsatz. 'Das war schon wie eine kleine Olympiade mit einem supertollen olympischen Dorf.
' 28 Nationen waren am Start. Unter anderem wachte er dabei über die Partie zwischen Kanada und Mexiko. Und selbst die Millionenmetropole empfand er als 'schöne Stadt'. Hinzu kamen diverse Länderspiele bei den Nichtbehinderten.
Er betreibt das Pfeifen als Hobby, obwohl es sehr zeitaufwendig ist. Urlaub und Überstunden wendet Probst, der im Zentraleinkauf der Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren arbeitet, dafür auf. Da sei es ein Glücksfall, wenn ihn auf diesen Reisen auch seine Frau Karin begleiten kann.
Im Gegensatz zu Probst haben sich die deutschen Mannschaften der Frauen und der Männer noch nicht für die Paralympics in London qualifiziert. Sollte das diesmal wieder nicht gelingen, fürchtet er allmählich auch um das Sitzvolleyball. Standvolleyball spiele seit den Paralympics in Sydney im Jahr 2000 schon keine Rolle mehr, weil diese Disziplin danach aus dem Programm gestrichen worden war. Fünf gute Nationen kämpfen noch um das Ticket für England. Größte Konkurrenten seien die USA, die Ukraine und eventuell der Irak.
Außer London hat Probst bereits zwei weitere hochkarätige Termine in seinem Kalender für das neue Jahr im Visier: die Militär-Weltmeisterschaft und die Sitzvolleyball-WM der Junioren. Fest ausgemacht sei zwar noch nichts, aber in der Urlaubsplanung berücksichtigt sie der Marktoberdorfer sicherheitshalber schon einmal.
Und es werden noch viele weitere Aufgaben dazu kommen. Nur die Paralympics, die werde keine Veranstaltung toppen können. Das weiß er, auch ohne Prophet zu sein.